Gladbeck. Der städtische Experte Thomas Andres hat den Ausgleich im Blick. Neubauten sind eine Option, denn öffentlicher Wohnraum wird gebraucht.
Begrenzte Kapazitäten an Bauflächen, die demografische Entwicklung und die gesellschaftliche Struktur - das sind Faktoren, die ihre deutlichen Auswirkungen auf den sozialen Wohnungsmarkt in Gladbeck haben. Es ist auf diesem Sektor einiges in Bewegung. Thomas Andres, Leiter des städtischen Amtes für Soziales und Wohnen, hat die Fluktuation im Blick. Denn gerade in Folge der genannten Aspekte kommt öffentlich geförderten Wohnungen - landläufig auch Sozialwohnungen genannt - eine besondere Bedeutung zu. Einige Einheiten fallen aus der Bindung, andere werden neu gebaut.
Gab es laut Statistik Ende 2019 in Gladbeck rund 2100 öffentlich geförderte Wohnungen, wird dieser Bestand in den kommenden Jahren kleiner. Andres weiß: "Bis 2025 werden rund 100 aus der Bindung fallen. Bis 2040 werden wir dann nur noch 1400 Sozialwohnungen haben, wenn wir nicht gegensteuern." Und genau dieses Ziel verfolgen Fachleute vor Ort. Denn die Nachfrage bestehe. "Wir bemerken, dass die Menschen bei uns anrufen, sobald sie ein Bauschild mit dem Hinweis auf öffentliche Förderung entdecken", berichtet Andres.
Gladbeck: An der Otto-Hue-Straße in Rosenhügel entstehen neue Sozialwohnungen
Wie an der Otto-Hue-Straße in Rosenhügel. Thomas Balke, Geschäftsführer der Gladbecker Wohnungsgesellschaft erklärt: "Wir sind dort aktuell mit einem Objekt aktiv, in dem elf Wohnungen entstehen, für die Mieter einen Wohnberechtigungsschein benötigen." Insgesamt 1700 Einheiten habe die GWG derzeit im Bestand. Geförderte Einheiten gibt es an der Bülser Straße und an der Bellingrottstraße.
Thomas Andres: "Wir brauchen öffentlichen Wohnungsbau"
"Wir brauchen öffentlichen Wohnungsbau", sagt Andres, "in strukturschwächeren Gegenden wie bei uns: Wer kann sich da eine Kaltmiete von elf Euro pro Quadratmeter leisten? Hier ist eine andere Welt als an der Rheinschiene mit Köln und Düsseldorf." Der Amtsleiter betont: "Sozialer Wohnungsbau ist wichtig. Die Nachfrage ist nach wie vor da, Wartelisten haben wir eigentlich immer."
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Dabei spiegeln die Gruppen der Interessenten einen Querschnitt der Bevölkerung wider. Andres zählt auf: "Ältere Menschen, Alleinerziehende, Singles." Die Durchschnittsfamilie - Vater, Mutter, zwei Kinder - war einmal; andere Lebensmodelle sind mittlerweile gang und gäbe: "Stark gefragt sind eher kleinere bis mittlere Wohnungen. Aber eine Patchwork-Familie sucht mehr Wohnraum. Das Nachfrage-Verhalten hat sich verändert."
Für das geförderte Bauen gelten hohe Standards
Für das geförderte Bauen ist ein hoher Standard angesetzt, man denke unter anderem an die Barrierefreiheit: "Das macht diese Wohnungen begehrt." Nach Ministeriumsangaben hatten, so Andres, im Dezember 2016 mehr als 80 Prozent der Rentner Anspruch auf eine geförderte Wohnung, sprich: einen Wohnberechtigungsschein. Der Amtsleiter: "Bauland ist knapp in Gladbeck mit einer Fläche von knapp 36 Quadratkilometern." Doch es muss nicht immer die Neubauwohnung sein. Eine Option: "Im älteren Bestand modernisieren. Auch das wird mit Landes- und Bundesmitteln gefördert."
Apropos finanzielle Unterstützung: Für potenzielle Investoren von Bauprojekten hat Andres einen Tipp: "Es gibt sehr attraktive Förderbedingungen. Sorgen, dass Sozialwohnungen leer stehen, müssen sie sich nicht machen."
Im Durchschnitt bleiben geförderte Wohnungen 27,8 Jahre in der Bindung
Im Durchschnitt bleiben geförderte Wohnungen 27,8 Jahre in der Bindung. "Im Moment fallen viele raus", sagt Andres. Aber er betont: "Auch danach sind sie ja nicht für den Markt verloren. Und nicht zwangsläufig werden die Mieten stark angezogen, wenn Wohnungen aus der Bindung entlassen werden." Im "Handlungskonzept Wohnen", das voraussichtlich in diesem Jahr in Fachausschüssen auf den Tisch kommen soll, wird der gesamte Gladbecker Wohnungsmarkt analysiert: Ist-Zustand, erwartete Entwicklung, Handlungsempfehlungen.
Welche Konsequenzen die Corona-Pandemie auf den Gladbecker Wohnungsmarkt haben kann, vermag Andres zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu bewerten: "Mir fehlen belastbare Daten." Sollten jedoch Menschen ihren Job verlieren oder weiter in Kurzarbeit tätig sein, könnte das vielleicht Folgen für den Wohnungsmarkt haben.
Thomas Balke zur aktuellen Situation: "Unsere Mieter können zahlen, und sie zahlen auch." Mietstundungen seien nicht in Anspruch genommen worden.