Hattingen. Drogen- und Suchtprobleme in Hattingen: Die Caritas-Expertin beschreibt die Lage in der Stadt. Diese Hilfsangebote gibt es für Betroffene.
Mindestens fünf bis zehn Menschen sind es in den letzten Jahren jeweils gewesen, die in Hattingen an den Folgen eines Drogen- oder Suchtproblems verstarben, sagt Tanja Große-Munkenbeck, Leiterin des Caritas-Suchthilfezentrums. Und jede(r) einzelne sei eine(r) zu viel, betont sie anlässlich des internationalen Gedenktags für verstorbene Drogenkonsumenten an diesem Freitag (21. Juli).
Team im Suchthilfezentrum steht Menschen zur Seite
Tanja Große-Munkenbeck und ihr Team stehen im Suchthilfezentrum auf der Heggerstraße dabei nicht nur Menschen zur Seite, die illegale Drogen konsumieren, sondern auch denen, die exzessiv Alkohol konsumieren oder auch unter Spiel- und anderen Süchten leiden. Ihnen allen und auch den Angehörigen leisten sie Hilfestellung.
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Bundesweit steigt die Zahl der Drogentoten seit vielen Jahren. Waren es im Jahr 2012 noch 944 Drogentote, so starben nach Angaben des Bundesdrogenbeauftragten im vergangenen Jahr 1990 Menschen im Zusammenhang mit illegalisierten Drogen. Das waren 164 Drogenopfer mehr als im Jahr zuvor. Allein NRW als bevölkerungsreichstes Bundesland habe 703 Opfer zu beklagen. Der Ennepe-Ruhr-Kreis verzeichnet für die letzten Jahre indes hier nicht einen einzigen Fall, sagt Sprecher Ingo Niemann.
Überlebenschancen für Heroinabhängige haben sich erhöht
Und auch Tanja Große-Munkenbeck sagt, sie habe es in Hattingen zumindest „schon lange nicht mehr erlebt, dass jemand mit der Spritze im Arm tot aufgefunden wird“. Zum einen sei die Drogenszene in Hattingen eben einfach nicht vergleichbar mit der mancher Großstädte. Und zum anderen hätten sich die Überlebenschancen insbesondere für Heroinabhängige durch die Möglichkeiten, sie mit Methadon zu substituieren, deutlich erhöht. Das Caritas-Suchthilfezentrum arbeitet in diesem Bereich dabei schon seit einiger Zeit erfolgreich mit einer Medizinerin in Bochum-Linden zusammen. Der älteste Heroinabhängige, der regelmäßig das Suchthilfezentrum auf der Heggerstraße aufsuche, sei, so die Suchttherapeutin, „Jahrgang 1950“.
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An den Langzeitfolgen ihrer Sucht, sagt Tanja Große-Munkenbeck, seien in den letzten Jahren ihrer Kenntnis nach dabei vor allem Raucher, die eine COPD entwickelt hätten, verstorben. Oder auch jahrzehntelange Alkoholkranke, die eine Leberzirrhose hatten. Allerdings auch Abhängige von Amphetaminen und anderen illegalen Drogen in Tablettenform – infolge eines multiplen Organversagens.
Angehörige müssen lernen, Verantwortung abzugeben
Die Sorge, einen drogenabhängigen und suchterkrankten Menschen letztlich auf diese Weise zu verlieren, sei daher bei Angehörigen in der Regel groß, sagt Annette Mohrbach, die in der Suchtberatungsstelle Ansprechpartnerin ist für Angehörige. Im Umgang mit Drogenkonsumierenden gelte für Eltern, Partner, Verwandte, Freunde dabei dasselbe wie für den Umgang mit etwa Alkoholabhängigen: Man müsse lernen, die Verantwortung für die Sucht an den Süchtigen abzugeben. Dabei sollten Angehörige diesen zwar immer wieder auf Hilfsangebote hinweisen, sie könnten aber nicht die Suchtprobleme des Partners, Kindes für diesen Menschen lösen. Ein „selbstbestimmter Kontakt“ sei für die Angehörigen in einer solch’ belastenden Situation vielmehr unabdingbar wichtig, betont Annette Mohrbach.
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Und auch der Austausch in einer Gruppe mit anderen betroffenen Angehörigen könne helfen. Nach einem Erstgespräch bei der Suchtberatungsstelle werden Eltern oder Partner von Suchtkranken dabei gegebenenfalls in eine der aktuell zwei bestehenden Gruppen vermittelt. Und auch, wer mögliche Sucht-Warnzeichen bei einem Mitmenschen bemerkt – Verhaltensveränderungen und Stimmungsschwankungen, Probleme in der Schule oder auf der Arbeit, eine Vernachlässigung von Hobbys und Sozialkontakten – könne sich bei der Caritas-Suchthilfe beraten lassen. Kontakt: 02324-92560.
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