Gladbeck. Sascha Göldner erklärt, wie der Feuerwerksverkauf in seinem Trinkgut-Markt in Gladbeck läuft. Von Preisen, Regeln und Chinesen.
214 Schuss feuert das „Profi Power System 214 Gold Edition“ in 135 Sekunden ab, zehn Batterien hintereinander geschaltet, 1,8 Kilogramm reine Explosivmasse – Kostenpunkt 199 Euro. Sascha Göldner steht in der Feuerwerks-Ecke in seinem Trinkgut-Markt an der Buerschen Straße in Gladbeck und schaut ein wenig amüsiert. Es ist kurz vor acht Uhr an diesem 28. Dezember, Verkaufsstart für Böller, Raketen, Feuerwerk in Deutschland, um 9 Uhr öffnet Trinkgut. Geknallt hat es in der Feuerwerksszene aber schon Tage vorher, was die Mengen der Ware angeht – und die Preise.
„Ich steig’ da auch nicht mehr durch. Die Batterie hier“, Göldner holt die „Hypnotize“ aus dem Regal, „hat 24 Schuss und kostet zehn Euro. Bei ‚High Voltage“ kosten 139 Schuss 40 Euro.“ Warum zahlt man dann 199 Euro für 214 Schuss? „Vermutlich für die Chance, dass da dann auch was Richtiges rauskommt.“ Skurril bleibt es trotzdem, wir haben mal nachgerechnet: Wer sich das „Profi Power System“ zulegt und an Silvester abfackelt, zahlt 1,50 Euro pro Sekunde Feuerwerk.
Wie China das Feuerwerksgeschäft in Deutschland steuert
Und überhaupt, die Preise. Während die größeren Batterien preislich ordentlich nach oben geschossen sind, sind die kleineren Artgenossen teils erheblich günstiger geworden, „was im vergangenen Jahr noch 15 Euro gekostet hat, gibt es jetzt für 9,99 Euro“, erinnert sich Göldner. Größeres Kopfzerbrechen bereitet dem Trinkgut-Inhaber aber die Menge, die er seinen Kunden in diesem Jahr anbieten kann. „Wir haben ungefähr 50 Prozent unserer üblichen Menge, drei Europaletten statt sechs. Die Chinesen haben nicht mehr geschickt.“ Das liegt wohl zum einen daran, dass die Fabriken während der Pandemie stilllagen und die Kapazitäten erst langsam wieder hochgefahren werden – und zum anderen daran, dass in China in diesem Jahr erstmals seit Corona wieder geböllert werden darf und die (Kauf-)Euphorie im Fernen Osten entsprechend hoch ist.
Sascha Göldner muss jedenfalls nehmen, was er kriegt. Und das hat er hübsch aufgebaut in seinem Laden – und sich an alle Regeln gehalten. „Wir dürfen nur eine gewisse Sprenglast im Laden haben, und ein Mitarbeiter muss den ganzen Tag mit dem Feuerlöscher neben dem Regal stehen, falls etwas passiert.“ Um das Feuerwerk überhaupt verkaufen zu dürfen, musste Göldner einen Antrag bei der Bezirksregierung stellen, die zur Überprüfung ihrer Auflagen auch gerne mal persönlich vorbeikommt. „Und die Mitarbeiter müssen Kurse zum Jugendschutz und mehr belegen.“
Das sind die Trends in der Feuerwerksszene 2024
Das alles für ein bisschen Bumms. Wobei, der Bumms ist gar nicht mehr so „In“, erzählt Sascha Göldner. „Chinaböller und Raketen sind nicht mehr so gefragt, Batterien, das wollen die Leute. Und bunt muss es sein“ Außerdem im Trend: kleineres Feuerwerk, quasi für Kinder, zum Beispiel Wunderkerzen, Knallerbsen, und auch Partyspiele wie „Stadt, Land, Vollpfosten“. Auffällig sind auch die Verpackungen, auf denen ein großes „Psssst“ prangt. „Stilles Feuerwerk“ zu einem Anlass, bei dem es um Krach und Bumm geht? Skurril mit Blick aufs Böllern, das ja schon lange den Ruf als richtige Umweltsauerei hat, ist da auch nachhaltiges Feuerwerk. Raketen aus biologisch abbaubaren Pflanzenfasern und mit Kork- statt Plastikköpfen, Sascha Göldner muss grinsen: „Ist nicht böse gemeint, aber nächstes Jahr kommen die mit veganen Böllern.“
So oder so, die Lust aufs Böllern, in welcher Form auch immer es geartet sein mag, ist ungebrochen. Schon um kurz vor 9 Uhr bildet sich eine kleine Schlange, als die Türen aufgleiten, marschieren viele Kunden zielstrebig zum Feuerwerk. Allerdings: Im Vergleich zu den turmhohen Aufbauten aus Bierkästen und Sektflaschen wirkt das Bumms-Regal beinahe etwas verloren. Prost Neujahr.