Gladbeck. Ermöglichen Gladbecker Arbeitgeber gute Work-Life-Balance? Im Familiencheck haben Gladbecker Noten vergeben – und gesagt, was besser werden muss.
Arbeiten, um zu leben, nicht leben, um zu arbeiten. Ein ausgelutschtes Sprichwort, aber gerade wieder aktueller denn je. Work-Life-Balance ist in aller Munde, die ersten Betriebe haben die Vier-Tage-Woche eingeführt und Home-Office in der Pandemie hat gezeigt, dass eine ganze Menge Arbeit auch ziemlich gut fern des Büros funktioniert. Im WAZ-Familiencheck konnten Gladbecker ihren Arbeitgebern ein Zeugnis ausstellen, ganz besonders mit Blick darauf, wie ihr Familienleben mit dem Job vereinbar ist.
Auch interessant
239 Gladbecker haben mitgemacht und dem Arbeitsmarkt in der Stadt und ihrer Umgebung Schulnoten gegeben. Noch interessanter aber sind die Kommentare, die die Teilnehmer unter der Frage „Was möchten Sie uns im Hinblick auf die Work-Life-Balance noch mitteilen?“ hinterlassen haben. Dazu später mehr, erstmal zu den nackten Zahlen.
Diese Noten haben die Gladbecker ihren Arbeitgebern gegeben
Die Noten der Gladbecker Arbeitnehmer siedeln die Stadt im Vergleich mit der Region ziemlich genau im Mittelfeld an. Für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gab es eine 2,7 (In der Region: Top: 2,6, Flop: 2,8), für die Familienfreundlichkeit des Arbeitgebers eine 2,4 (Top: 2,2, Flop: 2,6). Bieten die Gladbecker Arbeitgeber die Möglichkeit, spontan die Kinder zu betreuen, etwa im Krankheitsfalle? Da sind die Menschen nicht ganz so überzeugt, mit einer akzeptablen Note von 2,8 liegt Gladbeck aber erneut im Mittelfeld (Top: 2,6, Flop: 3,0). Ähnliches Bild bei den Teilzeitregelungen im Job, die Gladbecker vergeben eine 2,4, der Bestwert in der Region liegt bei 2,2, der schlechteste bei 2,6. Der einzige Ausreißer, leider ins negative, kommt bei der „Möglichkeit zum Home-Office um die Ecke. Zwar sind die Noten in der gesamten Region die schlechtesten aller Fragen (Top: 3,0, Flop: 4,0), allerdings lehnt sich Gladbeck mit 3,6 leicht in die Flop-Richtung.
+++ Kennen Sie unseren Familien-Newsletter? Hier anmelden – und Freizeit-Tipps und vieles mehr erhalten +++
So viel zum Überblick, Zeit, ins Detail zu gehen. Was genau bemängeln die Gladbecker mit Blick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Was loben sie? Ins Auge fällt vor allem eine Sache: Wenn die Gladbecker Eltern von Work-Life-Balance sprechen, sprechen sie oft von Kinderbetreuung. „Flexible Kitazeiten“, möchte einer, „flexible Bring- und Abholzeiten“ wollen gleich mehrere, „frühere Kinderbetreuung ab 6.30 Uhr“, „längere Öffnungszeiten der Kita“, „mehr Personal in den Kitas“ – das Muster ist klar.
Das wünschen sich die Gladbecker von ihren Arbeitgebern
Allerdings, Wünsche an ihre Arbeitgeber für eine bessere Work-Life-Balance haben die Gladbecker auch. Eine wünscht sich die „Vier-Tage-Arbeitswoche“, eine Gleitzeitregelung nennen gleich mehrere Teilnehmer. Einige Gladbecker äußern sich sehr ausführlich – und durchaus persönlich: „Ein familienfreundlicher Arbeitgeber ist gut, und Voraussetzung für eine gute Work-Life-Balance. Bei uns hat diesen nur ein Partner. Dennoch werden wir (obgleich im öffentlichen Dienst) auch außerhalb des Dienstes angerufen, zum Teil auch im Urlaub. Auch ist Mehrarbeit die Regel. Der Personalmangel ist (wie anderswo auch) katastrophal. Das stört die Work-Life-Balance massiv. Zumal wir mit vier Kindern sowieso mit Vorurteilen zu kämpfen haben.“
Lesen Sie auch:
- Kitas in Gladbeck: Tops und Flops im Familien-Check
- Familien vergeben Noten: Ein Zeugnis für Gladbecker Schulen
- Gladbecker Geschichte soll Schülern Heimatgefühl vermitteln
- Gesamtschule in Gladbeck: „Schüler bringen Probleme mit“
Der Wunsch nach mehr Homeoffice, der wird öfter genannt im WAZ-Familiencheck, ein Teilnehmer bemerkt: „Homeoffice bedeutet auch, eine entsprechende Infrastruktur vorfinden zu können. Wenn der Internetanschluss nicht ausreichend ist, dann kann ich nur schwer von zu Hause arbeiten.“
Das Thema Work-Life-Balance ist hier, um zu bleiben, auch wenn es den Boomern nicht in den Kram passt. Ob es letztendlich Corona und Home-Office waren, die bei vielen Arbeitnehmern für den Perspektivwechsel sorgten – gut möglich.