Hattingen. Das Team des Caritas-Suchthilfezentrums Hattingen hat Bilanz für 2022 gezogen – und nimmt Stellung zu den aktuellen Cannabis-Plänen. Die Details.
Was braucht es, damit unsere Gesellschaft einen gesunden Umgang mit Rauschmitteln pflegen kann? Das fragt sich Tanja Große-Munkenbeck, Leiterin des Caritas- Suchthilfezentrums in Hattingen, immer wieder. Denn sie und ihr Team haben auch im Vorjahr erneut die Nöte zahlreicher Konsumierender, deren Drogenkonsum über den reinen Genusskonsum hinaus geht, aber auch von Angehörigen gesehen. Und sich zudem mit den aktuellen Plänen um die Legalisierung von Cannabis auseinandergesetzt.
Die Beratungen
Es habe im Jahr 2022 im Suchthilfezentrum einen leichten Anstieg der Kontakte zu Menschen gegeben, die Probleme mit Süchten hatten, sagt Tanja Große-Munkenbeck. Beriet das Team des Suchthilfezentrums 2021 noch insgesamt 700 Personen, so stieg diese Zahl 2022 auf 728 Personen an. Darunter waren 596 persönlich von Süchten Betroffene, 119 Angehörige. 515 Ratsuchende kamen aus Hattingen, 103 aus Sprockhövel. Der Rest fand aus anderen Städten den Kontakt zum Suchthilfezentrum auf der Heggerstraße 11.
Nach den Pandemiejahren konnte im Suchthilfezentrum dabei in 2022 wieder so etwas wie ein „Normalbetrieb“ stattfinden, erklärt Tanja Große-Munkenbeck. Wobei in der Corona-Zeit eingeführte Angebote wie Videochat-, Mail-, Telefon- sowie Online-Beratung zusätzlich beibehalten wurde.
Die Süchte-Liste
Der problematische Konsum von Alkohol (276 Kontakte) und Cannabis (142) führte im vergangenen Jahr am häufigsten zu einer Kontaktaufnahme mit dem Suchthilfezentrum. Viele Ratsuchende hatten aber auch Probleme mit Opioiden (87) und Amphetaminen (34), in 102 Fällen spielte ein Mehrfachkonsum eine Rolle. Jeweils einige wenige Menschen suchten zudem Hilfe aufgrund von Problemen mit Glückspiel (13) oder Medien (10), wegen Kaufsucht (6) und Essstörungen (5).
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Die Ratsuchenden
Die meisten Beratungen fanden 2022 in der Gruppe der 51-55-Jährigen statt (71), allein 16 Beratungen verzeichnete das Suchthilfezentrum bereits bei den Unter-16-Jährigen. Stand bei den Zwölf- bis 35-Jährigen der Konsum von Cannabis im Vordergrund der Beratungen, so war es vom 35. Lebensjahr an das Thema Alkohol(sucht).
Cannabis-Legalisierung
Tanja Große-Munkenbeck und ihr Team sehen der geplanten kontrollierten Abgabe von Cannabis mit gemischten Gefühlen entgegen. Cannabiskonsum könne schließlich süchtig machen, mache dann oft nicht nur eine Entgiftung und Therapie notwendig. Auch psychische Begleit- und Folgeerkrankungen wie Depressionen, Psychosen oder Angstzustände erforderten einen enormen Hilfebedarf. Eine kontrollierte Abgabe hält das Team des Suchthilfezentrums daher nur für sinnvoll, wenn das zu verkaufende Cannabis aus kontrolliertem Anbau in Deutschland stammt, ein maximal zulässiger THC-Gehalt berücksichtigt, die Beimischung von Zusatzstoffen verboten, der Verkauf nur in lizenzierten Geschäften erlaubt und ein Werbeverbot ausgesprochen wird. „Das würde eine Entkriminalisierung der Menschen ermöglichen, die Cannabis zu Genusszwecken konsumieren, gesundheitliche Belastungen durch verunreinigte Stoffe minimieren und die Justiz entlasten“, sagt Tanja Große-Munkenbeck.
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Eine Beschränkung der Abgabemenge hält die Suchtexpertin zudem für sinnvoll, eine Altersbeschränkung bei der Abgabe von 25 Jahren erachtet sie als notwendig. Denn bis zu diesem Alter sei „die Hirnreifung noch nicht abgeschlossen“. Das Risiko für Folgeerkrankungen bei Cannabis-Konsum sei in jungen Jahren somit höher.
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Neue Angebote
Um Suchterkrankungen früh zu bekämpfen oder gar vorzubeugen, richtet das Suchthilfezentrum den Fokus in desem Jahr verstärkt auf Jüngere. So ist eine Freizeitgruppe für Konsumierende zwischen 18 und 30 Jahren geplant. Im Fokus sollen Freizeitaktionen stehen, die mit den Teilnehmenden abgestimmt und aktiv ausprobiert werden. Zudem soll es 2023 erste Angebote für minderjährige Kinder aus suchtkranken Familien geben.
Kontakt zum Suchthilfezentrum: Telefon 02324-92560, Email: szh-hattingen@caritas-en.de.