400 Hattinger diskutierten in der Gebläsehalle mit den Planern und machten ihrem Unmut Luft. Sie fürchten, mit den Buhnen ein Stück Heimat zu verlieren.

„Der Flusslauf zwischen Hattingen und Dahlhausen ist ein einmaliges Denkmal der frühen Industrialisierung im Ruhrgebiet. Das ist Heimat pur, Leben und Kultur im Ruhrgebiet. Das lässt sich die hiesige Bevölkerung nicht so einfach wegnehmen.“ Gerd Walther, Sprecher der Aktionsgemeinschaft Winzermark, brachte auf den Punkt, was viele Hattinger am Montagabend in der Gebläsehalle dachten. Etwa 400 Menschen verfolgten die Ausführungen der Bezirksregierung Düsseldorf zur geplanten Umgestaltung des Ruhrbogens und diskutierten emotional aufgeladen mit den Planern.

So heftigen Gegenwind aus der Bevölkerung wie in Hattingen hatte die Bezirksregierung noch bei keinem anderen Projekt zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie für die Verbesserung der Wasserqualität bekommen, berichtet deren Sprecher William Wolfgramm. Und ein Sturm der Entrüstung wehte den Planern auch in der Gebläsehalle entgegen. „Die Buhnen sind Schutz und Ruhezone für Menschen und Tiere“, betont Angelika Wolf. Sie seien mit Pflanzen so „verzahnt“ und müssten „mit riesiger Gewalt auseinander gerissen werden“, glaubt sie. „Das ist Wahnsinn.“ Gerhard Röddinger vom Angelsportverein Ruhr Bochum-Linden-Dahlhausen befürchtet, der aufgewirbelte Dreck könne die Tierwelt belasten.

Tosenden Beifall erntete Hans Joachim Borgmann, der sich dem Aktivistenteam des Initiativ-Kreises zum Erhalt des Ruhrbogens angeschlossen hat: „Keiner hat das Recht, hier Wassergelder und Steuern zu verplempern, wenn die Ursachen der Verschmutzung nicht abgestellt werden.“ Ähnlich argumentiert Helmut Goeker: „Das erste Ziel ist die Wasserqualität.“ Er fordert, sich zunächst um Einleitungen in das Wasser zu kümmern, Chemikalien herauszufiltern. Und erklärt: „Für uns steht der Heimatgedanke weit vorn. Es ist schön hier. Das haben die aus Düsseldorf nicht erkannt.“ „Hier droht die Heimat-Verstümmelung“, warnte Oliver Wähnert.

Aber auch positive Stimmen zur Renaturierung gab es – wenn auch vornehmlich nicht von Hattingern. Christian Schweer, Mitarbeiter des Projekts Wassernetz NRW betonte: „Diese Maßnahme ist nicht nur für Sie relevant, sondern für alle entlang der Ruhr.“

„Was will er damit sagen?“ „Das ist kein Argument“, kamen prompt Reaktionen aus dem Publikum.

Und auch der Hinweis von Frank Weissenberg vom BUND in Schwerte: „Die Ruhr hat sich in der Qualität verbessert, aber es reicht nicht. Sie können froh sein, dass die Maßnahme finanziert wird. Diese Chance bekommen Sie vielleicht nicht wieder“ traf auf wenig Begeisterung. „Warum gerade bei uns?“ war die Frage der Hattinger.