Gladbeck. Der Tunnel ein Angstraum, der Platz selbst wenig beliebt: Das einstige Prestigeobjekt Goetheplatz in Gladbecks Mitte bereitet Probleme. Noch.
Ein großes Fragezeichen schwebte Donnerstag durch den Ratssaal. Oder nein, eigentlich waren es gleich mehrere. Was kann der Goetheplatz? Welche Funktion hat er? Und: Was stellen sich eigentlich die Bürger dort vor? Im Moment ist die Situation dort alles andere als erbaulich. Da waren sich alle Politikerinnen und Politiker in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung, Umwelt, Klimaschutz und Mobilität einig. Aber die Situation in der Innenstadt soll sich ändern.
Drei Planungsbüros sollen sich mit dem Gladbecker Goetheplatz beschäftigen
Und so widersprach niemand in der Runde dem Plan der Verwaltung, ein Werkstattverfahren zur Überarbeitung des Platzes in die Wege zu leiten. Drei Planungsbüros sollen sich intensiv Gedanken darüber machen, wie man Attraktivität und Funktionalität dieses wenig geliebten Raumes mitten in Gladbecks Fußgängerzone steigern kann.
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Dabei war der Goetheplatz doch vor 40 Jahren, als er gebaut wurde, das architektonische Prestigeobjekt mit ganz viel Potenzial schlechthin im Herzen Gladbecks. Doch die Stimmung kippte schnell: Die spektakuläre Wasserwand erwies sich als zu laut und war zudem gefühlt auch ständig defekt, bis sie dann ganz abgestellt wurde. Das holprige Pflaster entpuppte sich sofort als Hindernis für jeden, der Schuhe mit Absätzen liebt oder der schlecht zu Fuß unterwegs ist. Die Idee, dort Events stattfinden zu lassen, floppte ebenfalls – nach Beschwerden vieler Anwohner über den Lärm.
Wenn möglich, meiden die meisten Gladbecker den Platz
Und so entwickelte sich der Goetheplatz recht schnell zum ungeliebten Stiefkind, das von den Menschen in der Stadt, wenn irgend möglich, links liegen gelassen wird. „Doch das Problem soll in den nächsten Jahren endlich gelöst werden“, betonte Stadtbaurat Volker Kreuzer im Fachausschuss am Donnerstag – und zwar mit Hilfe des Werkstattverfahrens. Drei Planungsbüros werden sich dem Wettbewerb stellen und den Platz ganz genau unter die Lupe nehmen. Ein Wettkampf der Ideen also, der idealerweise zu einer Optimierung des Bereichs führen sollte. Dabei wird den Büros viel Freiraum eingeräumt, es gibt eigentlich kaum Vorgaben. Noch nicht einmal bei den Kosten, wie die CDU auf Nachfrage erfuhr.
Ob mit oder ohne Tunnel – der Angstraum in Gladbecks Innenstadt soll verschwinden
Eine Bedingung ist allerdings formuliert. „Der Angstraum muss verschwinden“, stellte Planungsamtsleiter Karsten Fuchte klipp und klar fest. Das muss jetzt nicht unbedingt bedeuten, dass der Tunnel unter der Humboldtstraße zugeschüttet werden soll. Vielmehr sind ganz offen alle Ideen zur Attraktivierung der Zugänge zum Platz gefragt. Neue Räume eben, die nicht nur kein mulmiges Gefühl mehr hervorrufen, sondern vielmehr zur Attraktivitätssteigerung des gesamten Bereichs beitragen.
Erschließungswege zum Goetheplatz sollen attraktiver werden
Bei dem Wettstreit der Planer geht es also nicht schwerpunktmäßig um die Gestaltung des eigentlichen Platzes, sondern vielmehr um die Verbesserung „der Erschließungswege zwischen Goetheplatz und Humboldtstraße“. „Die Tiefgarage unter dem Goetheplatz schränkt die Gestaltungsmöglichkeiten oben stark ein“, erläuterte Kreuzer. Umso mehr Bedeutung will man deshalb den Räumen drumherum beimessen. Neue Gestaltungsmöglichkeiten dort ergeben sich auch, weil die Stadt schon vor einiger Zeit Teile der Laden- und Büroflächen im Erd- und Untergeschoss der Immobilie Humboldtstraße 12-14 gekauft hat. So sollte da schon einer weiteren Verschlechterung der Situation in diesem Bereich Einhalt geboten werden. Kreuzer: „Die Shisha-Bar beispielsweise ist bereits schon geschlossen, oder sie wird bald Geschichte sein.“
Präsentation der Pläne Ende November
Seit dem Jahr 2010 ist Gladbecks Stadtmitte im Städtebauförderprogramm „Soziale Stadt NRW“. Das integrierte Handlungskonzept für eine familienfreundliche Stadtmitte enthält auch das Projekt „A7 – Aktivierung des Goetheplatzes“.
Für die Umsetzung des Werkstattverfahrens liegt ein Zuwendungsbescheid aus diesem Fördertopf vor. Ende November sollen die drei beteiligten Planungsbüros ihre Ergebnisse für den Goetheplatz präsentieren. Welche Idee dann umgesetzt wird – darüber entscheidet der Rat der Stadt Gladbeck.
Ganz außer Acht gelassen werden soll der Platz aber auch nicht. So sollen die beteiligten Büros sich schon dazu Gedanken machen, wie ein zentraler Ort in der Stadt nachhaltig entwickelt werden könnte – unter Berücksichtigung der verschiedenen Bedarfe. Und auch die nachhaltige Gestaltung sollte eine Rolle spielen. Wenig Raum gibt Stadtbaurat Kreuzer allerdings schon jetzt einer Umgestaltung des Goetheplatzes zur Gastromeile. Die Vergangenheit habe gezeigt, dass die Lärmbelästigung für die Menschen, die dort wohnen, ein großes Thema ist.
Warum Außengastronomie auf dem Goetheplatz ein schwieriges Thema darstellt
Es sei eben ein Problem, dass die Wohnbebauung, die den Platz umschließt, keine ruhige Wand oder Seite hat. Der Verkehr auf der Humboldtstraße und dann noch eine Beschallung durch Veranstaltungen auf dem Platz – ein schwieriges Thema, das eine Außengastronomie so gut wie unmöglich macht.
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Bei der Politik im Ausschuss kam die Idee, bei der Neugestaltung des Goetheplatzes „Ideen von außen einzusammeln“, bestens an. „Der Platz“, formulierte es Christine Dohmann (FDP), sei ein wenig vergleichbar mit dem Ungeheuer von Loch Ness. „Er taucht mit all’ seinen Problemen immer mal wieder in der Diskussion auf und verschwindet dann wieder.“ Deshalb sollte das angestrebte Werkstattverfahren nun unbedingt angegangen werden. Am Ende gibt es dann bestenfalls eine Antwort auf die Frage, was der Goetheplatz eigentlich kann.