Hattingen. Hilfe aus Hattingen: 35 Jahre Projekthilfe Gambia, 30 Jahre Buschklinik - Matthias Ketteler hat gerade wieder Hilfsmittel auf den Weg gebracht.
Diese Liebe ist für die Ewigkeit. Mit der gleichen Leidenschaft wie vor 35 Jahren engagiert sich Matthias Ketteler (59) in Gambia. Zusammen mit Gründungsmitglied Frank Heuer ist er auch heute noch Motor der in Hattingen gegründeten „Projekthilfe Gambia e.V.“.
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Zwei Tage vor Heiligabend wurde ein Hilfscontainer mit Intensiv-Klinikbetten, die die Uniklinik Essen gespendet hat und 20 Rollstühlen an der Ruhrlandklinik beladen. In drei bis sechs Wochen werden sie in der westafrikanischen Republik eintreffen.
Anderthalb Jahre Wartezeit auf Bedarfsliste der Regierung in Gambia
Vieles läuft so anders in dem kleinen Land, das vom Senegal umschlossen ist. „Es machen in Deutschland so viele Klinken zu. Da kann man doch Hilfsmaterialien, die hier nicht mehr gebraucht werden, in das afrikanische Land schicken“, dachte Ketteler. Aber wenn man dann anderthalb Jahre auf eine Liste der Regierung in Gambia warte, um zu erfahren, was in den fünf großen Krankenhäusern des Landes gebraucht wird, dann könne man schon sauer werden.
„Ja, so was ärgert mich, holt mich aber nicht von den Füßen“, erklärt Matthias Ketteler. Mit stoischer Ruhe und Durchhaltevermögen hat er in den vergangenen Jahrzehnten die Buschklinik Hattingen in Jahaly aufgebaut und funktionsfähig gehalten. Am 4. Mai dieses Jahres ist es genau 30 Jahre her, dass die Klinik eröffnet wurde. Von November 2019 bis Mai 2020 war der gelernte Krankenpfleger ununterbrochen mit seiner Familie in Gambia. Die zwölfjährige Tochter ging dort in der Zeit zur Schule. Er nutzte die Monate unter anderem, um die Buschklinik coronafest zu machen.
Ketteler ist in in Kontakt mit Regierungsmitgliedern und Entscheidern
Längst hat Ketteler einen Diplomatenpass, steht in Kontakt mit den höchsten Regierungsmitgliedern und Entscheidern in Gambia und mit der deutschen Botschaft. Auch Deutschland unterstützt sein Projekt für das Zwei-Millionen-Einwohner-Land am Fluss Gambia, der sich durch die Mitte des Landes zieht. Da der Betrieb in der Buschklinik mittlerweile gut läuft, stand die Projekthilfe im Jahr 2020 ganz im Zeihen der Unterstützung des gambischen Gesundheitswesens im Kampf gegen die Corona-Pandemie.
Mehrere Hilfscontainer wurden nach Gambia verschickt, unter anderem 36 Beatmungsgeräte und Dutzende Klinikbetten. „Die sechs Intensivbetten sind etwas moderner. Sie können elektrisch betrieben werden, aber auch manuell, wenn kein Strom vorhanden ist“, schildert Matthias Ketteler. Außerdem ging auch ein Mikroskop zur Diagnose mit auf die Reise.
In der Buschklinik in Jahaly arbeiten vier Krankenschwestern
Seine Buschklinik, in der keine Ärzte, sondern vier Krankenschwestern arbeiten, wird von der Bevölkerung, die überwiegend in der Landwirtschaft arbeitet, intensiv in Anspruch genommen. In einem Radius von 70 bis 80 Kilometer machen sich die Kranken auf den Weg, um Hilfe zu bekommen. Bei den Erkrankungen handelt es sich meistens um Malaria, Bronchitis und Lungenentzündungen, Durchfall- und Hauterkrankungen.
Es gibt einen stationären Bereich, in dem 28 bis 30 Patienten aufgenommen werden können. In der „kalten Jahreszeit kommen besonders viele kleinere Kinder, die in offene Feuerstellen gefallen sind, die in den Dörfern zum Kochen der Mahlzeiten benutzt werden. „In den vergangenen 30 Jahren wurden in der Buschklinik Hattingen ungefähr eine Million Patienten versorgt“, freut sich der Gründer Matthias Ketteler.
>>> INFO: 35 Jahre Projekthilfe in Gambia
Als „Projekthilfe Dritte Welt e.V.“ gründeten unter anderem Matthias Ketteler und Frank Heuer die Hilfsorganisation im Jahr 1985. Mit dabei waren damals Studenten, Ärzte und Krankenpfleger. Später wurde der Verein in „Projekthilfe Gambia e.V.“ umbenannt. Ketteler und Heuer sind heute noch genauso aktiv wie vor Jahrzehnten.
Um die Bevölkerung des westafrikanischen Landes vor der Corona-Pandemie zu schützen, widmete sich die Hattinger Hilfe 2020 den Schutzmaßnahmen. So ließ die Hilfsorganisation in Gambia mit Spendengeldern einer Aktion in Deutschland circa 40.000 Mund-Nasenschutz-Masken aus Baumwolle produzieren. Diese wurden kostenlos an über 50 Gesundheitseinrichtungen im Land verteilt.
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