Hattingen. Interessierte Bürger forderten von der Bezirksregierung und den zuständigen Planungsbüros detailliertere Auskünfte zur geplanten Renaturierung ein. Die WAZ stellt Auszüge vor,
Insgesamt 54 Fragen rund um die Renaturierung der Ruhr hatten Naturschützer des Nabu und Gegner der Umbaus an die Bezirksregierung Düsseldorf und die zuständigen Planungsbüros Koenzen und Fischer gestellt. Diese wurden jetzt beantwortet. Die WAZ stellt in Auszügen Fragen und Antworten vor.
Warum werden Sie hier tätig, statt die Mittel für wichtigere Projekte einzusetzen?
Bezirksregierung: Die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie findet nicht nur am Ruhrbogen in Hattingen statt. In ganz NRW werden Projekte zur Zielerreichung geplant und umgesetzt.
Was soll noch besser werden? Welche Tiere werden vermisst?
Planungsbüro: Es fehlen zahlreiche Leitarten und ihre unterschiedlichen Altersklassen. Bei den Vögeln fehlen die gewässer- und auentypischen Arten weitgehend, Allerweltsvögel überwiegen. Die wertgebenden Laufkäferarten sind nur punktuell und mit geringen Individuenzahlen vertreten. Auch die Tatsache, dass spezialisierte Auenbewohner unter den Libellen nur selten und lokal nachgewiesen werden bzw. fehlen, kann als Resultat von Flussregulierungsmaßnahmen angesehen werden. Amphibien werden durch die Zunahme der Wasserflächen profitieren. Wasserflächen beherbergen einen besonderen Reichtum an Insekten, wodurch die Fledermausfauna begünstigt wird.
In der Bauzeit wird alles vernichtet, was zurzeit dort vorzufinden ist.
Planungsbüro: Die Aussage ist falsch. Das abschnittsweise Bauen erlaubt ein Ausweichen der Fauna und eine rasche Wiederbesiedlung durch die Vegetation. Hunderte von umgesetzten Maßnahmen zeigen dies auf.
Kann die Bezirksregierung ausschließen, dass durch die Umbaumaßnahmen Schadstoffe freigesetzt werden?
Bezirksregierung: Eine potenzielle Freisetzung von Schadstoffen ist nicht gänzlich auszuschließen. Durch ein gut geplantes Bodenmanagement während der Baumaßnahme wird dies jedoch auf ein Minimum reduziert.
Wird sich der gerade hier heimisch gewordene Eisvogel nach fünf Jahren Baggerarbeiten noch am Ruhrbogen aufhalten?
Planungsbüro: Als eine Leitart naturnaher Fließgewässer wird der Eisvogel von einer Dynamisierung der Ruhr maßgeblich profitieren. Baustellenbedingte Beeinträchtigungen sind temporär, eine naturnahe Entwicklung der Ruhr wird danach dauerhaft ermöglicht.
Kann sich das Biotop allein durchsetzen? Welche Folgekosten sind mit der Maßnahme verbunden?
Planungsbüro: Die zu entwickelnde Gewässerstrecke ist selbsterhaltend. Es bestehen bundesweit hunderte derartiger Maßnahmen, so dass die Erfolgsaussichten vielfach belegt sind. Es wird ein Pflege- und Entwicklungskonzept aufgestellt, das im Rahmen der Gewässerunterhaltung ohne zusätzliche Kosten umgesetzt werden kann. Für alle Gewässer fallen Unterhaltungskosten an. Sie werden gegenüber heute sinken.
Warum befolgt die Bezirksregierung nicht die WRRL, nach der die Abwasserbehandlung den besten verfügbaren Technologien entsprechen muss, und will stattdessen den Umbau durchführen?
Bezirksregierung: Die Umsetzung der Maßnahmen zur Verbesserung der Wasserqualität an kommunalen und industriellen Einleitungen erfolgt parallel zu den Maßnahmen zur ökologischen Verbesserung des Gewässers und seiner Aue.