Hattingen. Thomas Kordges versteht die Angst der Umbaugegner vor der Baustelle. Eingriff in Hattingen sei an der Stelle für die Artenvielfalt unverzichtbar.

In Kürze wird die Bezirksregierung Düsseldorf die Weichen für den Umbau am Ruhrbogen stellen – und den Antrag auf Einleitung des Plan­feststellungsverfahrens einreichen (Verzögerungen hatte es kurzzeitig wegen eines Personalengpasses gegeben). In diesem Verfahren, das in Arnsberg geführt wird und bei dem alle Seiten noch einmal Gelegenheit haben, Bedenken zu äußern, soll entschieden werden, was wie gebaut wird. Die Maßnahme hat erbitterte Gegner, aber auch Befürworter.

Initiativkreis erreichte den Denkmalschutz

Seit mehreren Jahren stemmt sich der Initiativkreis für den Erhalt des Ruhrbogens gegen das Vorhaben. Er bringt Bedenken vor, mit den Buhnen werde ein Stück Heimat zerstört und der Umbau sei nicht nötig. Bereits jetzt gebe es dort ein intaktes Ökosystem. In seinem Kampf hat der Initiativkreis erreicht, dass mehrfach die Pläne geändert, der Ruhrbogen unter Denkmalschutz gestellt wurde. Warum er den ­Umbau trotzdem für nötig hält, erklärt jetzt der Hattinger Naturschützer und Landschaftsplaner Thomas Kordges.

Der Ruhrbogen, so wie er jetzt aussieht – mit Buhnen.
Der Ruhrbogen, so wie er jetzt aussieht – mit Buhnen. © Hans Blossey

„Es wird vieles über den Ruhr­umbau erzählt und es werden Ängste geschürt“, ärgert er sich. Er betont: „Der Ruhrbogen ist, da sind wir uns alle einig, ein markanter und attraktiver Teil des Hattinger Ruhrtales.“ Und zum Zwecke der Schiffbarmachung habe es gute Gründe gegeben, den Fluss so zu gestalten. Allerdings hätten sich diese Gründe überlebt. „Deshalb haben wir die Verpflichtung, den Zustand zu verbessern.“

Der Fluss soll entfesselt werden

Ziel ist es, die Ruhr zu entfesseln, damit sie sich mit höherer Fließgeschwindigkeit selbst gestalten kann. Die Biologen der Bezirksregierung versprechen sich davon die Wiederansiedlung von Arten. Mit Blick auf die Argumente der Umbaugegner, dass es dort Artenvielfalt gebe, sagt Kordges: „Irgendwelche Arten wird es immer geben, aber wir wollen anspruchsvollere und standorttypische.“ Eschen, Barben und Lachse wünscht er sich in typischer Zahl zurück. Und betont: „Deshalb werden die anderen ja nicht verschwinden.“

Ihn ärgert, dass die Umbaugegner die Existenz von Studien der Planungsbüros in Frage stellen. „Das ist ja hier kein Projekt von grünen Spinnern.“

Wickede und Arnsberg sind Vorreiter

Auch Vögel werden als Beispiele angeführt, dass die Ruhr in Hattingen gesund sei. „Ja, die Arten fliegen vorbei. Deshalb ist es unstrittig, dass sie da sind. Aber es gibt hier keine Nistplätze, zum Beispiel der Uferschwalbe“, sagt der Naturschützer.

Die Angst vor einer Baustelle an der Ruhr versteht er. Allerdings: „Um die Auswirkungen zu begrenzen, gibt es ja zunächst das Geneh- migungs­verfahren.“

Kordges will Mut machen: „Wir haben keine Vorstellung von dem, was wir gewinnen können. Kritikern des Ruhrumbaus ist zugute zu halten, dass sie einen Eingriff in die Landschaftskulisse fürchten, ­ohne zu wissen, wie das zukünftige Erscheinungsbild aussieht. Wie es aussehen könnte, ist beispielsweise an der Ruhr bei Wickede oder unterhalb von Arnsberg zu besich­tigen.“