Hattingen. Rechte Gruppen veranstalten offenbar mehrfach Konzerte in Hattingen. Der Besitzer der Halle im Gewerbegebiet Henrichshütte fühlt sich betrogen.
In Hattingen soll es im Gewerbegebiet Henrichshütte ein Rechtsrock-Konzert gegeben haben. Das berichten antifaschistische Gruppen aus Bochum. Es wäre nicht das erste in Hattingen. Schon im März hatte ein ähnliches Konzert stattgefunden. Für Heiko Koch von der Partnerschaft für Demokratie ist deshalb jetzt Handeln gefragt. Der Vermieter der Halle fühlt sich getäuscht.
Wie erst jetzt bekannt wird, soll es am 10. Juni in einer Halle im Gewerbegebiet ein Konzert der Gruppe Kategorie C gegeben haben. Das berichten linke Gruppen. Sie wollen anhand von Fotos im Netzwerk Telegram die Hattinger Halle eindeutig erkannt haben. Auf den Bildern sei auch der Sänger der Band zu sehen, ein rechtsextremer Hooligan.
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Dem Staatsschutz ist unterdessen noch nichts von dem Konzert in Hattingen bekannt. Allerdings bestätigt er, dass es am 18. März bereits ein solches Konzert gegeben habe. Hinweise darauf habe man im Internet gefunden. Die Band sei dem Staatsschutz bekannt, wenn auch nicht verboten.
Oft sind solche Veranstaltungen als private Feiern getarnt und laufen deshalb unter dem Radar. So auch im aktuellen Fall. Der Besitzer der Halle, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, fühlt sich betrogen. Er vermiete nicht öffentlich, sondern stelle die Halle höchstens Bekannten hin und wieder zur Verfügung. „Vor einer rechten Szene bin ich ganz weit weg. So etwas will ich nicht im Haus haben“, unterstreicht er mit Nachdruck.
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Auf seine Nachfrage, was das für Typen seien, die da feiern, habe man ihm gesagt, es seien Fußballfans aus Bremen. Dass es sich dabei offenbar um Mitglieder der Hooligan-Gruppe „Standarte Bremen“, der auch der Rechtsrocksänger angehört, handelte, wusste er freilich nicht. Er betont aber, in Zukunft werde er die Hallen diesen Leuten nicht mehr zur Verfügung stellen.
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Die Gruppe „Standarte Bremen“ hat Verbindungen zu den „Steeler Jungs“ aus Essen und auch zu rechten Gruppen aus Oberhausen. „Die Gruppe Kategorie C ist die Schnittstelle zwischen rechten Hooligans und neonazistischen Strukturen“, weiß Heiko Koch von der Partnerschaft für Demokratie in Hattingen. „Das sind hochgradig gewaltaffine Rechte.“
Er fürchtet: „Jetzt haben wir nicht nur die zugereisten Schwurbler in Hattingen, die montags durch die Straßen ziehen, sondern auch noch die Rechten.“ Im Gewerbegebiet gebe es den Platz für ein Publikum, das unbemerkt feiern will. Sein Appell deshalb: „Wir müssen aufpassen, dass die Stadt nicht zu einem Dorado für solche Gruppen von außerhalb wird – nach dem Motto: Hattingen macht’s möglich.“
Kontakt zur Polizei
Hattingen hat eine unrühmliche Geschichte, was Rechtsextremismus angeht. So war die Stadt im Nationalsozialismus eine Hochburg der Nazis.
Die Polizeiwache in Hattingen ist durchgehend erreichbar unter 02324 91666000. Eine digitale Kontaktaufnahme ist zudem über die Internetwache möglich unter internetwache.polizei.nrw.
Der Staatsschutz ist bei der Polizei in Hagen angesiedelt. Erreichbar ist sie unter 02331 9860.
In der Umgebung der Henrichshütte waren im Februar, März und auch jetzt im Juni rechte Schmierereien aufgetaucht. Zum einen handelte es sich um zahlreiche Aufkleber der Hungrigen Wölfe, aber auch um Hakenkreuze und SS-Runen, die in Laternen geritzt wurden. „So etwas nimmt man unterdessen viel zu oft einfach hin“, sagt Koch. „Aber man sollte jede solcher Beobachtungen an die Polizei melden.“ Nur so würden die Häufungen der rechten Propaganda auch beim Staatsschutz bekannt.
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Der Stadt sind die Rechtsrock-Konzerte nicht bekannt. Entsprechend gebe es auch beim Ordnungsamt keinen Fokus auf bestimmte Bereiche. „Wenn so etwas bekannt wird, würden wir die Polizei einschalten“, sagt Stadtsprecherin Susanne Wegemann.
Wenn Passanten Veranstaltungen wie die Rechtsrock-Konzerte auffallen, sollten sie der Polizei unmittelbar einen Hinweis geben. „Um es diesen Gruppierungen hier in Hattingen ungemütlich zu machen“, betont Koch. „Denn so etwas darf nicht unkommentiert bleiben. Da sollte man seinen Widerspruch klarmachen.“