Gladbeck. Wie geht es weiter mit dem traditionsreichen Ratshaus-Café? Diese Frage haben sich viele Gladbecker gestellt. Das planen die neuen Pächter.

Aus dem Rathaus-Café Schwarte wird im kommenden Jahr das Jazz-Café am Rathaus. Viktoria Schneider und Daniel Benitez Fernandez pachten das Lokal von der Stadt und möchten an dieser markanten Stelle der Innenstadt, direkt gegenüber dem Rathaus, mit einem neuen Konzept durchstarten.

Die langjährigen Betreiber, Heiner und Sandra Schwarte, wollen sich zur Ruhe setzen. Bekanntlich hat die Stadt das Gebäude gekauft und wird es nun an die neuen Betreiber vermieten. Die wollen es schaffen, bewährte Traditionen und innovative Ideen zu verbinden. Ziel sei es, dass sich die Stammgäste dort weiterhin wohlfühlen und sich gleichzeitig aber auch jüngeres Publikum angesprochen fühlt.

Neue Pächter setzen auf Balance zwischen Tradition und Moderne

Dafür setzen die neuen Betreiber auch auf den Abendbetrieb. Vormittags wollen sie weiter Frühstück anbieten, abends setzt das Duo auf frische, qualitativ hochwertige Küche. Diese Balance zwischen Tradition und Moderne, sie findet sich auch in der Speisekarte wieder, in die Viktoria Schneider und Daniel Benitez Fernandez bereits erste Einblicke gewährten. So wird es klassische Frühstücksangebote wie etwa die Stulle geben, demgegenüber stehen aber auch ausgefallenere Spezialitäten wie gefüllte Croissants.

Daniel Benitez Fernandez und Viktoria Schneider sind die neuen Pächter des ehemaligen Rathaus-Cafés in Gladbeck. Sie haben sich einiges vorgenommen.
Daniel Benitez Fernandez und Viktoria Schneider sind die neuen Pächter des ehemaligen Rathaus-Cafés in Gladbeck. Sie haben sich einiges vorgenommen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Viel Wert legen die neuen Pächter gleichfalls auf Kaffeespezialitäten. Die wollen sie nicht nur als Heißgetränk anbieten, sie finden sich auch auf der etwas ausgefalleneren Cocktailkarte. Die bietet zwar die Klassiker, aber eben auch Drinks wie den Frozenpresso oder den Espresso Martina. Und bei den Speisen stehen sich dann eben das klassische Schnitzel und die Teriyaki-Bowl gegenüber. Die Betreiber sind überzeugt, damit bei den Gladbeckerinnen und Gladbeckern generationenübergreifend punkten zu können.

Die Betreiber bringen Erfahrungen aus der Gastronomie mit

Die Betreiber haben beide Gastronomieerfahrung, Viktoria Schneider ist gebürtige Gladbeckerin, hat BWL mit dem Schwerpunkt Gastromanagement studiert und ist ausgebildete Ernährungsberaterin. Ihr Geschäftspartner Daniel Benitez Fernandez ist ausgebildeter Gastronom und leitet derzeit noch einen Betrieb der Gastro-Kette „Noah’s & Zoe’s Place“. In ihrem eigenen Laden legen sie Wert darauf, eine familiäre Atmosphäre zu schaffen und wollen sich von der Systemgastronomie abgrenzen.

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Mit Jazz setzen sie sicher einen außergewöhnlichen Schwerpunkt. Regelmäßig wollen sie Live-Musik anbieten, planen dafür auch ein Podest oder eine Mini-Bühne im Gastraum, die bei Bedarf flexibel genutzt werden kann und wo im Zweifel ein zusätzlicher Tisch und zwei Stühle Platz finden.

Zum 31. August schließt das Gladbecker Traditionscafé zunächst

Musik sei ihnen wichtig, weil „Musik verbindet“, sagt Viktoria Schneider. Und Jazz sei eben zeitlos und generationenübergreifend verbindend. Daniel Benitez Fernandez erklärt, dass er schon lange ein Musikkonzept plane. „Mich haben die Hardrock-Cafés so beeindruckt.“

Doch bevor die neuen Pächter loslegen können, muss zunächst umgebaut werden. Zum 31. August wird Familie Schwarte den Betrieb aufgeben, dann beginnt die Bauphase. So wird etwa der vordere Bereich des Ladens komplett umgebaut; eine Wand, die bisher Gast- und Verkaufsraum trennt, soll abgerissen werden. Der bisherige Verkaufstresen muss ebenfalls weichen für eine Theke, an der auch Platz für einen schnellen Kaffee oder ein Gespräch mit dem Barkeeper sein soll.

