Hattingen. Die Schauspielerin Marie-Luise Marjan ist in Bredenscheid und der Innenstadt aufgewachsen. Sie kehrt immer wieder in ihre Heimat zurück.

Sie ist ein Sonntagskind, meint sie, nicht nur weil sie an einem Sonntag geboren ist. „Gott hat die Hand drüber gehalten“, sagt Marie-Luise Marjan im WAZ-Interview kurz vor ihrem 75. Geburtstag 2015.

Beispiele? Als sie bei einem Bombenangriff ihre Eltern verliert, kommt die kleine Marlies im Goldschmidtheim in Bredenscheid unter. Hier, unter den anderen Kindern, fallen der kleinen Marlies viele schwere Momente viel leichter. Sie wird von den Lauses adoptiert, zieht in die Innenstadt, wird christlich erzogen. Der Glaube ist ein wichtiger Pfeiler in ihrem Leben: „Ich war sehr fromm.“

Ein Segen ist für Marie-Luise Marjan ein Anruf im Jahr 1984: „Kommen Sie bitte nach München. Herr Geißendörfer möchte Sie kennenlernen“, wird ihr gesagt, mehr nicht. Tags darauf fliegt sie in die bayrische Landeshauptstadt. „Alle sagen, Sie sind Mutter Beimer. Und nun spielen Sie in Gottes Namen diese Rolle“, grummelt der Produzent. Als sie durch die Drehbücher blättert, fällt ihr auf, dass sie die Rolle auf Bayrisch spielen soll. Das will sie nicht. „Das einzige, was ich ihnen anbieten kann, ist ein Ruhrgebiets-Akzent“, sagt sie. Darauf Geißendörfer: „Machen Sie mit der Rolle, was Sie wollen. Aber spielen Sie sie!“

„Lindenstraße“ soll die erste Seifenoper im deutschen Fernsehen heißen, die ARD wird sie zeigen. Also gut, denkt sich die 44-Jährige, für ein Jahr mache ich das jetzt. Denn sie hat als Schauspielerin noch andere Ziele.

Zunächst aber zurück nach Hattingen. Hier schafft die jugendliche Frau im Jahr 1956 am neusprach­lichen Mädchengymnasium an der Bismarckstraße die Mittlere Reife, erwirbt ihr Diplom als Sprechstundenhilfe. Und wechselt dann an die Hochschule für darstellende Kunst und Musik in Hamburg.

Theater- und TV-Rollen

Aus Marlies Lause wird Marie-Luise Marjan, aus der Sprechstundenhilfe eine Schauspielerin. Theater und TV, die Rollen werden größer: „Dreigroschenoper“, „Tatort“, „Ein Herz und eine Seele“ – Stationen.

Hattingen ist und bleibt ihre Heimat. Sie besucht ihre (Adoptiv-)Eltern, hat hier ihre engste Vertraute. Und sie sagt dem Land immer wieder, wie schön es hier ist – im WDR zum Beispiel, aber auch in der Talkshow von Markus Lanz.

Sie wird eingeladen, weil sie längst die neue Mutter der Nation ist, die mit Hansemann sowie den Kindern Marion, Benny und ­Klausi Höhen und Tiefen erlebt. Trennung und Tod, Leidenschaft und neue Liebe – Helga Beimer durchlebt alles. Und sie brät Spiegeleier, wenn sie Frust hat.

Marie-Luise Marjan selbst hat keine Kinder, heiratet nie. Eine 25-jährige Beziehung im realen Leben endet ähnlich wie die fiktive zu Hansemann in der Lindenstraße. Treu ist sie sich nur selbst geblieben. Ihren 70. Geburtstag feiert sie auf der Burg Blankenstein und der Henrichs­hütte („Für uns war das die Teufelshütte, weil der Himmel nachts so rot leuchtete“), dabei macht sie sich selbst ein Geschenk und gründet die Marie-Luise-Marjan-Stiftung für benachteiligte Kinder. Sie ist dankbar und will helfen – weil sie selbst als Sonntagskind mehr Glück als andere hat(te).