Hattingen. Ukrainischen Kindern hilft die Klinik in Lviv. Die wiederum bekommt reichlich Medikamente aus Hattingen. Die erstaunlich lange Helferliste.

Das Krankenhaus in Lviv (Lemberg) in der Westukraine bekommt reichlich Hilfe aus Hattingen. Neben dem Stüterhof sammeln auch Bürger in Blankenstein und die Projekthilfe Gambia e.V. Medikamente.

„Ich bin froh, dass die Sachen auf dem Weg in die Ukraine sind“, sagt Matthias Ketteler von der in Hattingen gegründeten Projekthilfe Gambia e.V. Seit mehr als 35 Jahren setzt er sich für das afrikanische Land ein. Jetzt wendet er sich auch der Ukraine zu, denn: „Ich bin mit einer ehemaligen Ukrainerin verheiratet, dadurch bekamen wir schnell Kontakt zu Hilfsorganisationen, um gezielt helfen zu können.“

Medizinische Hilfsgüter aus Hattingen kommen in ukrainischer Klinik in Lviv an

Aktuell bringt ein Hilfstransport Medikamente, EKG-Geräte und 7000 Infusionen für 65.000 Euro Richtung Lviv. 25.000 Euro kommen vom Deutschen Medikamenten-Hilfswerk „action medeor“ e.V., 40.000 Euro von der Projekthilfe. „Wir konnten nach unserem Aufruf in den sozialen Medien bisher knapp 46.000 Euro an Spendengeldern sammeln. Jetzt haben wir noch 6000 Euro übrig.“ Vielleicht werde noch einmal ein weiterer Transport benötigt, man warte jetzt aber die weitere Entwicklung ab.

So können Sie spenden

Das Spendenkonto der Blankensteiner Initiative in Kooperation mit der evangelischen Kirche Blankenstein: Ev. Kirchengemeinde Welper-Blankenstein, Sparkasse Hattingen, IBAN DE84 4305 1040 0003 0085 05, Verwendungszweck: Medizinische Hilfe Ukraine. Bei Frank Seidel auf dem Stüterhof können weiterhin Medikamente abgegeben werden: An der Egge 85.

Die Blankensteiner und Seidel wollen das Engagement auch auf Mariupol ausweiten. „In Lviv haben wir Kontakt zu einem Pfarrer bekommen, der ein kleines Lager für medizinische Hilfsgüter hat, die nach Mariupol gehen. Da wollen wir helfen“, so Inge Hanemann von der Blankensteiner Initiative.

Geplant war alles anders. Drei Tage vor Kriegsbeginn wollte Matthias Ketteler mit seiner Frau in die Ukraine fahren, um den 50. Geburtstag seiner Schwägerin zu feiern. „Aber mir wurde das zu heiß, ich habe den Kriegsausbruch befürchtet und immer gesagt, dass Putin das Ende der Olympiade abwartet und dann losschlägt. Genauso kam es.“ Inzwischen ist die Schwägerin in Hattingen, die Eltern allerdings sind geblieben. Der Sohn der Schwester wurde als Soldat eingezogen.

Es soll weitere Transporte geben

Gerade am Mittwoch vom dritten Medikamenten-Transport zurück ist Frank Seidel vom Stüterhof. 67 Stunden war das Team unterwegs. Mit dabei: ein Familienvater (42), der eine Aktion in Blankenstein zur Unterstützung von Seidels Touren ins Leben rief, weil ihm das Engagement gefiel. „Die Wetterbedingungen waren gerade gut, die Straßen frei, da ging es früher als geplant los“, erklärt Inge Hanemann, Sprecherin der Blankensteiner Initiative. Sie betont: „Wir werden tagesaktuell über den Bedarf an Medikamenten für kranke Kinder informiert. Wir sammeln dafür Geldspenden zusammen mit der evangelischen Gemeinde Blankenstein.“ Das Krankenhaus sei übervoll mit Kindern, die aus den umkämpften Regionen im Norden, Osten und Süden des Landes in der Westukraine einträfen.

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Durch solche Gebiete in der Ukraine fuhr der Hilfstransport aus Hattingen von Frank Seidel vom Stüterhof und Blankensteiner Bürgern.
Durch solche Gebiete in der Ukraine fuhr der Hilfstransport aus Hattingen von Frank Seidel vom Stüterhof und Blankensteiner Bürgern. © IBSH | MA

Bald soll es weitere Transporte geben. Seidel, der sich freut, „dass die evangelische Kirchengemeinde Uhlandstraße am Samstag um 19 Uhr ein Benefiz-Konzert geben will“, möchte so schnell wie möglich wieder los.

Viele Bürger und Unternehmer in Hattingen engagieren sich spontan

Hanemann ist begeistert: „Der ganze Stadtteil Blankenstein macht mit: vom Familienvater über einen Kinder- und Jugendpsychiater, eine Krankenschwester, eine Finanzmaklerin bis hin zur Nachbarschaftsgruppe Wilhelmstraße: Alle bündeln ihre Kontakte, um in der Apotheke in Welper, die sich sehr engagiert, dringend benötigte Arzneien zu bestellen. Beim zweiten Transport wurden für insgesamt 26.000 Euro Medikamente abgegeben.“ Die Transportkosten spenden die Organisatoren. Alle Medikamente werden direkt vor Ort medizinischem Personal übergeben, so Hanemann.

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Die Westfalen-Apotheke Welper hat Medikamente und Erste-Hilfe-Kästen für die Ukraine zum Einkaufspreis. Inhaber Tasso Weinhold lobt die Tatkraft der Blankensteiner und heimischer Unternehmer wie Frank Schwätzer. Er hat innerhalb von drei Tagen 15.000 Euro gesammelt, dafür Medikamente gekauft. „Die Liste hatte ich vom Roten Kreuz in Warschau. Dann haben noch Menschen auf dem Marktplatz Konserven gesammelt, Penny spendete Wasser, schnell war der 3,5-Tonner voll.“ Für die zweite Tour kam Geld zusammen bei einer Aktion der Kneipe „Vollmond“ und von BNI-Unternehmern. Das Rote Kreuz hat von Warschau aus dann die Verteilung übernommen.

Jedes Engagement zählt

Bei Weinhold gibt auch Martina Kampmann, Initiatorin der Boomerang-Taschen, 150 Euro für Medikamente ab, die aus einem Projekt mit der Seniorensportgruppe Welper stammen: Kampmann nähte grün-gelbe Taschen mit Friedenstaube für die Damen, die dafür das Geld spendeten.