Hattingen. Suchtkranke und Ratsuchende wünschen sich verstärkt kompetente Online-Beratung. Was das Suchthilfezentrum Hattingen/Sprockhövel nun plant.

Zunehmend häufiger wünschen sich Suchtkranke und Ratsuchende online Informationsmöglichkeiten und kompetente Beratung. Diese Entwicklung, die die Corona-Pandemie beschleunigt hat, ist für das Team des Caritas-Suchthilfezentrum Hattingen/Sprockhövel nun der Anstoß, die digitale Beratung auszuweiten. Und zu verbessern.

Austausch über soziale Netzwerke kann funktionieren

Dass Unterstützungsangebote für Menschen mit einer Suchtproblematik nicht nur von Angesicht zu Angesicht, sondern auch im Austausch über soziale Netzwerke funktionieren können, das ist Tanja Große-Munkenbeck (50) und Hans-Jürgen Meier (65) während der Corona-Pandemie in besonderer Weise bewusstgeworden. Die Leiterin des Caritas-Suchthilfezentrums und ihr Kollege, beide erfahrene Suchttherapeuten, haben in jener Zeit, da persönliche Kontakte teils stark eingeschränkt waren, mit vielen ihrer Gruppen über Zoom-Sitzungen kommuniziert. Das habe ihre Klienten gestärkt und die Gruppen über die Corona-Hochphase hinaus zusammengehalten.

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Die unterm Strich guten Erfahrungen mit derlei digitalem Austausch haben Tanja Große-Munkenbeck (50) und ihr Team dabei angeregt, sich verstärkt mit dem Thema Digitalisierung als dauerhafte Ergänzung des Angebotes des Suchthilfezentrums auseinanderzusetzen. Denn auch, wenn persönliche Einzelgespräche auch während der Corona-Hochzeit möglich waren und „wir nie geschlossen hatten“, so Große-Munkenbeck, sei man sich in jener Phase verstärkt bewusst geworden, „dass in Sachen Suchtberatung ein gesellschaftliches Umdenken im Gange ist.“

Bestimmte Zielgruppen erreicht man nur übers Internet

Bestimmte Zielgruppen erreiche man nur über Angebote im Internet. „Insbesondere jüngere Menschen trauen sich oft nicht zu uns. Das betrifft zum Beispiel junge PC-Spielsüchtige, die ohnehin kaum aus dem Haus gehen, aber auch von anderen Süchten betroffene Heranwachsende, die zunächst einmal wissen wollen, wo genau sie mit ihrer Suchtproblematik überhaupt stehen. Und auch Angehörige, die sich erkundigen wollen, ob ihr Kind, ein Elternteil, ein Freund vielleicht süchtig ist, bevorzugen für ihre Anfragen teils die Anonymität des Internets.“

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Ein Grundmaß an Online-Beratung bietet das Suchthilfezentrum dabei auch jetzt schon an – per E-Mail-Austausch. Aber dies ist nicht das, was sich die meisten Klienten unter einer ansprechenden Online-Beratung vorstellen und was sich Tanja Große-Munkenbeck für das Suchtzentrum auf Dauer wünscht.

Die Suchthilfe-Arbeit in Zahlen

700 Menschen – 578 von Sucht Betroffene, 122 Angehörige – nahmen 2021 die Hilfsangebote des Caritas-Suchthilfezentrums wahr, insgesamt bedeutet dies einen leichten Anstieg der Hilfesuchenden gegenüber 2020. 1691-mal gab es persönliche Gesprächskontakte innerhalb der Einrichtung, 2481-mal Telefonkontakte. Außergewöhnlich viele persönliche Kontakte (485) fanden zudem außerhalb der Einrichtung statt – etwa in Form von Hausbesuchen und Spaziergängen.

Der problematische Konsum von Alkohol und Cannabis führte im vergangenen Jahr am häufigsten zur Kontaktaufnahme. In der sehr jungen Altersgruppe von 16 bis 25 Jahren steht dabei der Konsum von Cannabis im Vordergrund, bei Klienten von 35 Jahren bis ins hohe Alter ist die Beratungsanfrage zu Alkohol am höchsten.

Erreichbar sind die Mitarbeiter des Caritas-Suchthilfezentrums, Heggerstraße 11, in Hattingen unter 02324 92560, oder per E-Mail an: .

Eine digitale Sprechstunde mit der Möglichkeit zum Chatten sowie Zoom-Meetings zwischen dem jeweiligen Suchttherapeuten und Klienten strebt sie an. Noch seien indes vom Caritas-Verband hierzu datenschutzrechtliche Fragen zu klären. „Ich hoffe aber, dass ein solches Angebot spätestens bis Anfang 2023 bereitsteht“, so Tanja Große-Munkenbeck.

Kein hundertprozentiger Ersatz, aber gute Ergänzung

Ein hundertprozentiger Ersatz für ein persönliches Gespräch, betont Hans-Jürgen Meier, werde aber auch eine noch so gute digitale Suchtberatung nicht sein. Mittelfristig wichtig sei für Betroffene vielmehr auch, sich aus ihren festgefahrenen Alltagsstrukturen heraus zu bewegen – auch körperlich, ebenso der Austausch in der Gruppe. Tanja Große-Munkenbeck sieht das genauso, betont aber außerdem: „Eine digitale kommunale Suchtberatung bedeutet für unsere bestehenden Angebote eine ebenso wichtige wie gute Ergänzung.“

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