Hattingen. Das Gespräch mit Schauspielerin Marie-Luise Marjan („Lindenstraße“) in Hattingen wird zum emotionalen Klassentreffen. Was die Gäste begeistert.
Steffi Papenhoff ist die erste WAZ-Leserin, die Marie-Luise Marjan auf Burg Blankenstein umarmt, wo die Leseraktion zum 75-jährigen Bestehen der WAZ mit der bekannten deutschen Schauspielerin stattfindet. Sie kennt die „Mutter Beimer“ aus der „Lindenstraße“ aus gemeinsamen Zeiten am Mädchengymnasium in Hattingen.
„Da hat man schon gesehen, dass sie mal eine tolle Darstellerin wird“, sagt Steffi Papenhoff. „Besonders die ,Knusperhexe’ in ,Hänsel und Gretel’ war hinreißend.“ Und dann ist schnell klar, dass die WAZ-Aktion zum Klassentreffen wird.
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Ingrid Dörr wohnt in der Hattinger Lindenstraße und hat die TV-Serie nicht nur deshalb ins Herz geschlossen. Sie hat Fotos von sich und weiteren Hattingerinnen mitgebracht, die bei einem Besuch in den Kulissen der „Lindenstraße“ in Köln-Bocklemünd entstanden sind. „Da steht jetzt nichts mehr von den Film-Requisiten“, sagt Marie-Luise Marjan traurig.
Voller Emotionen und auch eine Riesen-Überraschung
Für Inge Falkenbach schließlich ist das Wiedersehen mit Marie-Luise Marjan nicht nur voller Emotionen, sondern auch eine Riesen-Überraschung. Ihre Tochter hat ihr bis zuletzt nichts davon verraten. Sie ist etwas älter als die Schauspielerin und hat sie „als Kind auch schon mal betreut“.
Das Kind Marie-Luise Marjan wird 1940 in Essen geboren. Mit einem Jahr kommt sie zu Hattinger Pflegeeltern, die sie später auch adoptieren. 16 Jahre verbringt sie in dieser Stadt. „Der Grundstein meines Lebens“, sagt sie heute. „Ich bin froh, in einer kleineren Stadt aufgewachsen zu sein. Man ist nahe an der Natur und nahe an der Realität. Das prägt.“
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1958 geht sie zur Schauspielschule nach Hamburg – mit einem Koffer und einem Jugendherbergsausweis. Es ist der Beginn einer großen Karriere als Schauspielerin. In der sie schnell lernt, dass man am besten mit Kritik umgeht, wenn man sich selbst treu bleibt.
Auf der Bühne arbeitet sie noch mit Zadek und Peymann, ehe das Fernsehen ruft
„Über mein erstes Engagement in Basel gibt es zwei Meinungen“, erinnert sich Marie-Luise Marjan. „Ein Kritiker freute sich über den neuen, frischen Mädchentyp, der andere fand mich dick und doof. Auch das prägt.“
Disziplin und Verzicht, Fleiß und Aufrichtigkeit seien für Schauspieler unverzichtbar. „Es ist harte Arbeit, keine Spielerei“, so Marjan.
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Auf der Bühne arbeitet sie noch mit Peter Zadek und Claus Peymann, ehe das Fernsehen ruft. Fast 35 Jahre spielt sie die Helga Beimer in der „Lindenstraße“. Auch in anderen Rollen gibt sie meist Müttern Gesicht und Stimme. TV-Statistiker haben ausgerechnet: Als Schauspielerin hatte Marie-Luise Marjan 27 Ehemänner und 43 Kinder.
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Mit dem Ende der Lindenstraße im März 2020 geht die Frau mit den Hattinger Wurzeln keineswegs in den Ruhestand. Zwei Biografien hat sie geschrieben, ist auf Lesereisen unterwegs, engagiert sich bei Unicef sowie einem Kinderhilfswerk.
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Und hat den Kontakt nach Hattingen nie verloren. Ihre runden Geburtstage hat sie auf Burg Blankenstein gefeiert. Den Bürgerinnen und Bürgern bleibt sie auch noch auf andere Weise erhalten. Lars Friedrich, Vorsitzender des Heimatvereins Hattingen/Ruhr und kenntnisreicher Moderator der WAZ-Aktion, stellt das künstlerische Archiv der Schauspielerin zusammen. Ende des Jahres soll es fertig und im Stadtarchiv Hattingen öffentlich einsehbar sein.
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