Stadt Gladbeck muss für einen Teil der Umbaukosten aufkommen

Besonders wichtig: Die Toiletten werden barrierefrei gestaltet. In dem Anbau, in dem bisher die Küche untergebracht ist, sollen sie neu gebaut werden. Auf dem Hof ist eine zweite Terrasse geplant. Viktoria Schneider bringt es so auf den Punkt: „Die Terrasse vorn ist eher fürs Sehen und Gesehen-Werden, während man hinten ruhiger sitzt und vielleicht einfach nur quatschen kann.“

Wichtig ist den Pächtern aber auch, dass es weiter einen Raum für Veranstaltungen gibt. Der kann angemietet werden, außerdem wollen sie ihn für eigene Events nutzen. Angedacht seien etwa Tanzabende, erläutert Viktoria Schneider. Das Besondere: Sie stehen unter einem Motto, etwa Salsa. Dann sollen zu Beginn des Abends zunächst für etwa eine Stunde ein Anfänger- und ein Fortgeschrittenenkurs dort stattfinden, danach öffne der Laden. „Auf diese Weise werden die Menschen lockerer“, ist sich Viktoria Schneider sicher.

Erleichterung bei der Stadt Gladbeck über die schnelle Nachfolgeregelung

Wer welchen Teil der Umbaukosten übernimmt, was der Umbau kosten soll, dazu äußert sich die Stadt nicht, verweist auf Verträge, die man abgeschlossen habe. Der Leiter der Wirtschaftsförderung, Peter Breßer-Barnebeck, spricht in dem Zusammenhang von einem „fairen Paket“, bei dem die Stadt als Besitzer ab 2026 eine schwarze Null schreibe. Stadtbaurat Volker Kreuzer nennt für die Stadt Investitionen „im überschaubaren Bereich in die Gebäudesubstanz“. So sei es beispielsweise Sache der Stadt, die Toiletten zu bauen; gleiches gelte für Investitionen, um Energie einzusparen. Als Termin zur Wiedereröffnung ist der 1. März angepeilt.

Bei der Stadt ist man froh, dass es so schnell gelungen ist, eine Nachfolgenutzung für das markante, stadtbildprägende Gebäude zu finden. Nachdem bekannt geworden war, dass die Stadt das Haus übernommen hat, sei sie immer wieder darauf angesprochen worden, was dort jetzt passiert, berichtet Bürgermeisterin Bettina Weist von ihren Erfahrungen der vergangenen Monate. Das zeige eben auch, welche Bedeutung das Rathaus-Café für die Gladbeckerinnen und Gladbecker habe.

14 Interessenten haben Ideen und Konzepte vorgestellt

Von 14 Interessenten, die ihre Konzepte und Ideen vorgestellt hätten, sprechen Volker Kreuzer und Peter Breßer-Barnebeck. Das reichte von Bäckerei-Cafés, der Fortführung als eher traditionelles Café-Restaurant über verschiedene Filial- und Imbissangebote bis hin zu einem Restaurant mit mediterraner Küche. Mit dem Jazz-Café, so Breßer-Barnebeck, habe man nun eine „ausgesprochen schöne Lösung“ gefunden.

Volker Kreuzer zeigt sich überzeugt davon, dass es die Gastro-Szene in der Stadt bereichern werde, gerade auch mit Blick auf die angrenzende Rentforter Straße, wo sich ein kleiner Schwerpunkt entwickelt habe. Der Stadtbaurat spricht in dem Zusammenhang von der „schnellen Küche“, die dort vielfach geboten werde, und da werde das Jazz-Café mit seinem Schwerpunkt auf frischer Küche sicher ein weiterer Anker sein.

Bleibt die Frage nach dem Feierabendmarkt, ein solches regelmäßiges Ereignis vor der Tür wäre sicher auch für die Gastronomie eine Bereicherung, könnten doch die Besucher nach Ende des Feierabendmarktes in den angrenzenden Läden weiter feiern. Wie weit man dort nach dem Rückzug des bisherigen Veranstalters Jochen Pawlenka ist, da ließ sich der Stadtbaurat nicht in die Karten schauen. „Wir sind in Gesprächen.“

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