Hattingen. Regina van Dinthers Lebensweg führt sie vom Hauptschulabschluss bis zur Landtagspräsidentin. Jetzt ist sie Präsidentin des Chorverbandes NRW.

Sie mag Menschen, Gesellschaft, das Miteinander. Das hat Regina van Dinthers politisches Leben geprägt, das lebt sie nun als Präsidentin des Chorverbandes NRW weiter. Aktuelles Projekt für die 60-Jährige: die Reform des Landesjugend­chores – sie möchte mehr Teenager und Jugendliche begeistern. Es ist eine Herausforderung, der sie sich mit Hingabe widmet, um „die schönen Konzerte in hoher Qualität auch fortführen zu können“.

Präsidentin wird die Winz-Baakerin zum ersten Mal im Frühsommer 2005 – Landtagspräsidentin, erste Frau im Land, Chefin von Ministerpräsident Rüttgers, seinem Kabinett und allen Abgeordneten. Sie wahrt sich Bodenhaftung, einen klaren Blick, ihre Authentizität. „Um Politik zu machen, braucht man Erfahrung“, erklärt Regina van Dinther in einem WAZ-Interview. „Das reale Leben kennen, die Jugend, das Ehrenamt, die Menschen.“ Politik müsse man erklären. „Erklären, erklären, erklären“, sagt sie. „Und ich denke, dass ich eine Sprache habe, die viele verstehen.“

Im Jahr 1990 zieht sie erstmals in den Landtag ein – über Listenplatz 67 geht es in die CDU-Fraktion. Es ist der Abschluss ihrer ersten Reise, deren Weg sie über den Hauptschulabschluss in Wetter, die Fachober- und Fachholschule bis zur Diplom-Ingenieurin für Bekleidungstechnik führt.

Jahrelang arbeitet Regina van Dinther in der Opposition gegen ­rote oder rot-grüne Regierungen, gegen die Ministerpräsidenten Johannes Rau, Wolfgang Clement und Peer Steinbrück. Im Jahr 2005 wird alles anders, die CDU gewinnt die Wahl, jetzt regiert Schwarz-Gelb. Die Hattingerin wird als Ministerin gehandelt, Jürgen Rüttgers hievt sie aber ganz nach oben und macht sie zur Landtagspräsidentin.

Das Jahr 2010 war nicht ihr Jahr

Anfang 2010 die Wende. Regina van Dinther wird vorgehalten, 30.000 Euro für die Teilnahme an zwei Sitzungen des RAG-Regionalbeirates erhalten und über Jahre hinweg keine Mitgliedsbeiträge an ihre Partei gezahlt zu haben. Sie verpasst den Wiedereinzug ins Parlament, Listenplatz 3 reicht nicht. Erst neun Monate später ist sie als Nachrückerin wieder Abgeordnete.

Treffen mit dem chinesischen Staatschef („sehr steif“) oder dem norwegischen König („ganz locker“) gibt es jetzt nicht mehr, dafür umso mehr mit einfachen Menschen. Und Migranten, denn Inte­gration ist nun ihr zentrales Thema. Ihre Heimat hilft ihr dabei. Denn: „Früher gab es kein türkisches Kind in Winz-Baak, das nicht bei uns zu Gast war.“

Bunt gemischt, junges Volk, älteres Volk, Familie, (internationale) Gäste – über Weihnachten und Silvester versammeln sich auf dem Dintherschen Hof in Winz-Baak oft viele verschiedene Menschen. Es wird gemeinsam gegessen, gefeiert, manchmal auch gesungen.

Erste Frau an der Verbandsspitze

Das Singen ist schon lange eine besonders lieb gewonnene Leidenschaft von Regina van Dinther. Im Jahr 2015 wird sie als erste Frau an die Spitze des Chorverbandes NRW gewählt – 152 Jahre lang hatten zuvor Männer die Geschicke des nordrhein-westfälischen Chorgesangs bestimmt. Es ist wieder so eine Premiere, die zu ihr passt. „Im Chor lernt man, aufeinander zu hören, einen vorgegebenen Ton aufzunehmen und harmonisch zu singen“, sagt sie nach ihrer Wahl. Rund 200.000 Sängerinnen und Sänger in 3000 Chören des Landes führt sie seitdem als Chefdirigentin.

CDU-Landeschef Armin Laschet schreibt seiner Parteifreundin dazu: „Regina van Dinther hat als Landtagspräsidentin bewiesen, dass sie den richtigen Ton trifft und Vielstimmigkeit in Harmonie verwandeln kann.“