Hattingen. Vor 30 Jahren verloren Tausende ihre Arbeit, daher gibt es für die Ideenschmiede nichts zu feiern. Aber die Hallen Heimat und Trost geworden.

  • Vor 30 Jahren verloren Tausende ihre Arbeit, daher gibt es für die Ideenschmiede jetzt nichts zu feiern
  • Aber für viele sind die Hallen Heimat und Trost geworden, wenn Arbeitslosigkeit die Seele auffrisst
  • Beim Trödelmarkt am Sonntag gab es einmal mehr einiges zu entdecken.

Weh tut es immer noch. Die Wunden der Hüttenschließung sind bis heute nicht verheilt. Das gibt der stellvertretende Vorsitzende, Ulrich Plitt, offen zu. Den gelernten Kfz-Mechaniker, der seit 2004 in dem Verein ist, hat es damals mit 55 Jahren kalt erwischt. „Niemand ist davon ausgegangen, dass die Hütte jemals dichtgemacht wird“, sagt er. „Niemand.“ Und dann standen sie plötzlich alle auf der Straße. Verloren den Sinn ihres (Berufs)-Lebens.

„Heute fragt man sich oft, ob man beruflich den richtigen Weg eingeschlagen hat“, sagt Plitt, der in diesem Jahr 68 wird. Zu feiern habe der Verein in diesem Jahr überhaupt nichts. „Was sollen wir denn feiern? 30 Jahren Schließung der Hütte, Verlust des Arbeitsplatzes?“ Nächstes Jahr, wenn der Verein 25 Jahre alt wird, dann werden die Mitglieder etwas auf die Beine stellen. Denn die „Ideenschmiede“ ist für viele Heimat geworden. Ein Auffangbecken für so manchen Arbeitslosen, Zufluchtsort auch für viele entlassene Opel-Mitarbeiter. Ulrich Plitt wickelte als Betriebsrat bis zum allerletzten Tag der Nachfolgegesellschaft den Betrieb mit ab. „Das vergisst man nicht“, sagt er. Die Kollegen in ihrer Perspektivlosigkeit auffangen zu müssen und selbst das gleiche Schicksal zu haben, das sitzt ihm sichtbar noch in den Knochen.

550 Mitglieder sind immer noch im Verein

„Die Hütte, das war doch eine Institution. Wir haben von der Bearbeitung des Erzes bis zur Kurbelwelle für Schiffe alles selbst gemacht. Haben aus Eisen Stahl hergestellt, dann gegossen, danach die rohe Form bearbeitet, zum Beispiel für die Blechpressen von Opel und für Castorbehälter“, schildert der zweite Vorsitzende den spannenden Ablauf im Werk. „Es gab nur wenige Arbeitsplätze, die so viel boten.“ Das ist längst Geschichte, aber irgendwie musste es ja weitergehen. Und da gibt der Verein bis zum heutigen Tag vielen Menschen wieder einen Sinn im Leben.

550 Mitglieder sind immer noch im Verein. Heute bieten die Hallen außer Klönstuben beim Bierchen für 50 Aktive auch ein wenig Arbeit. Da, wo zu Zeiten der aktiven Hütte eine Behindertenwerkstatt war, in der zum Beispiel Schürzen und Handschuhe gefertigt wurden, wo eine Modellschreinerei und eine Bauabteilung untergebracht waren, befindet sich heute eine Schlosserei und eine Schreinerei.

Gebäude müssen unterhalten werden

„Wir arbeiten für Kirchen und Altenheime, haben zum Beispiel Bänke für Senioren hergestellt, die rechts und links Bügel haben, so dass die Älteren mit ihrem Rollator bis an die Sitzfläche fahren und sich dann gefahrlos abstützen können, wenn sie sich setzen“, schildert Plitt die Aufträge, die heute bearbeitet werden.

Ab und zu gibt es auch Arbeit von der Stadt. So wird zurzeit ein großes Schild repariert, das ein Auto angefahren und verbogen hat. Spielküchen für die Kleinen im Kindergarten entstanden in den Hallen und der Trödelmarkt am Sonntag wurde vom Verein organisiert, damit Geld in die Kasse kommt. Denn die Gebäude, die die „Ideenschmiede“ vor einigen Jahren auch mit Sponsorengeldern gekauft hat, müssen schließlich unterhalten werden.