Hattingen. Die Haushalte in Hattingen sorgen sich um steigende Mieten und explodierende Energiekosten. Was die Wohnungsunternehmen vor Ort dazu sagen.

Viele Haushalte sorgen sich um steigende Mietpreise und sehen sich explodierenden Energiekosten ausgesetzt. Wie Wohnungsunternehmen die Lage für Hattingen beurteilen.

Genossenschaft in Hattingen macht Preisdruck in der Baubranche zu schaffen

Die Genossenschaft Gartenstadt Hüttenau mit rund 1130 Wohnungen will zwar aktuell nicht an der Mietpreisschraube drehen, sagt Vorstand Roland Himmel, ohnehin „passe man nur alle paar Jahre den Preis moderat im Rahmen des Mietspiegels an“. Doch sehr schnell kommt der Unternehmenschef darauf zu sprechen, dass sich die wirtschaftlichen Vorzeichen ändern: Hat die Gartenstadt Hüttenau lange Zeit pro Jahr rund 1,6 Millionen Euro investiert, um den Wohnungsbestand zu unterhalten, reiche die Summe inzwischen nicht mehr aus. Vergangenes Jahr waren es allein zwei Millionen Euro – ein Anstieg, der den gestiegenen Preisen in der Baubranche geschuldet ist, höhere Kosten für Material eingeschlossen. Die Dividende fiel mit zwei Prozent schon um die Hälfte geringer aus als in der Vergangenheit. Problematisch könne es werden, wenn die Preiskurve weiter nach oben zeigt und das Unternehmen die wachsenden Kosten verkraften müsse, betont Himmel.

Private Vermieter in Sorge

Bei privaten Vermietern geht ebenfalls die Sorge um, dass die steigenden Kosten für Handwerker und Material den Unterhalt der Wohnungen massiv verteuert, sagt Peter Oberdellmann, Vorsitzender von Haus & Grund im Hattingen mit rund 600 Mitgliedern. Zu den Aufgaben der Eigentümer gehöre es nun mal, dass sie die Wohnungen instandhalten oder bei Bedarf eben renovieren. Zugleich möchten die Besitzer sich auch an die Vorgaben des Mietspiegels halten und Mieter nicht überfordern.Der aktuelle Mietspiegel sieht unter anderem folgende Preisgrenzen vor: Gebäude bis 1959, Größe bis 89 Quadratmeter: 5,80 bis 5,88 Euro, ab 90 Quadratmeter: 6,13 bis 6,30 Euro, Häuser von 1960 bis 1979: bis 89 qm: 5,34 bis 5,42 Euro, ab 90 qm: 5,67 bis 5,84, Häuser von 1980 bis 2014: bis 89 qm: 5,94 bis 6,09 Euro, ab 90 qm: 6,29 bis 6,49 Euro, ab 2015: bis 89 qm: 7,52 bis 7,71, ab 90 qm: 7,88 bis 8,10

Ähnlich beurteilt auch David Wilde, Vorstand der HWG (4075 Wohnungen), die aktuelle Marktlage. Bei den Bestandsmieten nehme man im Durchschnitt alle zwei Jahre Erhöhungen vor, dabei schöpfe man aber längst nicht die Möglichkeiten aus, die der Mietspiegel bietet, sondern bleibe darunter. Ganz anders sehe es bei Neubauten aus. Durch die massiven Preissteigerungen im gesamten Bausektor kommen auf Firmen wie die HWG enorme Belastungen zu. Das werde sich dann auch auf den Mietpreis auswirken, so Wilde. Konkrete Zahlen lassen sich nach seinen Worten noch nicht nennen, zumal die HWG momentan nur mit einem Neubauprojekt am Start ist, der Kita Isenhöhe, zu der eine Demenz-WG gehören wird.

Unternehmen sieht Mietmarkt von allgemeiner Preisentwicklung abhängig

Die Wohnungsriesen Vonovia und LEG erklären auf Anfrage, dass bei ihnen durchaus die Mieten anziehen werden. Vonovia, der in Hattingen 983 Wohnungen gehören, geht für dieses Jahr von 1,5 Prozent aus. Bei der LEG (801 Wohnungen) liegen die Quoten allerdings höher. „Im ersten Quartal 2022 sind unsere Mieten im Schnitt um 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen, die Zielzahl für das Gesamtjahr 2022 sind drei Prozent“, erklärt Sprecher Nils Roschin. Der Mietmarkt könne schließlich nicht von der allgemeinen Preisentwicklung abgekoppelt werden und ebenso wenig von anhaltender Inflation sowie steigenden Löhnen und Gehältern, führt er zur Begründung aus.

Festverträge mit Gasversorgern abgeschlossen

Nun ist es nicht allein die Miete, auf die ein Haushalt schaut, sondern ebenso auf die Energiekosten – und das seit Wochen mit verstörtem Blick. Bei Gas und Strom gehen die Preise durch die Decke und ein Ende der Fahnenstange ist momentan noch nicht abzusehen. Die Mieter der Gartenstadt Hüttenau haben derzeit noch den Vorteil, dass sie bis Ende 2024 beim Gas mit 1,75 Cent pro Kilowattstunde recht günstig liegen. Das Unternehmen hat mit dem Versorger einen Festpreisvertrag und entsprechender Laufzeit abgeschlossen. Das hat die HWG auch, allerdings läuft die Vereinbarung, die seit 2020 gilt, zum Jahresende aus. Die Mieter habe man deshalb noch mal darauf hingewiesen, die Abschlagszahlungen zu erhöhen. Ähnlich äußern sich auch LEG und Vonovia, die ihre Mieter über Apps und Kundenzeitschriften an Energiespartipps erinnern. Man „sorge zwar durch langfristige und gezielte Einkäufe für Preisstabilität“, die Preise würden aber dann an die Kunden weitergereicht, so der LEG-Sprecher.