Hattingen. Seit 1970 ist Theo Haske Stadtverordneter für die CDU in Hattingen. Er ist ein Charakterkopf – zäh, manchmal polternd, aber immer zielführend.
50 Jahre Stadtgeschichte: Am 1. Januar 1970 wird im Rahmen der Kommunalen Neugliederung aus der Stadt Hattingen, dem größten Teil der Stadt Blankenstein und fünf Gemeinden des Amtes Hattingen-Land (Bredenscheid-Stüter, Niederelfringhausen, Oberelfringhausen, Oberstüter und Winz) die neue Stadt Hattingen mit nunmehr 60.490 Einwohnern gebildet. Auch ein neuer Stadtrat wird zusammengestellt – seit diesem ersten Tag und bis heute ist ein Mann ununterbrochen dabei: Theo Haske aus Niederwenigern.
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Der Mann ist eine Marke. Hart in der Sache, moderat im Ton – manchmal aber auch genau umgekehrt. Haske ist ein Charakterkopf, wie es sie heute zu selten in der Kommunalpolitik gibt; ein Streiter, dem es vor allem um sein Niederwenigern geht. Da passiert es schon mal, dass er bei einer Beschlussvorlage gegen seine eigene Fraktion stimmt – zum Wohle seiner Wähler in Wennigen und seiner persönlichen Meinung.
Textilingenieur bei der Traditionsfirma Conze & Colsmann
Heinz-Theodor Haske wird am 5. Dezember 1939 in Niederwenigern geboren. Mit 14 schließt er die katholische Volksschule ab, macht eine Facharbeiterausbildung zum Textilmaschinenführer. Parallel erlangt er die Fachschulreife, die ihm die Möglichkeit eröffnet, an der Ingenieurschule für Textilwesen in Mönchengladbach zu studieren. 1966 fängt er als Textilingenieur bei der Traditionsfirma Conze & Colsmann in Nierenhof an. Später leitet er die Abteilung Aus- und Weiterbildung und ist in die Produktionsplanung eingebunden. „Wir haben Stoffe zwischen 1,20 und drei Metern Breite hergestellt. Und davon bis zu 1,2 Millionen Meter monatlich.“
Sein politisches Leben beginnt im Jahr 1957 – er tritt in die CDU ein. Gleich im folgenden Jahr gründet er die Junge Union in Niederwenigern, ist fünf Jahre lang ihr Vorsitzender.
Wahlkampf 1970: „Deine Chance in der Neuen Stadt“
1970, der erste Wahlkampf in der nun großen Stadt Hattingen: „Deine Chance in der Neuen Stadt: CDU“ ist das Motto der Christdemokraten. Theo Haske zieht über die Reserveliste in den Stadtrat ein. Fünf Jahre später tritt er als Direktkandidat an – als Ur-Wennischer in Winz-Baak, denn in den drei heimischen Wahlbezirken sind Franz Hendrix, Hubert Homann, Fritz Löbbecke gesetzt. In Winz-Baak fordert er den späteren SPD-Bürgermeister Günter Wüllner heraus und holt mit 31 Prozent der Stimmen rund zwei Prozentpunkte mehr als sein Vorgänger – ein beachtlicher Erfolg. 1979 hat er endlich seinen Wahlbezirk vor der Haustür.
Im schwarzen Niederwenigern sei es doch keine Herausforderung, gewählt zu werden, sagen die Spötter. „Auch in Niederwenigern fallen die Stimmen nicht vom Himmel“, hält Haske dagegen. „Man muss schon etwas dafür tun.“ Seit 1984 ist er auch Ortsbürgermeister.
Theo Haskes besonderes Geschick sind gute Gespräche
Sein besonderes Geschick sind gute Gespräche. Mit dem politischen Gegenüber, aber auch mit eigenen Mitstreitern – in der Politik soll es ja mitunter in der eigenen Partei mehr Zoff geben als mit anderen, hört man an der einen oder anderen Stelle. Haske zieht die Fäden, bleibt aber berechenbar und stets zuverlässig. Er schätzt noch heute die früheren Kneipensitzungen. „Da ging das noch“, sagt er, „sich im Stadtrat fetzen und dann in gemütlicher Atmosphäre gütliche Einigungen zu erzielen. Es nutzt doch nichts, andere Parteien zu ignorieren, Menschen zu verletzen, die Kommunikation abzubrechen.“ Diese gibt es nicht mehr: „Der Geist von 1970, er ist einfach verloren gegangen.“
Kommunalwahl 2020
Der Termin für die Kommunalwahl 2020 ist von der Landesregierung auf den 13. September festgelegt worden.
Aktuell ist noch offen, wie der Zuschnitt der Wahlbezirke in Hattingen sein wird. Es muss beispielsweise entschieden werden, ob Niederwenigern wie bisher drei oder dann nur noch zwei hat – und ob Holthausen wie bisher zwei oder künftig drei haben wird.
Die Parteien wollen ihre Kandidatenlisten zu Beginn des neuen Jahres festlegen.
So sehr er in seinem politischen Leben aufgeht, es ist nicht alles. Denn er hat ja auch ein Familienleben – und ein Fußballleben. Haske sympathisiert mit Schwarz-Gelb und Rot-Weiß, mit den Sportfreunden Niederwenigern und dem FC Bayern München. Seit 70 Jahren ist er Mitglied beim SFN, wie sie es im Dorf sagen, viele, viele Jahre ist er Vereinschef, inzwischen Ehrenvorsitzender. Er hat mitangestoßen, dass an der Burgaltendorfer Straße der erste Kunstrasenplatz entsteht, er hat Freudentränen in den Augen, als den Sportfreunden im vergangenen Sommer der Aufstieg in die Oberliga gelingt.
Bei der Nikolaus-Groß-Seligsprechung auf dem Petersplatz
Theo Haske macht gerne Bergwanderungen in Deutschland, Österreich und Italien. Er engagiert sich in der Kirche, zuvorderst bei der Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und ist selbstverständlich im Oktober 2001 bei der Seligsprechung des Wennischen Widerstandskämpfer Nikolaus Groß auf dem Petersplatz mit dabei – als das am Petersdom hängende Porträt enthüllt wird, fließen auch hier die Tränen.
Doch zurück ins politische Leben. DüBoDo, Seniorenheime, die Jugendförderung, Vereine generell – nein, es gibt keine Chance, alles aufzuzählen. Zäh, manchmal polternd, immer zielführend tritt er auf, seit 20 Jahren auch als stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU. Nicht selten geht es im Rat richtig zur Sache, es gibt Gegenwind, Anschuldigungen und Vorhaltungen, doch Theo Haske hat immer durchgehalten – und stark weitergemacht. Ob er auch bei der Kommunalwahl im Jahr 2020 weitermacht, hat er indes noch nicht verraten. Fest steht: Viele hoffen darauf.
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