Kreis Recklinghausen/Gladbeck. Frank Benölken sieht Arbeitskräftemangel als zentrales Problem. Doch der Leiter der Agentur für Arbeit Recklinghausen nennt Auswege.
Der Arbeitskräftemangel wird für Frank Benölken immer mehr zum alles überschattenden Problem auf dem Arbeitsmarkt. Dieses gelte es gemeinschaftlich zu lösen, sagt der Leiter der Agentur für Arbeit Recklinghausen. Die Situation betrifft auch Gladbeck. „Schlimmstenfalls steht unser Wohlstand, den wir uns über Jahrzehnte erarbeitet haben, auf dem Spiel.“
Benölken beschreibt drei Wege der Fachkräftesicherung, die von den Arbeitsmarktpartnern gemeinsam gegangen werden müssten: Ausbildung, Qualifizierung und gesteuerte Zuwanderung. Es treibt ihn um, dass es auf dem hiesigen Ausbildungsmarkt seit Jahren Matching-Probleme gibt. Sprich: dass Arbeitgeber und junge Leute nur schwer zusammenfinden, dass Angebot und Nachfrage nicht zueinander passen.
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Der Agentur-Chef sieht junge Leute, die lieber studieren wollen, obwohl ihre Stärken eigentlich eher im praktischen Bereich liegen. Er sieht aber auch welche, die sich aufgrund mangelnder Anschlussperspektive aus dem Prozess der Berufsorientierung verabschieden, die verloren gehen, nicht mehr greifbar sind. Diese Abkehr von der beruflichen Ausbildung sei problematisch für die jungen Leute, so Benölken – und sie gefährde den Fortbestand der regionalen Unternehmen.
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„In der Generation Z haben wir einerseits die Jugendlichen, die sich ihren Ausbildungsplatz aussuchen können. Und andererseits die bildungsschwächeren, die unsere Hilfe benötigen“, so Benölken. Was sie eine, sei „eine nicht so furchtbar große Motivation, sich mit dem Thema Berufswahl auseinanderzusetzen“. Es bereite ihm Bauchschmerzen, „dass wir hier mit den Berufskollegs ein Übergangssystem geschaffen haben, das dazu einlädt, auch dann im Biotop Schule zu verbleiben, wenn es gar nicht nötig wäre“. Stattdessen fände er es wichtig, dass mehr Jugendliche schon als 16-Jährige eine Ausbildung beginnen – für sie selbst und für die Wirtschaft.
Um die Ausbildung voranzubringen, will die Arbeitsagentur in diesem Jahr das Thema Betriebspraktika forcieren, die Zusammenarbeit mit den Eltern intensivieren und mehr außerbetriebliche Ausbildungsstellen anbieten. Und auch an die Arbeitgeber appellieren, noch mehr jungen Menschen eine Chance zu geben, die vielleicht nicht zu 100 Prozent die Anforderungen erfüllen.
„Ich kann nur mit den Partnern tanzen, die auf der Tanzfläche sind. Und wir können in solchen Fällen ja auch unterstützen, Stichwort: ‚Assistierte Ausbildung‘.“ Benölken: „Unser vielfältiges Angebot, Arbeitgeber und Arbeitnehmer bei der Qualifizierung zu unterstützen, kann noch viel deutlicher angenommen werden.“
Die Töpfe für Weiterbildungen seien gut gefüllt, sagt Benölken – und spricht von insgesamt 48 Millionen Euro, die zur Verfügung stünden. In diesem Zusammenhang will die Agentur auch nicht mehr nur Arbeitslose vermitteln, sondern gerade kleineren Betrieben verstärkt dabei helfen, Personalstrategien zu entwickeln, um etwa den demografischen Herausforderungen zu begegnen. Es wird laut Benölken in Zukunft nicht mehr ohne eine gesteuerte Arbeitsmarktzuwanderung gehen. Es müssten entsprechende Vereinbarungen mit Ländern geschlossen werden.
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Wichtig wäre es zudem, beim Thema Sprachkenntnisse Kompromisse zu machen. Deutsch würden ausländische Kräfte erst berufsbegleitend lernen – während sie sich parallel dazu um Qualifizierungen oder die Anerkennung ausländischer Abschlüsse kümmern. Vorbildlich findet Benölken Betriebe mit Integrationsmanagern, die neuen Kräften zum Beispiel bei der Wohnungssuche helfen.