Hattingen. Die Bürgergesellschaft Blankenstein will eine Tradition wiederbeleben. Sie bietet hochwertige Emailleschilder mit dem früheren Ortswappen an.
Tausende Menschen strömten an den Wochenenden nach Blankenstein. In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg und teilweise auch danach war das damals noch eigenständige Städtchen Blankenstein ein wahrer Touristenmagnet. „Früher machten sich mehr als 5000 Besucher auf, um die Burg und den Gethmannschen Garten zu sehen und ihre Freizeit in den vielen Gaststätten, Biergärten und Lokalen zu verbringen“, sagt Henning Sandmann, von der Bürgergesellschaft Blankenstein. Jetzt wird Tradition wiederbelebt.
Früher sei es üblich gewesen, Freunden und Verwandten per Postkarte von seinen Ausflügen zu berichten, deswegen sei das Postamt in Blankenstein auch immer an den Wochenenden geöffnet gewesen, so Sandmann. Mehr als 4000 Poststempel verzeichnete das Amt an einem einzigen Wochenende. „Das war damals wie das Schicken von Bildern und Selfies per SMS und Whatsapp“, erzählt Sandmann. Etliche Postkartenmotive gab es.
Bürgerstolz aufs attraktive Städtchen Blankenstein
Zu der Zeit waren die Bürger des touristisch so attraktiven Blankenstein besonders stolz in der Stadt zu leben, sie identifizierten sich mit Blankenstein und so kam es, dass viele Bürger Schilder des Stadtwappens an die Häuserfassaden anbrachten. Diese kleinen Schilder waren meist aus Holz oder Blech. Bis zur Eingemeindung der Stadt Blankenstein nach Hattingen 1970 gab es auch ein Holzschild der gleichen Art im Eingangsbereich der Volksschule, der heutigen Grundschule Alt-Blankstein.
An diese Tradition will die Blankensteiner Bürgergesellschaft nun wieder anknüpfen, sie bietet diese hochwertige Emailleschilder an, um sie wie damals an den eigenen Häusern zu befestigen. „Wir wollen Blankenstein immer weiter verschönern und diese Idee kam bisher sehr gut an“, sagt Henning Sandmann.
Das „J“ auf dem Schild gibt den Historikern Rätsel auf
Diese kleinen Schilder zieren immer mehr Häuserwände, doch was ist eigentlich auf ihnen zu sehen? Es zeigt einen stehenden Mann, der von fünf Pfeilen durchbohrt ist und ein Schild auf dem ein „J“ oder ein „J-ähnliches Symbol“ zu sehen ist. Überliefert ist, dass das Siegel den heiligen Sebastian abbildet, der 283 n. Chr. in Mailand und Rom, in Zeiten der Christenverfolgung, viele Menschen vor Ermordungen schütze. Deswegen wurde er selbst zum Tode verurteilt. Bei der Urteilsvollstreckung wurde er mit Pfeilen beschossen, aber eben nicht getötet. Er wurde wieder gesund gepflegt und kämpfte anschließend weiter gegen die Verfolgung der Christen, ehe er letztlich wirklich getötet wurde.
Das „J“ auf dem Schild gibt den Historikern deutlich mehr Rätsel auf. „Manche meinen, dass das „J“ ein Abzug der Armbrust sei, die den heiligen Sebastian umbrachte“, erzählt Henning Sandmann. „Andere behaupten, es sei der Buchstabe „J“, der für Jesus Christus stehe. Geklärt ist das bis heute nicht, es bleibt also ungewiss, wie so vieles, was mit der Historie Blankensteins zu tun hat.“
>>> Nachtwächter und Rudertrainer – Henning Sandmann ist als Rentner umtriebiger denn je
Henning Sandmann hat sich dem Stadtteil Blankenstein verschrieben, als Nachtwächter verkleidet, führt er durch die Burg. Dies macht er meist zusammen mit Andreas Resse, der sich als Türmer verkleidet.
„Wir haben im vergangenen Jahr mehr als 640 Menschen durch Blankenstein und die Burg geführt“, sagt der Rentner, der früher beim Ennepe-Ruhr-Kreis im Jugend- und Gesundheitsamt arbeitete. „Jetzt habe ich viel Zeit für das schöne Blankenstein und mein und das Ziel der Bürgergesellschaft ist es, den Ort so attraktiv wie möglich zu machen.“ Auch Schulklassen führt Sandmann immer wieder durch das historische Blankenstein, diese Führungen kommen immer sehr gut an und werden immer wieder nachgefragt, so Sandmann.
Heimtrainer von Olympiasieger Armin Eichholz
Der Blankensteiner Nachtwächter ist in Hattingen aber nicht nur als Burg-Führer bekannt, er hat auch eine bewegte sportliche Vergangenheit. Er selbst wurde 1974 Deutscher Meister im Rudern und machte sich nach seiner aktiven Karriere vor allem einen Namen als Trainer.
Er coachte sowohl Christian Georg Warlich, als dieser Weltmeister wurde und auch Armin Eichholz, als der Hattinger die Goldmedaillie bei den Olympischen Spielen gewann (1988). „Ich war der Heimtrainer von Armin“, sagt Sandmann, der aktuell noch den Bundesliga-Achter des RC Witten als Trainer betreut. „Da bin ich ich aber nicht mehr so sehr eingebunden, ich bin noch dreimal die Woche bei der Mannschaft und trainiere die Wasserarbeit, aber den Rest machen die Jungs selbstständig.“