Hattingen. Es gibt weniger Jugendliche, die in Hattingen Koma-Saufen. Doch Cannabis, Gaming und Tilidin bleiben Thema. Was Eltern tun und vermeiden sollten.
Die Zahl der jugendlichen Koma-Säufer ist weiter zurückgegangen. Das geht aus einer Statistik des Landesamtes IT NRW hervor. Der Trend ist auch in Hattingen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis zu erkennen. 2021 erreichte die Zahl der jungen Menschen zwischen zehn und 20 Jahren, die im Krankenhaus wegen Alkoholkonsums behandelt werden mussten, ein Zehnjahrestief im EN-Kreis. Die Pandemie scheint einen positiven Effekt zu haben. Suchtgefahr besteht bei Jugendlichen aber in anderen Bereichen.
48 Kinder und Jugendliche aus dem EN-Kreis wurden 2021 im Krankenhaus behandelt, weil sie zu viel Alkohol getrunken hatten. Das sind 20 Prozent weniger als im Vorjahr. Noch zehn Jahre zuvor hatten 131 junge Menschen behandelt werden müssen.
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Auch die Suchthilfe der Caritas in Hattingen beobachtet einen deutlichen Rückgang des problematischen Alkoholkonsums bei Jugendlichen. Zwar sei Alkohol noch immer Suchtmittel Nummer eins, zur Suchthilfe kommen junge Menschen aber aus anderen Gründen. „Hauptsächlich ist es Cannabis, aber es gibt auch zunehmend Kinder und Jugendliche mit Gaming-Problemen“, sagt Sabine Keinhörster, die bei der Suchthilfe für die Jugendlichen-Beratung zuständig ist. Während bei Kindern und Jugendlichen vor allem Cannabis ein Thema ist, ist es bei jungen Erwachsenen zunehmend auch das Schmerzmittel Tilidin.
2021 wurden bei der Suchthilfe in Hattingen 21 Kinder und Jugendliche bis 15 Jahren und 81 junge Menschen zwischen 16 und 20 Jahren beraten. Alkohol ist in der Altersgruppe ab 35 Jahren der Hauptgrund für die Gespräche.
Kontakt zur Suchthilfe
Die Suchthilfe der Caritas hat ihren Sitz an der Heggerstraße 11 in Hattingen. Sie betreut Suchtkranke und Suchtgefährdete ebenso, wie Angehörige. Ziel ist es, verschiedene Hilfsmöglichkeiten anzubieten.
Kontakt zu den Beratern gibt es telefonisch unter 02324 9256049 oder per E-Mail an shz-hattingen@caritas-en.de. Sprechstunden gibt es Montag bis Donnerstag von 9 bis 12 und 13 bis 16 Uhr.
Eine offene Sprechstunde ohne Termin bietet die Suchthilfe in Hattingen dienstags von 16 bis 19 Uhr an der Heggerstraße 11.
Der deutliche Rückgang des Koma-Saufens bei Jugendlichen hat sicher auch mit verminderten Kontakten während der Pandemie zu tun. Die Mitarbeiterinnen der Suchthilfe wissen, dass bei jungen Leuten der Konsum in Gesellschaft an erster Stelle steht. „Sie fangen nicht allein an, sondern mit Freunden. Das ist dann erst einmal weggefallen in der Pandemie“, sagt Angehörigen-Beraterin Viktoria Springob. Gründe für Alkoholvergiftungen bei Jugendlichen seien häufig der Wunsch mitzuhalten oder falsche Einschätzungen aufgrund fehlender Erfahrung.
Meist kommen im Fall von Jugendlichen die Eltern, die eine Problematik sehen, auf die Suchthilfe zu, erklärt Springob. Zum Beispiel auch, wenn sie beobachten, dass ihr Kind den ganzen Tag nur noch vor dem Computer hockt.
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Angehörige können sich auch dann schon Hilfe suchen, wenn sie noch gar nicht sicher sind, ob ein Problem besteht. In einem unverbindlichen Gespräch kann die Situationen eingeschätzt und gegebenenfalls auch frühzeitig geholfen werden.
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Auf diese Warnzeichen sollten Angehörige achten: Auslöser für Suchtprobleme sind oft Emotionen. „Die Jugendlichen wollen gute Gefühle bekommen haben. Wenn ich einen Jugendlichen habe, der nicht das allerbeste Selbstwertgefühl hat und nicht weiß, wie er mit Emotionen umgehen soll, dann ist der eher gefährdet, bei einem Suchtmittel zu bleiben“, sagt Sabine Keinhörster.
Genau hinschauen sollten Angehörige, wenn der Freundeskreis eines Jugendlichen wechselt, Schulnoten abfallen, sich der Jugendliche sehr zurückzieht oder Hobbys nicht mehr ausführt. „Das muss nicht sein, dass es dann direkt Richtung Sucht geht, aber dann macht ein offenes Gespräch mit dem Jugendlichen Sinn“, so die Expertin.
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Der größte Fehler, den Angehörige machen können, ist es, Probleme gar nicht anzusprechen und so zu tun, als würde man sie nicht sehen. Und auch von einer zu negativen Herangehensweise und Androhung von Strafen raten die Suchtberaterinnen ab. Und wenn Eltern bei Warnzeichen plötzlich viel für die Jugendlichen übernehmen, ginge auch das in eine falsche Richtung. „Die Jugendlichen sollten die Verantwortung für das Problem behalten, denn man wird sie nicht rund um die Uhr davon abhalten können, zu konsumieren.“