Hattingen. Zum Weltschlaftag gibt’s Tipps gegen Schlafstörungen. In Hattingen nehmen sie zu. Das sagen ein Arzt, eine Schichtarbeitende, eine Kissenexpertin

Konzentrationsprobleme, Leistungsverlust, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder psychische Probleme können Folgen von Ein- und Durchschlafproblemen sein. Zahlen und Tipps dazu hält die WAZ Hattingen am Weltschlaftag am heutigen Freitag, 18. März, bereit.

Ein hektischer Alltag, hoher Termindruck, Schichtarbeit, Sorgen, Stress, die intensive Nutzung von TV, Computer oder Handy am Abend, zu fettes Essen, private Probleme, zu viel Koffein oder Alkohol, Medikamente oder Ängste bewirken bei vielen Menschen im Ennepe-Ruhr-Kreis Probleme beim Ein- und Durchschlafen, sagt die AOK Nord-West. Krankmeldungen aufgrund von Schlafstörungen nähmen kontinuierlich zu.

Weltschlaftag: Schlafstörungen in Hattingen nehmen zu – Tipps für Betroffene

In Zahlen: Nicht organische Schlafstörungen sorgten bei AOK-versicherten Beschäftigten im EN-Kreis im Jahr 2021 für insgesamt 2237 Fehltage. Das sind 46,3 Prozent mehr als noch in 2020 mit 1529 Ausfalltagen. Im Vergleich zu 2019 liegt das Plus sogar bei 59,4 Prozent.

Die Kasse nennt allgemeine Verhaltensregeln der Schlafhygiene: angenehme Schlafumgebung mit kühler Zimmertemperatur, Verzicht auf schwere Mahlzeiten, Koffein, Alkohol, Nikotin vor dem Zubettgehen, mehr Bewegung im Alltag, lieber ein Spaziergang am Abend als vor dem Fernseher zu sitzen. Hilft das alles nicht, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Arzt sagt: „60 Prozent der Schlafstörungen sind genetisch determiniert“

Wie Dr. Hans-Christian Blum aus der Fachärztepraxis für Pneumologie, Allergologie und Schlafmedizin in Hattingen und dem Schlaflabor Somnolab in Dortmund. Er bestätigt, dass vermehrt Patienten mit Ein- und Durchschlafstörungen in die Praxis in Hattingen kommen. „Das war in der Corona-Zeit schon auffällig, jetzt sind es durch den Ukraine-Krieg noch mal mehr geworden.“

Weltschlaftag und Tag des Schlafes

Der Weltverband für Schlafmedizin rief den Weltschlaftag ins Leben. Termin ist immer der dritte Freitag im März – in diesem Jahr eben am 18. März. Ins Leben gerufen wurde er bereits 2008.

Es gibt übrigens noch einen „Tag des Schlafes“ des Vereins Tag des Schlafes am 21. Juni. Gegründet wurde die Initiative 1999, der erste Tag des Schlafes war dann im Jahr 2000.

Oft hätten diese Störungen eine psychosomatische Komponente, zunächst müssten aber organische Ursachen ausgeschlossen werden. Blum betont: „60 Prozent der Schlafstörungen sind genetisch determiniert, es gibt Leute, die schlafen immer gut, egal was passiert, andere schlafen bei Stress schlecht.“ Kläre man Betroffene auf, dass Schlafstörungen auch genetisch bedingt seien, könne das entlastend wirken.

