Hattingen. Unternehmer aus Hattingen und dem mittleren Ruhrgebiet fordern die Abkehr von nur ideologisch motivierter Energie- und Wirtschaftspolitik.
Die Gebläsehalle der Henrichshütte bot jetzt den Rahmen für ein Stelldichein von Unternehmerinnen und Unternehmern des Wirtschaftsraumes „Mittleres Ruhrgebiet“. Die Industrie- und Handelskammer hatte zum Neujahrstreffen geladen. Dabei wurde deutliche Kritik an bürokratischen Hürden laut und Hattinger Ideen für die Unternehmerschaft der Zukunft.
Viele Hundert Gäste waren gekommen, um sich auszutauschen. Der Vorsitzende der IHK Mittleres Ruhrgebiet, Philipp Böhme, bilanzierte die unternehmerischen Herausforderungen: Fehlendes Fachpersonal, extreme Energiepreise und wirtschaftliches Arbeiten verhindernde, zunehmend schlimmer werdende Bürokratie seien Aspekte, die die Ruhrgebiets-Unternehmerschaft stark belastet hätten. Böhme schwor die Gemeinschaft auf gemeinsame Kraftanstrengungen ein, um den hochentwickelten und traditionsreichen Standort Ruhrgebiet wettbewerbs- und zukunftsfähig zu gestalten.
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Die Hattinger Unternehmerinnen Brigitte Schreiber-Heise und Andrea Kehry-Rudolph waren ebenfalls zur Veranstaltung in der Henrichshütte gekommen. Eine Kombination von stationärem Handel und Online-Vertrieb sei die Unternehmensform der Zukunft, ist sich Schreiber-Heise sicher. Sie betreibt mit ihrer Kollegin in der Potteery eine Kombination aus Teeladen, Kreativwerkstatt und Online-Shop.
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Auch auf Zusammenarbeit setzen die Hattinger: Das Konzept von einem „netten Hattingen“ sei die Grundlage einer Interessengemeinschaft, zu der sich Hattinger Unternehmerinnen und Unternehmer zusammengeschlossen hätte, erläutert Brigitte Schreiber-Heise. Außerdem sei ein wertschätzender Umgang mit Mitarbeitenden ein Teil des Erfolgsrezeptes: „Von der Reinigungskraft bis hin zur Führung ist klar, dass dieses Räderwerk nur funktionieren kann, weil alle ihren Beitrag leisten“, suchen die Unternehmerinnen für jeden Mitarbeiter nach individuellen Arbeitsbedingungen.
Gastrednerin Marie-Christine Ostermann, Vorsitzende des Verbandes „Die Familienunternehmen“, nahm die Leistungen der teilweise seit vielen Generationen inhabergeführten mittelständischen Unternehmen in den Blick. Sie appellierte, im Bewusstsein erfolgreicher Unternehmensführung und gleichermaßen kreativer wie auch verantwortungsvoller Investitionspolitik, sich für die Freiheit unternehmerischer Entscheidungen einzusetzen.
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Die Vergangenheit habe gezeigt, dass Familienunternehmen in Krisen kaum unter Rettungsschirme hätten schlüpfen müssen, die zu Lasten der Steuerzahler gingen. Das verbiete das unternehmerische Selbstverständnis auf der Basis von Verantwortung für das eigene Handeln und die Konsequenzen. Auch lägen die Leistungen für die Aus- und Weiterbildung zu 80 Prozent in der Verantwortung von Familienunternehmen.
Auch Ostermann thematisierte häufig widersinnige und hinderliche bürokratische Hürden als Folge europäischer und deutscher Handelspolitik. Deutlich war auch ihre Forderung im Interesse eines gesunden Mittelstandes, nach einer Abkehr von einer ausschließlich ideologisch motivierten Energie- und Wirtschaftspolitik.
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Die Notwendigkeit der Freiheit unternehmerischer Entscheidungen wurde mehrfach thematisiert. Sie attestierte dem Mittelstand ein Höchstmaß an Verantwortungsbewusstsein und Kreativität. Der Stolz der Familienunternehmen gründe auf der Weitergabe gesunder Unternehmen an die jeweils nachfolgenden Generationen. Gesamtwirtschaftlich bewertete sie die extreme Vorsicht beim Umsetzen notwendiger Investitionen oder Standortfragen als Folge fehlender Verlässlichkeit politischer Entscheidungen. Die Forderungen nach einem freien Wettbewerb und einer sozialen Marktwirtschaft, die Wohlstand für alle sichere, waren immer wieder Tenor ihrer mit begeistertem Applaus quittierten Rede.