Hattingen. Was tun bei Depressionen, Brüchen, Sturzangst – und wie Affennahrung und Musiktherapie helfen: Das erklärt der 19. Gesundheitstag in Hattingen.

Wie man eine Depression frühzeitig erkennen kann, wann Betroffene in Hattingen Hilfe suchen sollten, was bei Sturzangst zu tun ist, wie man sein Sturzrisiko testen kann, welche OP-begleitenden geriatrischen Maßnahmen es gibt – und ob Affennahrung gut ist für die Gesundheit: Darauf gaben Ärzte beim 19. Hattinger Gesundheitstag Antworten.

Nur traurig oder schon depressiv: Wer sich bei dieser Frage nicht sicher ist, sollte „auf sein Bauchgefühl und auf sein enges Umfeld hören“, sagt PD Dr. Bernhard Kis von der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am St.-Elisabeth-Krankenhaus in Niederwenigern, das zu den Katholischen Kliniken Ruhrhalbinsel gehört, beim Gesundheitstag.

Gesundheitstag Hattingen: Tipps gegen Depression, Sturzangst und zur Ernährung

Auch ein Indiz: „Ist man länger als 14 Tage täglich niedergeschlagen und traurig, kann es sich um eine Depression handeln“, so Kis, der um den „Psychodschungel“ weiß aus psychologischem Psychotherapeuten, Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie, ärztlicher Psychotherapeut und Co. „Das ist für viele sehr undurchsichtig.“

Initiative für Schlafgesundheit

An 16 Ständen im Rathaushof konnten Besuchende des Hattinger Gesundheitstages Kontakte knüpfen und sich unter anderem informieren über Hörgeräte, Selbsthilfe, die Betreuungsstelle EN-Kreis, Hospizdienst, Physiotherapie und Training bei Ortho-Mobile.

Erstmalig dabei: Die Initiative Rückengesundheit, die von Hand gefertigte Matratzen von „Seven Sundays – Schweizer Schlafmanufaktur“ präsentierte. Dietrich Grönemeyer sitzt im medizinischen Beirat von Seven Sundays.

Marie-Christin Vollmar, die seitens der Ärzteschaft bislang den Gesundheitstag mit organisiert hat, wechselt beruflich nach Bochum. Für sie übernimmt Dr. Bernhard Kis vom St.-Elisabeth-Krankenhaus.

Vorträge gab’s von Experten der Klinik für Naturheilkunde, der Klinik für Diabetologie, Endokrinologie und Stoffwechsel der Klinik Blankenstein (Katholisches Klinikum Bochum), der Kliniken für Orthopädie, Unfall-, Allgemein- und Viszeralchirurgie sowie der Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Gastroenterologie und Diabetologie, der Klinik für Geriatrie des Evangelischen Krankenhauses (Augusta Kliniken Bochum) wie auch der Vamed Klinik Hattingen, Ortho-Mobile, der Altstadtpraxis und der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des St.-Elisabeth-Krankenhauses (Katholische Kliniken Ruhrhalbinsel).

Erster Ansprechpartner ist darum bei Zweifeln der Hausarzt, denn beispielsweise auch Schilddrüsen-Erkrankungen, Mangelernährung oder Medikamente können diesen Gemütszustand verursachen. Und: Manchmal lösen psychische Probleme körperliche Beschwerden aus – und umgekehrt.

Weg durch den Psychodschungel

Das alles zu klären, einen Weg durch den Psychodschungel zu weisen: Dabei hilft auch Kis’ Klinik – 24 Stunden täglich. „Wir haben immer einen Arzt da“, sagt Kis. Der könne sich schnell ein Bild verschaffen und das weitere Vorgehen besprechen. Spezialisiert hat sich die Klinik außerdem auf Adoleszenzpsychologie. „Manchmal sind Patienten zwar schon volljährig, aber ihnen fehlt noch die Reife.“ Für Kinder und Jugendliche indes gibt es eigene Ärzte und Kliniken.

Beim 19. Gesundheitstag in Hatitngen zum Thema Leib und Seele ging es auch um gesunden Schlaf.
Beim 19. Gesundheitstag in Hatitngen zum Thema Leib und Seele ging es auch um gesunden Schlaf. © FUNKE Foto Services | Biene Hagel

Wer Traurigkeit bei sich bemerkt, kann versuchen, sich selbst zu helfen – mit Entspannungsverfahren wie autogenem Training, Klangschalen, mit Sport, dem Weglassen von Suchtmitteln. „Und Schlaf ist entscheidend“, so Kis.

Wie man sich selbst helfen kann

Die Ordnungstherapie bringt Hanna Weber von der Klinik für Naturheilkunde der Klinik Blankenstein des Katholischen Klinikums Bochum ins Spiel. „Die Selbstsorge ist wichtig, der Lebensrhythmus, die Achtsamkeit.“ Oft gehe das mit einer Lebensstilveränderung einher. „Die Eigenverantwortlichkeit muss mit in den Blick genommen werden.“ Betroffene müssten darauf achten, sich selbst auch in gute Stimmung zu bringen. Wechselduschen am Morgen würden helfen, den Kreislauf in Schwung zu bringen.

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Auf Rohkost setzt Dr. Matthias Kratofiel von der Altstadtpraxis Hattingen. Er favorisiert Affennahrung: 50 Prozent Früchte, 40 Prozent Blätter, ansonsten, Nüsse, Pilze, Samen, Knollen, Wurzeln, Erde – und auch Fleisch. „Zur Ernährung gehören auch tierische Komponenten.“ In der Rohkost-Ernährung sieht er Heilkraft und erklärt, dass Blätter von Linde, Buche, Eiche, Weide, Kastanie und Walnuss essbar seien. Er verweist auf seine Rohkost-Gruppe in Dortmund.

Sturzvorbeugung

Von Stürzen im Alter betroffen sind mehr Frauen als Männer, sagt Marie-Christin Vollmar von der Klinik für Geriatrie-Alterstraumatologie, die von Hattingen nach Essen gezogen ist. Jeder Dritte, der älter als 75 Jahre ist, stürzt mindestens ein Mal, mit über 80 Jahren ist es jeder Zweite. Die Angst vor Stürzen mache Menschen oft unsicher, führe dazu, dass sie sich weniger bewegten, teils pflegebedürftig würden. Sturzangst haben auch Menschen, die noch nicht gestürzt sind. Die Angst selbst gilt als ein auslösender Faktor für Stürze. Sturztraining, Muskeltraining, eiweißreiche Ernährung, um Muskelschwund vorzubeugen, das Tragen von Hör- und Sehhilfen, wenn nötig, sowie festes Schuhwerk empfiehlt Vollmar.

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Anhand von drei Kriterien können Sie Ihr persönliches Sturzrisiko testen: Brauchen Sie für eine Strecke von zehn Metern länger als zehn Sekunden? Können Sie nicht länger als fünf Sekunden auf einem Bein stehen? Wenn sie sitzen: Schaffen Sie es nicht, in elf Sekunden fünf Mal aufzustehen und sich wieder zu setzen? Und wenn man doch mal stürzt? „Aufstehen, Krönchen richten, weitergehen“, sagt Vollmar.