Gladbeck. Seit mehr als einem Jahr ist es auf einem Stück der Bottroper Straße in Gladbeck finster, es fehlen Laternen. Warum der Austausch so lang dauert.
Ab der Rockwoolstraße wird es finster – und das ist jetzt tatsächlich wörtlich gemeint. Noch immer fehlt auf dem Teilstück der Bottroper Straße in Ellinghorst bis ungefähr Höhe Maria-Theresien-Straße die Beleuchtung. Anfang Dezember 2022 wurden die Laternen an diesem Straßenabschnitt demontiert. Die Betonmasten, an denen die Leuchten mit Kabeln befestigt waren, sind beschädigt, deswegen müssten Laternen demontiert werden, hieß es in der damaligen Mitteilung der Stadt. Seither entwickelt sich der Austausch der Beleuchtung zu einer unendlichen Geschichte mit zahlreichen unterschiedlichen Beteiligten und Zuständigkeiten – sehr zum Ärger der Ellinghorster.
Das Problem: Wir stehen erneut mitten in der dunklen Jahreszeit und noch immer ist es entlang der Hauptverkehrsstraße finster. Gerade für Radfahrer, die den Radweg entlang der Straße nutzen, ist das ein Problem, aber auch für Schulkinder auf ihrem morgendlichen Gang zum Weusters Weg.
Stadt Gladbeck berichtet von Gesprächen mit allen Beteiligten
Doch warum dauert es über ein Jahr, eine Reihe von Laternen zu ersetzen? Auch die Stadt verweist auf die zahlreichen Beteiligten, „Wir stehen seitdem weiterhin in Gesprächen mit der Ele Verteilnetz GmbH (EVNG) und dem Kreis Recklinghausen über eine Neuinstallation“, sagt Stadtsprecher David Hennig. Doch was haben EVNG und Kreis mit der Beleuchtung der Bottroper Straße zu tun?
Die Stadt hat einen Vertrag mit der EVNG abgeschlossen, wonach der Netzbetreiber für Betrieb, Wartung und Instandhaltung der Straßenbeleuchtung verantwortlich. Heißt: Die EVNG als Dienstleister für die Stadt muss die Laternen ersetzen. Doch die bisherigen Leuchten können nicht so einfach ersetzt werden. Bisher hingen sie an Kabeln oberhalb des Mittelstreifens, nun müssen herkömmliche Laternen am Straßenrand aufgestellt werden. Dafür muss zunächst ein Kabel verlegt werden.
Bei einem Ortstermin an der Bottroper Straße wurde eine geeignete Trasse gefunden
Und an diesem Punkt kommt nun der Kreis ins Spiel. Die Bottroper Straße ist in dem Bereich eine Allee, die Bäume sind besonders geschützt. Hebt man einen Graben aus, um ein Erdkabel zu verlegen, besteht die Gefahr, die Wurzeln zu beschädigen. Entsprechend ist die Naturschutzbehörde beim Kreis zuständig. All diese Gegebenheiten erschwerten die Umsetzung, so Hennig.
Bei einem Termin vor Ort haben alle Beteiligten jetzt zumindest eine Trasse gefunden, um die Kabel zu verlegen. David Hennig: „Diese soll nun über eine Länge von rund 700 Metern dort verlaufen, wo aktuell der Radweg ist.“ Doch dafür seien umfangreiche Baumaßnahmen nötig, nicht nur im Bereich des Radwegs, auch Teile der Fahrbahn werden betroffen sein.
Naturschutzbeirat des Kreises Recklinghausen muss beteiligt werden
„Die Bäume der Allee stellen an dieser Stelle letztlich eine große Herausforderung für die Verlegung der Leitungen dar. Hier gibt es entsprechende Auflagen der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Recklinghausen, damit die Bäume keinen Schaden nehmen.“ Und so kann man bei der Stadt auch noch nicht sagen, wann die Arbeiten an dieser Stelle wohl beginnen werden.
Zunächst muss nämlich der Naturschutzbeirat des Kreises beteiligt werden. Einen entsprechenden Antrag müssten Stadt oder EVNG stellen, erläutert Kreissprecherin Lena Heimers. Je nachdem, wie der ausfällt, gebe es dann eine formelle Beteiligung – sprich der Beirat trifft auch eine Entscheidung – oder eine informelle Beteiligung. Im letzteren Fall würde das Gremium seitens des Vorsitzenden lediglich über die Maßnahme informiert.
Bauarbeiten sind mit Sperrungen der Bottroper Straße verbunden
Die EVNG habe nun die entsprechenden Anträge gestellt. So muss Straßen NRW beispielsweise die Sperrung im Bereich der Bottroper Straße genehmigen. EVNG-Sprecherin Tina Fricke: „Wir hoffen, im ersten Quartal mit den Arbeiten beginnen zu können.“ Wie lang die Bauphase dann dauert, sei noch nicht absehbar und auch abhängig von den jeweiligen Genehmigungen. Die EVNG-Sprecherin gibt ein Beispiel: So könne man schneller arbeiten, wenn Straßen NRW eine halbseitige Sperrung der Bottroper Straße genehmige. Andernfalls müsse mit verschiedenen Bauabschnitten arbeiten, das dauere länger.
Angesichts dessen, dass sich die Maßnahme schon so lang zieht, wäre es nicht einfacher gewesen, die alten Betonmasten zu ersetzen und die Beleuchtung wieder an Seilen über der Straße zu befestigen? Leider nicht – unabhängig davon, dass es eine sehr teure Lösung gewesen wäre. Nicht nur die Masten, auch deren Fundamente sind marode. Sie hätten also mühsam ausgebuddelt und ersetzt werden müssen, erläutert Tina Fricke. Das sei eine noch größere Belastung für die Wurzeln gewesen, zusätzlich hätten auch Kronen beschnitten werden müssen. Das habe die Naturschutzbehörde abgelehnt.
Lesen Sie mehr Nachrichten aus Gladbeck
- Familienkonferenz: Kita-Eltern, was läuft schief in Gladbeck? Sagen Sie es uns!
- WAZ-Familien-Check: Gladbeck – Tops und Flops im Familien-Check
- Geschenke: Teuer, günstig, kostenlos – fünf Geschenktipps zu Weihnachten
- Einkaufen: Das bietet der neue Aldi an der Buerschen Straße in Gladbeck
So viele beteiligte Stellen – das ist vor allem für die Ellinghorster keine gute Nachricht, bedeutet es doch, dass die Dunkelheit noch eine Weile andauert – zumindest auf dem Stück der Bottroper Straße.