Im Ennepe-Ruhr-Kreis waren AOK-versicherte Beschäftigte im Jahr 2021 wegen Schlafstörungen 2237 Tage krankgeschrieben. Am Weltschlaftag äußern sich in Hattingen ein Arzt, eine Schichtarbeitende und eine Kissenexpertin zum Thema.
Im Ennepe-Ruhr-Kreis waren AOK-versicherte Beschäftigte im Jahr 2021 wegen Schlafstörungen 2237 Tage krankgeschrieben. Am Weltschlaftag äußern sich in Hattingen ein Arzt, eine Schichtarbeitende und eine Kissenexpertin zum Thema. © AOK | hfr

Kognitive Verhaltenstherapie kann helfen

Neben der Schlafhygiene sei oft eine kognitive Verhaltenstherapie hilfreich. Da aber Therapieplätze rar seien, könne auch die Somnio-App verordnet werden. Das kurzzeitige Verschreiben von Schlafmitteln hingegen, betont Blum, stehe nicht an erster Stelle. Häufig sei die Erfahrung, dass Schlafstörungen bei Menschen, die gut ein-, aber schlecht durchschlafen oft organische Ursachen hätten, bei Einschlafstörungen aber Stressfaktoren vielmals eine Rolle spielten. Für Menschen mit Schlafproblemen seien Schichtdienste nicht gut.

Das sagt eine Schichtarbeitende

Anette Hegenberg ist die Leiterin der Station orthopädische Schmerztherapie der Klinik Blankenstein, die zum Katholischen Klinikum Bochum gehört, und arbeitet im Schichtdienst. Seit 34 Jahren übt sie ihren Beruf aus und weiß, dass Schichtdienste das Schlafen sehr beeinflussen. „Wir arbeiten in drei Schichten. Ich kenne einige, die Schlafmedikamente nehmen müssen.“ Die nimmt sie nicht, aber ,vorschlafen’ wie manche, kann sie auch nicht.

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„Ich versuche, mir an den Tagen nach den Nachtschichten nicht viel vorzunehmen, keine Termine zu legen. Ich schone mich etwas, lese.“ Meist nur vier Stunden schläft sie dann und hat „das besser weggesteckt, als ich jünger war“. Auch fährt sie nach Nachtdiensten nicht mit dem Rad heim. „Dann bin ich richtig wach.“ Trotzdem hat sie Spaß an ihrem Beruf, auch wenn der Personalmangel die Mitarbeitenden in der Klinik belaste.

Das rät Beatrice Bark, die Kissen verkauft

Beatrice Bark verkauft in ihrer Wollwerkstatt im St.-Georgs-Viertel Kissen – und weiß, dass tatsächlich gilt: Wie man sich bettet, so liegt man. „Immer noch nutzen viele Menschen ein 80 mal 80 Zentimeter großes Kopfkissen, besser ist aber 40 mal 80. Das Kopfkissen sollte anfangen, wo die Schulter aufhört.“

Unterschiedliches Füllmaterial für Kissen hält Beatrice Bark in ihrer Wollwerkstatt im St.-Georgs-Viertel in Hattingen auch am Weltschlaftag bereit.
Unterschiedliches Füllmaterial für Kissen hält Beatrice Bark in ihrer Wollwerkstatt im St.-Georgs-Viertel in Hattingen auch am Weltschlaftag bereit. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Nackenstützkissen seien gut. Beatrice Bark betont die Bedeutung der Füllung – und da setzt sie ganz auf Naturprodukte: Dinkelspelz, Hirseschalen oder Wollflocken. „Sie passen sich der Nackenhöhle an, so dass es egal ist, ob man auf dem Rücken, der Seite oder auf dem Bauch liegt.“

Hilfe aus der Natur

Bark setzt zudem auf Erkenntnisse der Naturheilkunde-Erkenntnisse: „Zirbenkissen senken Puls und Bluthochdruck, Lavendelkissen entspannen bei Stress, Kräuterkissen sorgen für freien Atem.“ Die Beratung zum Kissen sei immer sehr individuell, könne bis zu eineinhalb Stunden dauern, heißt es auch beim Bettenhaus Fiduwa an der Augustastraße.

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Bark empfiehlt auch zur Entspannung Oberbetten und Unterbetten aus Wolle: „Der Körper ist dem ganzen Tag Magnetfeldern ausgesetzt. In Naturmaterialien, die bei uns aus heimischen Anbau sind, entlädt sich der Körper.“