Gladbeck. Kinderschutzbund weitet die Hausaufgabenbetreuung noch einmal aus. Das Angebot sei nötiger denn je, sagen die Helfer. Wie sie helfen wollen.

Zaen hat hier schon Freunde gefunden. Er kommt gern ins ehemalige Pfarrhaus von St. Marien. Hier trifft er sich nach der Schule mit Gleichaltrigen und bekommt vor allem auch Unterstützung bei den Hausaufgaben. Das Pfarrhaus von St. Marien in Brauck ist nach dem K4 in Stadtmitte und dem Angebot in Rentfort der dritte Standort, an dem der Kinderschutzbund dieses Angebot macht – in Kooperation mit den Amigonianern.

Der Bedarf für derartige Angebote ist groß, weiß Peter Fischer, der Vorsitzende des Kinderschutzbundes. In der Innenstadt etwa betreut der Verein an vier Nachmittagen in der Woche jeweils 30 Mädchen und Jungen, in Rentfort sind es zweimal in der Woche zwischen fünf und acht Kinder. Seit dem Sommer gibt es nun das Angebot in Brauck, und schon jetzt sind zweimal in der Woche fünf Kinder da – und es gibt Platz für fünf weitere, sagt Sally Gezdan, die das Projekt in Brauck für den Kinderschutzbund verantwortet.

Sprachbarriere ist für viele Kinder ein Problem in der Schule

Sie ist studierte Agrarwissenschaftlerin, geflohen aus Syrien, nach einer Station bei der Awo und zunächst ehrenamtlichem Einsatz beim Kinderschutzbund arbeitet sie nun für die Organisation. Ihr Vorteil: Sie spricht neben Englisch, Französisch und Deutsch auch Arabisch. Eine Sprache, die auch viele der Kinder, die hier betreut werden, sprechen.

Pater Gisbert Lordieck, Nasser Alnazzal und Sally Gezdan (hinten, von links) gehören zum Team der Hausaufgabenbetreuung in Brauck. Dort hat der Gladbecker Kinderschutzbund nun ein drittes Angebot dieser Art geschaffen.
Pater Gisbert Lordieck, Nasser Alnazzal und Sally Gezdan (hinten, von links) gehören zum Team der Hausaufgabenbetreuung in Brauck. Dort hat der Gladbecker Kinderschutzbund nun ein drittes Angebot dieser Art geschaffen. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

So ist es auch kein Wunder, dass vor allem die Sprachbarriere eines der großen Probleme in der Schule ist. Beim Kinderschutzbund lernen die Mädchen und Jungen in einem anderen Umfang Deutsch, haben jemanden, der sie im Zweifel auch in ihrer Muttersprache versteht, und erhalten die dringend nötige Unterstützung bei den Hausaufgaben.

Kinder blühen in Gladbeck beim Kinderschutzbund auf

Es sind vor allem Kinder mit Migrationshintergrund, nicht selten aus Flüchtlingsfamilien, die die Hilfe des Kinderschutzbundes in Anspruch nehmen. Peter Fischer weiß, dass das aber auch ein wichtiges Signal für die Familien ist. Hier erhalten sie Hilfe und Unterstützung, hier sind die Kinder gut aufgehoben – so könne man den Familien zumindest einen Teil der Sorgen nehmen, sagt Pater Gisbert von den Amigonianern. Und überhaupt gelte doch: „Wenn wir die Kinder jetzt verlieren, gewinnen wir sie nie wieder. Wir bieten hier eine Chance zum Schulstart“, ergänzt Peter Fischer.

Tatsächlich blühen die Kinder dort auf. Zaen etwa ist glücklich, hier zu sein, in Gladbeck, im Kinderschutzbund, wo keine Raketen das Leben bedrohen. Auch ihre Kinder, berichtet Sally Gezdan, würden bereits von Deutschland als ihrer Heimat sprechen – ganz selbstverständlich.

Stadt Gladbeck finanziert die Hausaufgabenbetreuung in Mitte und Brauck

Acht ehrenamtliche Helfer machen mit, betreuen in Brauck die Kinder – nicht immer alle gleichzeitig. Durch die Angebote in Mitte und Rentfort könne man zudem auf einen großen Pool ehrenamtlicher Helfer zurückgreifen, so dass auch, falls mal jemand ausfalle, Kräfte da sind.

20 Euro pro Halbjahr kostet es die Eltern, wenn sie die Kinder zur Hausaufgabenhilfe anmelden, Geschwisterkinder zahlen zehn Euro. Damit sind die Kosten selbstverständlich nicht gedeckt. Das Angebot in der Stadtmitte wird schon seit Jahren durch die Stadt mitfinanziert. Auch für das neue Angebot in Brauck gebe es zumindest eine mündliche Zusage seitens der Stadt, dort finanziell einzusteigen, sagt Peter Fischer. Gleichzeitig sei man dankbar für die Kooperation mit den Amigonianern und dafür, dass die Pfarrei St. Lamberti es möglich mache, die Räume in St. Marien zu nutzen. Eine Besonderheit gibt es in Rentfort: Die Hausaufgabenhilfe dort wird von Sponsoren ermöglicht.

Nach den Hausaufgaben wird gemeinsam gespielt

Dabei geht es für die Kinder hier nicht nur darum, ihre Hausaufgaben zu machen. Der Nachmittag ist klar strukturiert. Mindestens eine dreiviertel Stunde werde gearbeitet, danach darf gespielt werden. Und hier kämen eben Kinder aus den unterschiedlichsten Kulturen zusammen. Und auch das sei wichtig, sagt Fischer. Denn beim Angebot des Kinderschutzbundes gibt es eine Regel: Politik spielt hier keine Rolle.

Gerade bei knappen OGS-Plätzen sei ein solches Angebot wichtig, so Peter Fischer, der auch sonst den Bedarf sieht. Teilweise bräuchten die Kinder eine Eins-zu-eins-Betreuung, sagt er, und es wird deutlich, dass ihm diese Situation Sorgen macht. „Zwei der Kinder hier sprechen noch fast gar kein Deutsch.“

Umso schöner dann aber, wenn Kinder wie Zaen das Engagement loben und wirklich gern kommen – und auch selbst Erfolge sehen. „Ich mache meine Hausaufgaben hier sehr schnell, und das hilft mir auch in der Schule.“

Anmeldung und Spendenkonto

Anmeldungen für die freien Plätze in der Hausaufgabenbetreuung in Brauck nimmt entweder Pater Gisbert von den Amigonianern in St. Marien entgegen oder auch der Kinderschutzbund. Er ist erreichbar unter 02043 - 28888 oder dksb@dksb-gladbeck.de

Um die Betreuung zu organisieren ist der Kinderschutzbund neben der finanziellen Unterstützung seitens der Stadt auch auf Spenden angewiesen. Wer den Einsatz unterstützen möchte kann auf folgende Konten des Kinderschutzbunds spenden: Sparkasse Gladbeck, IBAN: DE72 4245 0040 0000 0007 45. Volksbank Ruhr Mitte, IBAN: DE87 4226 0001 0001 7718 00.