Hattingen. Durch die Ideenschmiede lebt die Geschichte der Henrichshütte in Hattingen weiter. Die Werkstatt steht jedem offen. Und es gibt noch viel mehr.

Wer Spaß an handwerklichen Projekten hat, aber keinen Platz und kein Geld für eine eigene Werkstatt, der ist bei der Ideenschmiede richtig. Hier gibt es fast nichts, was es nicht gibt – und fachkundiger Rat und Hilfe sind immer inklusive. Auch wer feiern möchte, findet bei der Ideenschmiede eine Möglichkeit.

30 Jahre alt ist die Ideenschmiede jetzt geworden. Ursprünglich als „Auffangstation“ für die Arbeiter entstanden, als die Henrichshütte dicht gemacht wurde, besteht sie mittlerweile als Treffpunkt und Werkstatt für alle Bürger der Stadt.

Erich Frank ist der Gründungsvater der Ideenschmiede Hattingen. Hier ein Foto von 1996 mit Manfred Zellin und Klaus Heiligenstadt.
Erich Frank ist der Gründungsvater der Ideenschmiede Hattingen. Hier ein Foto von 1996 mit Manfred Zellin und Klaus Heiligenstadt. © WAZ | Werner Liesenhoff

Viele Erinnerungen an die Hütte gibt es noch in den Räumen Am Stahlwerk 44. Das Transparent, auf dem in großen Lettern zu lesen ist „Wenn wir zum Sozialamt müssen, sind Schuld daran Krupp-Klöckner-Thyssen“ ist symbolisch für den Kampf der Hüttenarbeiter.

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Gemeinschaft wird bei der Ideenschmiede auf dem alten Hüttengelände groß geschrieben
Gemeinschaft wird bei der Ideenschmiede auf dem alten Hüttengelände groß geschrieben © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Und viele von ihnen sind auch nach 30 Jahren noch mit Leidenschaft bei der Ideenschmiede dabei. Zum Beispiel Dieter (85), ehemaliger Kranfahrer und die gute Seele, die schon um 7 Uhr den ersten Kaffee fertig hat. Oder Günter (76), der unter anderem das große Windspiel gebaut hat, das sich vor dem Eingang zu den Werkstätten dreht. Oder Maschinenschlosser Bernd, der vor mehr als 50 Jahren auf der Hütte gelernt hat und heute bei der Ideenschmiede unter anderem behindertengerechte Bänke baut.

Kontakt zur Ideenschmiede

Die Wagen für die Wanderbaum-Alleewurden ebenso in der Ideenschmiede gefertigt, wie Schaukel-Harleys für Kinder, die bei den Flohmärkten sofort ausverkauft waren. Wer eine Idee für ein Projekt oder einen speziellen Wunsch hat, kann sich jederzeit an die Ideenschmiede wenden.

Auch eine Kunst- und Kreativabteilung gibt es inzwischen, in der zum Beispiel Glaskunst gemacht wird. Und übrigens ist die Ideenschmiede längst nicht nur etwas für Männer. Auch Frauen bauen und basteln hier fleißig mit.

Erreichbar ist die Ideenschmiede direkt vor Ort Am Stahlwerk 44. Irgendwer ist von morgens bis abends in der Regel dort. Telefonischer Kontakt ist unter 02324 55331 möglich oder per E-Mail an . Über aktuelle Termine informiert die Ideenschmiede auf ihrer Facebook-Seite www.facebook.com/Ideenschmiede-Hattingen-1443747065845075.

Diese Bänke übrigens zählen zu den Auftragsarbeiten, die die Mitglieder höchst professionell fertigen. Die Bänke mit Aufstehhilfe sollen auf Hattinger Friedhöfen stehen. Drei Räume weiter, in der großen Schreinerei, stehen Bänke und Tische aus dicken abgeflämmten Holzplanken, eingefasst in Stahlbänder. Die hat die Ideenschmiede für ein Café in Bochum gebaut, das seine gesamte Möblierung hier in Auftrag gegeben hat.

Blick auf die historischen Maschinen in der Werkstatt.
Blick auf die historischen Maschinen in der Werkstatt. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

„Aufträge haben wir meist in etwa vier Wochen abgearbeitet“, sagt Hans Joachim Appel, der gerade zum Vorsitzenden des Vereins gewählt wurde. Entscheidend ist der Aufwand, denn alles passiert hier hobbymäßig. Aus ihrem Berufsleben haben die Aktiven viele Kontakte, um an Materialien heranzukommen. Die Kosten dafür und eine Aufwandsentschädigung berechnet die Ideenschmiede bei Aufträgen. Die Einnahmen fließen in die Vereinskasse.

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368 Mitglieder zählt der Verein derzeit. Für 40 Euro Jahresbeitrag können sich die Hobbyhandwerker in den Werkstätten austoben – Großes und Kleines bauen. Da werden Gartenmöbel, Nistkästen oder Vogelhäuser in den Schreinereien gefertigt, Kunstwerke und Rankhilfen für den Garten entstehen im Metallbereich und vieles mehr ist denkbar.

Die ehemaligen Hammerwerker Hartmut Haschert (links) und Peter Ritter vor der Ideenschmiede.
Die ehemaligen Hammerwerker Hartmut Haschert (links) und Peter Ritter vor der Ideenschmiede. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Selbst eine Autohebebühne gibt es. „Ohne die Ideenschmiede hätte ich mein Kadett-Cabrio nicht“, sagt zum Beispiel Hans Joachim Appel. Hier konnte er es unterstellen und daran schrauben.

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Für alle Projekte steht von Plattensäge, um Arbeitsplatten für die Küche passgenau zuzusägen, über Band- und Kreissäge bis zu Drehbänken viel zur Verfügung. Kleinere Maschinen wie Handkreissäge oder anderes können Mitglieder auch ausleihen. Und neben allem gibt es fachkundige Hilfe der anderen Ideenschmiedler. Irgendjemand kann immer zeigen, wie eine Maschine bedient wird, was damit möglich ist, mit Ideen helfen, wie ein Projekt umgesetzt werden kann, oder einfach selbst eben mit Hand anlegen.

Außenansicht der Ideenschmiede an der Straße Am Stahlwerk 44.
Außenansicht der Ideenschmiede an der Straße Am Stahlwerk 44. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

Die Ideenschmiede lebt von der Gemeinschaft. Und die wird auch gefeiert – jeden Donnerstag beim Grillen oder bei den Trödelmärkten, die vier Mal im Jahr stattfinden. Übrigens: Der Aufenthaltsraum und der Barbereich können für Feiern gemietet werden. Allerdings schaut man bei der Ideenschmiede genau hin, wer da feiern möchte. „Wir hatten mal eine Anfrage und als die hier mit ihren Trommeln anrückten, war klar, dass das die Schwurbler sind, die montags durch die Straßen ziehen“, sagt Appel. Die habe man ganz schnell wieder vor die Tür gesetzt.

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Die Türen stehen aber grundsätzlich jedem Hattinger offen. Vor allem hofft der Vorsitzende, dass sich auch jüngere Menschen finden, die sich hier handwerklich ausleben möchten und die Gemeinschaft bereichern.