Hattingen. Wohnwagen schwimmen in Hattingen Am Kempel vorbei. Anwohner und Camper kämpfen gegen das Wasser. Hochwassermarke von 1925 ist nicht mehr sichtbar.
„Heute morgen sind schon Wohnwagen vorbeigeschwommen“, sagt Reinhard Plots (50) aus Hattingen. Er wohnt Am Kempel, wo am Donnerstag Wohnwagenbesitzer wie Anwohner gegen das Hochwasser kämpfen.
Reißend strömt die Ruhr an Plots Zuhause Am Kempel 33 vorbei. Er lächelt trotzdem. „Wir nehmen das mit Humor“, sagt er. Das Ausmaß der Schäden des Hochwassers zeige sich sowieso erst später. Er deutet auf den Türpfosten des Gebäudes gegenüber seiner Haustür, hält schnell für einen Moment mit der Hand das Wasser auf und weist auf ein Schild hin. „Das ist die Hochwassermarke von 1925. Da sind wir drüber.“
Gas-Tank Am Kempel in Hattingen gerät durch Hochwasser in Schieflage
Schief hängt der Gas-Tank, den Plots mit der Hilfe anderer schon mit dicken Stahlseilen gesichert hat. „Dabei steht er schon auf 600 bis 800 Kilo schweren Steinblöcken. Als die Feuerwehr kam, hat sie gesagt, dass wir alles richtig gemacht haben - und ist wieder weg.“
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Der Pfad zur Ruhr hin ist überflutet, an einer Wäscheleine am Wegesrand hängen noch Küchenhandtücher. Den Schlauch, durch den das Wasser aus dem Keller nach draußen gepumpt wird, hat er selbst gelegt.
„Es ist ja schon eine Hebeanlage da, aber bei so viel Wasser hilft alles nichts. Wir haben ja noch Glück, in einem anderen Haus ist schon eine Wohnung geflutet“, berichtet er. Seine eigene Wohnung ist am Donnerstagmorgen trocken. Dennoch: „Es ist alles hochgestellt. Noch 80 Zentimeter mehr und wir müssen raus.“
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Wohnwagen schwimmen durch das Hochwasser in Hattingen
Wohnwagen stehen bis zur Hälfte unter Wasser
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag um zwei Uhr, berichtet Plots, habe er angefangen, gegen die Wassermassen zu kämpfen. Da war der Keller noch nicht geflutet. „Wir haben hier eine Stunde geschafft, dann abgebrochen. Das Wasser kam zu schnell.“ Zahlreiche Wohnwagen vom Campingplatz, immerhin, hätten noch weggeschleppt werden können.
Andere stehen Am Kempel bis zur Hälfte unter Wasser. Der Aschenbecher auf einem Campingtisch ist zu sehen, der Tisch selbst schon nicht mehr. Mit Booten schieben Menschen Hab und Gut ins Trockene. „20 Wohnwagen sind hier Am Kempel abgesoffen“, sagt Heinz-Werner Hoffmann (68). Der Dauercamper aus Mettmann ärgert sich, dass „es vorher keine akute Warnmeldung der Wasserverbände gab. Ich habe auf der Homepage nach den Pegelständen geguckt, da war keine Warnung, der Bericht zwei Stunden alt.“