Gladbeck. Der Sozialausschuss befasst sich mit seniorengerechtem Wohnen. Warum sich das nicht isoliert betrachten lässt und welche Probleme es da gibt.
Wohnen im Alter – die CDU hatten diesen Punkt auf die Tagesordnung des Sozialausschusses setzen lassen. Doch schnell stellte sich heraus: Die Frage nach dem altersgerechten Wohnen lässt sich nicht gut isoliert betrachten. Stattdessen muss das Thema Bauen und Wohnen für die Stadt als Ganzes in den Blick genommen werden – und so wurde der Sozialausschuss am Dienstagabend kurzzeitig zu einer Art kleinem Planungsausschuss. Das zeigte sich unter anderem auch darin, dass Karsten Fuchte, Leiter des Amtes für Planen, Bauen und Umwelt, den Ausschussmitgliedern Rede und Antwort stand.
Es war jedoch zuvor schon Sozialdezernent Rainer Weichelt, der das Thema breiter aufstellte. „Es geht nicht nur darum, auf das Alter zu schauen. Auch Wohnen für Familien und Wohnen für Menschen mit Behinderung spielen eine große Rolle.“ Karsten Fuchte verwies dann auch auf das Handlungskonzept Wohnen, das der Rat vor einiger Zeit verabschiedet habe. „Das ist das oberste Leitziel, die Richtschnur, nach der wir vorgehen.“ Er machte keinen Hehl daraus, dass in Gladbeck „ein gewisser Handlungsbedarf“ bestehe.
In einer dicht bebauten Stadt wie Gladbeck sind vor allem Sanierungen wichtig
Rund 80 neue Wohnungen – die Hälfte davon in Mehrfamilienhäusern – bräuchte man in Gladbeck eigentlich, erläuterte der Planungsamtsleiter. Diese Neubauten seien dann ja auch schon barrierefrei und damit auch für Senioren geeignet, verweist er auf entsprechende DIN-Normen. Einschränkung allerdings: Rollstuhlgerecht seien solche Wohnungen nicht.
Gleichzeitig machte Fuchte aber deutlich, dass gerade in einer dicht besiedelten und bebauten Stadt wie Gladbeck ein Hauptaugenmerk auf Modernisierung im Bestand gelegt werden müsse. Inhaber von gefördertem Wohnraum könnten da von Tilgungsnachlässen profitieren. Die Stadt bemühe sich seit einiger Zeit, mit Immobilienbesitzern ins Gespräch zu kommen und über solche Fördermöglichkeiten aufzuklären.
Stadt Gladbeck veranstaltet mit Akteuren der Wohnungswirtschaft Stammtisch Wohnen
Aus dem Grund habe man einen „Stammtisch Wohnen“ ins Leben gerufen, zu dem auch die Wohnungswirtschaft eingeladen wurde. Zuletzt sei es da ebenfalls um das Thema öffentlich geförderter Wohnungsbau und die öffentlich geförderte Sanierung gegangen. Mit Blick auf den Komplex Wohnen – auch bezahlbares Wohnen – macht Weichelt deutlich: „Wir sind da von einem Markt abhängig und die Marktsituation ist sehr negativ.“ Zwar werde geförderter Wohnungsbau durch die steigenden Zinsen wieder attraktiver, das werde jedoch durch steigende Baukosten zunichte gemacht.
Der scheidende Caritas-Direktor Rainer Knubben schilderte die Situation aus seiner Sicht als Bauherr. Aktuell baut die Caritas geförderten Wohnraum. Das Problem: Die Baukosten seien hoch, die Quadratmetermiete bei 6,50 Euro gedeckelt. Aktuell beim Bau von fünf barrierefreien Wohnung an der Grabenstraße, „da komme ich mit 11 Euro nicht aus“.
Gladbecks Caritas-Direktor kritisiert hohe Hürden für öffentliche Gelder
Problematisch aus Sicht der Caritas: Die Hürden für öffentliche Gelder seien sehr hoch. Wer sie erhalten will, müsse hohe Energiestandards einhalten, die wiederum Kosten in die Höhe trieben. „Man kann sich ausrechnen, wie lange wir noch Wohnungen dieser Art bauen können“, so Knubbens düstere Prophezeiung. Er spricht weiter von einem „Systemfehler. Den geförderten Wohnungsbau attraktiver zu machen, „ist eine politische Herausforderung, die wir nicht in Gladbeck lösen können“.
Zurück nach Gladbeck und zur CDU-Anfrage: Nach Aussage der Verwaltung werde bei neuen Bauvorhaben, für die ein Bebauungsplan notwendig ist, immer auch ein angemessener Anteil an gefördertem Wohnungsbau berücksichtigt. Aktuell werden an der Johowstraße, in der Siedlung Schlägel & Eisen, an der Feldhauser Straße und am Hartmannshof geförderte Wohnungen gebaut.
487 ältere Gladbeckerinnen und Gladbecker stehen auf der Warteliste
Hier erfolgt die Belegung dann über das Amt für Soziales und Wohnen. Momentan gibt es in Gladbeck laut Auskunft der Verwaltung 1311 öffentlich geförderte oder ehemals geförderte Wohnungen, die für Senioren geeignet ist. 648 davon unterliegen gar einer klaren Zweckbindung eigens für Senioren. Dazu kämen frei finanzierte barrierearme Wohnungen, die auf dem Markt angeboten werden.
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Derzeit gibt es beim Amt für Soziales und Wohnen eine Warteliste. Auf der stehen 487 Seniorinnen und Senioren, die für eine öffentlich geförderte, seniorengerechte Wohnung registriert sind. Das bedeute aber nicht, dass alle konkret suchten, machte die Verwaltung klar. Einige registrierten sich frühzeitig, um dann bei entsprechenden Angeboten reagieren zu können. Es handele sich nicht um „akute Fälle“. Und weiter: „Es kann davon ausgegangen werden, dass lediglich knapp ein Viertel der Bewerberinnen und Bewerber in absehbarer Zeit tatsächlich umziehen will bzw. muss. In akuten Fällen kann in der Regel zeitnah eine Wohnung vermittelt werden.“