Hattingen. Die Bürgergesellschaft Blankenstein gründete sich aus Protest gegen ein Bauvorhaben. Wie der Verein den Ortsteil Hattingens heute leuchten lässt.

Die Bürgergesellschaft Blankenstein in Hattingen kann in diesem Jahr 30. Geburtstag feiern. Die Ziele des Vereins haben sich seit der Gründung deutlich verändert.

Steht heute der Weihnachtsmarkt im Fokus, so schlossen sich 18 Blankensteinerinnen und Blankensteiner am 15. September 1992 zusammen, weil sie sich gegen die Bebauung des großen Platzes hinter dem heutigen Stadtmuseum stellen wollten. Das historische Blankensteins sollte in seiner Ursprungsform erhalten bleiben.

Bürgergesellschaft Blankenstein in Hattingen setzt sich seit 30 Jahren ein fürs Wir-Gefühl

„Eigentlich hatte die Stadt damals der Gartenstadt Hüttenau eine Zusage gemacht, dass sie in Welper in Sportplatznähe bauen kann. Dann stellte sich heraus, dass die Bebauung aber zu nah am Sportplatz gewesen wäre. So bot die Stadt dann den Kirmesplatz in Blankenstein an“, sagt der Vereinsvorsitzende Friedrich-Wilhelm Wengeler.

Friedrich-Wilhelm Wengeler ist Vorsitzender der Bürgergesellschaft Blankenstein und Geschäftsführer der Firma Wengeler & Kalthoff Hammerwerke.
Friedrich-Wilhelm Wengeler ist Vorsitzender der Bürgergesellschaft Blankenstein und Geschäftsführer der Firma Wengeler & Kalthoff Hammerwerke. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Jahre habe die Auseinandersetzung gedauert. „Letztlich haben wir in zweiter Instanz verloren. Aber immerhin konnten wir die Traufenhöhe senken, die Häuser sind ein halbes Stockwerk niedriger geworden als geplant.“

Nach dem Kampf gegen die Bebauung stand der Verein vor der Auflösung

Damit sei die Aufgabe des Vereins, der heute 100 Mitglieder zählt, erfüllt gewesen. Er stand vor der Auflösung. Doch dann setzten die Mitglieder ihre Idee eines Weihnachtsmarkts um. „2021 hätten wir den 27. eröffnet“, sagt Friedrich-Wilhelm Wengeler. Doch die Corona-Pandemie zwang zur Absage.

Stammtisch und Satzung der Bürgergesellschaft

Die aktuell gültige Satzung der Bürgergesellschaft Blankenstein stammt aus dem Jahr 2011, darin heißt es: „Zweck des Vereins ist es, sich für die Erhaltung von Blankenstein als historischem Stadtteil unter Berücksichtigung seiner Bedeutung einzusetzen, auf die Lebens- und Wohnqualitäten in Blankenstein in der gewachsenen Form auch zukünftig positiv Einfluss zu nehmen“. Das Wir-Gefühl und die Integration zu fördern sowie aktive Jugendpflege sind weitere Ziele.

Zum Stammtisch lädt die Bürgergesellschaft jeden ersten Dienstag im Monat an wechselnden Orten ein. Informationen gibt es auf der Homepage unter www.blankenstein.ruhr – jeder ist willkommen. Die Vereinsmitgliedschaft kostet 3,50 Euro/Monat.

Das Verhältnis zur Stadt beschreibt er inzwischen so: „Wir sind von der Konfrontation hin gekommen zu einer sinnvollen Symbiose.“ Bei der Gestaltung des Marktplatzes wirkte die Bürgergesellschaft mit, sie zahlte das Modell dafür. Der blanke Stein geht auf ihr Konto.

Eingesetzt hatte sich die Gesellschaft dafür, im Museum das Café vorne anzusiedeln. „Das war aber nicht durchsetzbar.“ Die Ampelanlage auf der Blankensteiner Straße, am Supermarkt, ist dem Verein zu verdanken. Zudem bietet Mitglied Henning Sandmann ehrenamtlich die Nachtwächterführungen in Blankenstein an.

Weihnachtsbeleuchtung inklusive Strom finanziert

Angeschafft hat der Verein außerdem die Weihnachtsbeleuchtung für den Ortsteil. „Wir bezahlen auch den kompletten Strom dafür“, erklärt Friedrich-Wilhelm Wengeler.

Das Wir-Gefühl möchte die Bürgergesellschaft Blankenstein stärken – mit dem Weihnachtsmarkt wie hier im Jahr 2019 gelingt das.
Das Wir-Gefühl möchte die Bürgergesellschaft Blankenstein stärken – mit dem Weihnachtsmarkt wie hier im Jahr 2019 gelingt das. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Herzstück des Vereins aber ist der Weihnachtsmarkt, der zum zweiten Mal wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden konnte. „Unsere Satzung sieht vor, dass wir das Wir-Gefühl unterstützen und neue Bürger integrieren. Das machen wir mit dem Markt. Und was wir da verdienen, spenden wir.“ Beispielsweise an Schule und Kindergarten. „Wir haben die Anschubfinanzierung übernommen für das Rettungsboot der DLRG Blankenstein, das beim Hochwasser im Einsatz war“, erklärt der engagierte Blankensteiner.

Was die Absage des Weihnachtsmarktes 2021 besonders bitter macht

Bitter sei die Absage des Marktes im November gewesen. Denn die Vorbereitung dafür war hart: „80 Prozent des Equipments für den Markt lagern im Haus Kemnade, viel ist bei dem Hochwasser zerstört oder beschädigt worden.“ Zeit und Geld investierten Mitglieder und Verein, um alles wieder herzurichten. Der Himmel des Glühweinstandes musste genäht werden.

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Erstmals hätten auch neue Vorstandsmitglieder den Markt mit organisiert. „Von Null auf 100 und wieder auf Null, das war nicht einfach“, kommentiert Friedrich-Wilhelm Wengeler die Absage, „die uns nicht leicht gefallen ist“. Aber er ist fasziniert, wie sehr alle dabei bleiben, sich nicht entmutigen lassen. Auch große Sponsoren hätten dem Verein die Treue gehalten – „obwohl sie in den vergangenen zwei Jahren gar keine Werbefläche hatten“.

Gute Zusammenarbeit mit anderen Vereinen und Akteuren

Mit dem Heimatverein Blankenstein, Arte-Medis, dem Förderverein der katholischen Kirche arbeitet die Bürgergesellschaft, die im Jahr 2020 den Ehrenamtspreis erhielt, eng zusammen – auch bei den unterschiedlichen Festen und Aktionen.

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Im Jahr des 30. Geburtstags des Vereins hofft der Vorsitzende, „endlich mal wieder ein größeres Fest geben zu können – und den Weihnachtsmarkt zu veranstalten“.