Gladbeck. Jahr für Jahr büxen Hunde Silvester aus – aus Angst vor dem Feuerwerk. Zwei Gladbecker Hundetrainerinnen haben Tipps zur Beruhigung.

Das neue Jahr mit einem riesigen Feuerwerk, mit Böllern und Raketen begrüßen – die meisten Menschen lieben es. Für viele Hunde aber ist vor allem die Knallerei in der Regel der pure Horror. Jahr für Jahr büxen Vierbeiner aus, weil der Lärm sie in Panik versetzt. Und bei weitem nicht alle kommen unversehrt und gesund wieder zu ihren Menschen zurück. Zwei Hundetrainerinnen aus Gladbeck bitten deshalb alle Menschen mit Vierbeinern, in den kommenden Tagen besonders gut aufzupassen. Die ersten Böller werden nämlich erfahrungsgemäß schon Tage vor der Silvesternacht – und auch noch einige Tage danach – in den Himmel geschossen. Die beiden Expertinnen haben Tipps, wie man die Zeit für die Hunde ein wenig erträglicher machen kann – und sicherer.

Hunde in Angst vor Silvester: Dazu raten zwei Gladbecker Hundetrainerinnen

Patrizia Wahl ist zertifizierte Problemhundetrainerin (www.hundetraining-wahl.de) und gründete 2012 den Gladbecker Verein „Tierhilfe Recht auf Leben“. Melanie Czyborra hat sich auf Angsthunde spezialisiert, mit ihrer mobilen Hundeschule (www.melanies-pfotenschule.de) ist sie in Gladbeck und Umgebung unterwegs. Beide Frauen sind sich einig: Gassirunden sollten in dieser Zeit eher kurz gehalten werden und am besten an entlegenen Orten stattfinden, nicht unbedingt in der Innenstadt.

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Wichtig ist dabei auch, den Hund möglichst gut zu sichern. „Kein Halter möchte die Silvesternacht und vielleicht auch noch die Tage danach damit verbringen, seinen Hund suchen zu müssen“, sagt Patrizia Wahl. Deshalb sei es dringend angeraten, die Tiere „doppelt zu sichern“, mit Halsband und einem Geschirr. „Am besten, man nimmt direkt ein spezielles Sicherheitsgeschirr“, ergänzt Melanie Czyborra. Aber leider, so Patrizia Wahl, werden wohl auch in diesem Jahr wieder viele Hunde ihr Leben verlieren, weil die Besitzer nicht auf Nummer sicher gegangen sind. Und: „Auf keinen Fall sollte man noch kurz vor Mitternacht eine Gassirunde gehen!“

Diese Tricks können hilfreich sein, um den Hund zu beruhigen

Doch was kann man grundsätzlich tun, um seinem Vierbeiner den Jahreswechsel so stressfrei wie möglich zu gestalten? Melanie Czyborra hat da einige Tipps: Eine Geräuschabschottung, erklärt sie, kann helfen in der Silvesternacht. Das bedeutet: Rollos runter, Fenster und Türen schließen – und an Radio oder TV die Lautstärke hochdrehen. „So bekommt der Hund möglichst wenig von der Knallerei mit.“ Hilfreich sein können auch spezielle Kopfhörer für Hunde. Allerdings sei es ratsam, den Hund eine Zeit lang an das Tragen des Hörschutzes zu gewöhnen. Manchem Hund hilft auch das sogenannte „Thunder-Shirt“ (eine Art Beruhigungsweste) oder die „Tellington“-Bandagen, die ebenfalls beruhigend wirken können. „Das ist im Grunde ein Effekt wie beim Wickeln eines Kindes“, so Czyborra. Für die Anwendung gilt: Der Hund sollte möglichst schon vor Silvester daran gewöhnt werden.

Was man aber auf jeden Fall tun sollte: Für den Hund eine entspannte Atmosphäre zu schaffen. „Er sollte einen bequem gestalteten Rückzugsplatz haben.“ Mit Streicheleinheiten und Umarmungen beruhigend auf das Tier einzuwirken, könne ebenfalls wirken. „Dafür muss der Mensch aber auch entspannt sein, sonst überträgt sich die Aufregung auf das Tier“, betont die Hundetrainerin. Und sie ergänzert: „Dabei muss man immer bedenken, Angst ist eine Emotion, kein Verhalten, das man belohnen oder bestrafen kann.“

So wirken Ablenkung und Beschäftigung

Ablenkung und Beschäftigung können ebenfalls helfen. Beschäftigt sich der Hund mit einer Schleckmatte oder anderem Spielzeug, das ihn fordert, fokussiert er sich vielleicht erst gar nicht auf seine Angst, sonder erfährt eine positive Ablenkung. Czyborra: „Suchspiele in der Wohnung sind da auch sehr empfehlenswert.“

Allerdings gibt es natürlich auch die Hunde, die so panisch reagieren, dass es mit solchen kleinen Tricks nicht getan ist. Dann bleibt oft nur der Griff zu Nahrungsergänzungsmitteln, die stressmindernd wirken, oder – in ganz schlimmen Fällen – die Gabe von Psychopharmaka. „Das sollte aber immer nur in Abstimmung mit einem Tierarzt stattfinden. Und der Tierarzt sollte unbedingt auf diese Behandlungsmethode spezialisiert sein“, betont die Hundetrainerin.

Hundetrainerin: Finger weg vom Eierlikör!

So wie es Dinge gibt, die dem Hund helfen können, besser mit seiner Angst fertig zu werden, gibt es aber auch andere Methoden, die man auf keinen Fall anwenden sollte. Ganz oben auf dieser Liste steht da: das Pinnchen Eierlikör! „Auch wenn selbst ein bekannter Hundetrainer immer mal auf die beruhigende Wirkung eines Schlückchen Eierlikörs hinweist. Es gilt: Eierlikör ist Alkohol, und Alkohol ist Gift für Hunde!“ Das zu betonen, ist Melanie Czyborra sehr wichtig.

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Was auch nicht geht: Den Hund in seiner Angst einfach zu ignorieren. „Der Gedanke, der beruhigt sich schon wieder, ist absolut falsch. Das funktioniert nicht!“ Genauso wenig sollte man den Vierbeiner mit den Geräuschen konfrontieren. Also auf keinen Fall in der Silvesternacht mit dem Tier auf die Straße gehen – nach dem Motto: „Sieh mal, ist doch gar nicht so schlimm!“ Auch das, so Czyborra, funktioniert nicht und kann die Situation nur noch verschlimmern. Natürlich rät die Trainerin auch dringend davon ab, den Hund Silvester alleine zu lassen.

Und: Ist die Panik gar nicht in den Griff zu bekommen, bleibt noch die Möglichkeit, das Tier ins Auto zu packen und während der Zeit des Feuerwerks spazieren zu fahren. Am besten über Autobahnen, weil da garantiert nicht geknallt wird.