Gladbeck. Die millionenschwere Sanierung des Berufskollegs ist abgeschlossen. Was nach zwei Jahren Umbau an der Herderstraße nun anders ist.

Laut surrend schwirrt eine unsichtbare Libelle (oder ist es eine Mücke?) um den Kopf – zum Greifen nah, doch nur auf dem großen Schirm an der gegenüberliegenden Wand, wo sie im Regenwald zu erkennen ist. Dann plötzlich auf- und abschwellende Musik, kombiniert mit Lichteffekten. Die Bässe werden immer lauter, abrupt ist es völlig still. Und das Arbeitslicht geht an. Nein, man steht nicht in einem Technoclub oder einer surrealen Lightshow, sondern am praktischen Lernort des zweiten Ausbildungsjahrs „Veranstaltungstechnik“ im Berufskolleg an der Herderstraße in Gladbeck.

Die stellvertretende Landrätin Nicole Wölke-Neuhaus übergibt den symbolischen Schlüssel zum „neuen“ Berufskolleg Gladbeck an Schulleiter Holger Pleines.
Die stellvertretende Landrätin Nicole Wölke-Neuhaus übergibt den symbolischen Schlüssel zum „neuen“ Berufskolleg Gladbeck an Schulleiter Holger Pleines. © Kreis Recklinghausen | Pressestelle

Zwei Jahre wurden Teile des Gebäudes für 1700 Schülerinnen und Schüler und 95 Lehrkräfte saniert, umgebaut und nach den Vorgaben des Vestischen Klimapaktes (VKP) energetisch modernisiert. „Wir hatten ursprünglich für das ganze Paket ein Jahr vorgesehen“, erklärt Schulleiter Holger Pleines. Letztendlich wurde die doppelte Zeit benötigt. Die Kosten für den Umbau beliefen sich schlussendlich auf 5,6 Millionen, die für die Ausstattung auf 1,5 Millionen Euro. Doch das Ergebnis, finanziert aus Fördermitteln des Wirtschaftsministeriums NRW und der Europäischen Union (EFFRE), ist nicht nur ästhetisch gelungen, sondern in seiner Ausstattung im besten Sinne auf dem Weg in die Zukunft.

Berufskolleg Gladbeck: iPads statt Kreide

Kreide und Tafel ade, heute arbeiten Schüler und Schülerinnen mit digitalen Whiteboards, Tablets und iPads. Zwölf verschiedene Berufsvorbereitungen bietet das Gladbecker Kolleg, von denen es insgesamt acht im Kreis Recklinghausen gibt. „Aber unsere Schüler kommen auch aus den kreisfreien Städten Bottrop oder Gelsenkirchen“, ergänzt der Schulleiter. Für Schülerschaft und Lehrkräfte ist seit Montag wieder geregelter Alltag, war doch am Freitag die offizielle Übergabe der fertiggestellten Räume an die gesamte „Belegschaft“.

Vestischer Klimapakt

Mit dem Beschluss des Vestischen Klimapaktes (VKP) und der Erstellung eines Integrierten Klimaschutzkonzeptes (IKSK) hat der Kreis Recklinghausen erste Schritte eingeleitet, um die Klimaschutzaktivitäten in Zukunft zielgerichteter zu steuern und intensivieren zu können. Neben dem etablierten Format Ökoprofit stellt der Kreis aktuell zudem eine Nachhaltigkeitsstrategie auf. Weitere Infos: kreis-re.de berufskolleg-gladbeck.de

Die Planungen für ihre Präsentation an diesem Tag hätten viel früher begonnen, berichten die angehenden Veranstaltungstechniker Nadine Bremer und Gerrit Termeer. „Aber für die tatsächliche Konzeption und ihre Umsetzung haben wir etwa eine Woche gebraucht“, sagen sie, wobei „an Schlaf kaum zu denken war“. Am Schluss hätte die mehrköpfige Gruppe gar in der Schule übernachtet, um Wachhund für die wertvolle Technik zu spielen.

Breit aufgestellt, vom Abi bis zur Ausbildung

Dienstag bereits waren denn auch mehrere Klassen des neunten Jahrgangs der Werner-von-Siemens-Realschule zu Gast im Berufskolleg, um sich zu informieren. Sie stellten dabei schnell fest, dass das Berufskolleg, was nicht allgemein bekannt ist, nahezu alle Möglichkeiten der Qualifikation, der Ausbildungsvorbereitung und der schulischen Weiterbildung von der Hauptschule bis zur allgemeinen Hochschulreife bietet. So sind etwa 1000 Schüler und Schülerinnen in der Ausbildung, 700 nutzen den Vollzeitbereich, um einen Schulabschluss zu erreichen.

„Hier werden alle Fächer unterrichtet, die an Haupt- und Realschulen sowie an anderen weiterführenden Schulen gegeben werden“, berichtet Holger Pleines. Eine aktuelle Herausforderung für alle sind wohl die „internationalen Förderklassen“, in denen rund 80 Geflüchtete Unterricht erhalten, „und manche von ihnen schaffen es sogar bis zum Abitur“, sagt ein sichtlich stolzer Schulleiter. Und Rebecca Quick ist überzeugt: „Wir leben Vielfalt.“