Gladbeck. In Gladbeck sind derzeit viele Produkte im Supermarkt nicht verfügbar, die Regale leer. Das steckt dahinter und so geht es weiter.
- Wer derzeit in Gladbecker Supermärkten unterwegs ist, wird vor vielen leeren Regalen stehen.
- Denn: Aufgrund von Streiks wird derzeit bei einigen Produkten keine neue Ware nachgeliefert, beispielsweise bei Backwaren und Öl.
- Der Inhaber eines Gladbecker Edekas erklärt, wie er damit umgeht und wie es weitergehen könnte.
Eigentlich wollte ich nur ein paar Muffins backen. Doch der vermeintlich schnelle Einkauf im Supermarkt gestaltet sich am Ende schwieriger als die Suche nach dem Heiligen Gral. Im Regal für Backartikel herrscht gähnende Leere, bei den Molkereiprodukten sieht es nicht besser aus. Von den 16 Zutaten auf meiner Einkaufsliste bekomme ich beim Rewe-Markt in der Gladbecker Innenstadt vier überhaupt nicht, bei weiteren fünf Artikeln muss ich zu Markenprodukten greifen, die teils drei Mal so teuer sind wie die günstige Eigenmarke. Auch bei Edeka und Netto sieht es nicht viel besser aus – die bundesweiten Streiks im Einzelhandel wirken sich auch auf die Gladbecker Supermärkte aus.
Viele Produkte sind in Gladbecker Supermärkten nicht verfügbar
Seit Monaten fordert die Gewerkschaft Verdi Lohnerhöhungen für Beschäftigte von Supermärkten und den Großhandel, doch die Verhandlungen zwischen Arbeitgeberverbänden und Verdi sind festgefahren. So werfen die Arbeitgeber der Gewerkschaft vor, mit ihren Forderungen kein Entgegenkommen zu zeigen. Verdi wiederum hat vor wenigen Tagen erneut zur Arbeitsniederlegung in etlichen Betrieben aufgerufen. Betroffen sind davon in der Regel weniger die Märkte vor Ort. Die Gewerkschaft bestreikt jedoch die großen Lager der Ketten – zuletzt etwa das von Netto in Bottrop. Damit kappt die Gewerkschaft sozusagen die Lieferkette. Für die Supermärkte bedeutet das: Leere Regale, denn Ware zum Auffüllen wird nicht geliefert.
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Ein Rundgang durch verschiedene Märkte in Gladbeck zeigt, dass besonders Rewe-Läden aktuell von den Streiks betroffen sind, teils sind ganze Regalreihen – unter anderem die Abteilung mit Aufbackwaren – nicht mit Produkten befüllt. Bei Netto sieht es etwas besser aus, doch auch hier ist beispielsweise der Kauf von Zucker und Puderzucker nicht möglich – sowohl die Eigenmarke, als auch alle Markenprodukte sind vergriffen.
Damian Gerlic, Inhaber des Gladbecker Edekas in Zweckel, ist ebenfalls von den Streiks betroffen: In fast allen Abteilungen des Supermarktes sind Produkte nicht verfügbar, wann neue Ware geliefert wird, ist unklar. „Die Versorgung mit Produkten ist gerade unberechenbar. Heute kommt die Ware, morgen wieder nicht“, erklärt Gerlic. Ob Toilettenpapier, Schokolade oder Milch – welche Produkte gerade ausbleiben, ändere sich von Tag zu Tag.
Supermarkt-Verbände bitten Kunden, auf Alternativartikel zurückzugreifen
Kerstin Holla von der Unternehmenskommunikation des Edeka-Regionalverbundes Rhein-Ruhr findet für die derzeitige Streik-Situation deutliche Worte: „Wir im Edeka-Verbund sind immer bereit, berechtigte Forderungen zu akzeptieren. Aber das hat dort seine Grenze, wo diese Forderungen nicht mehr von tatsächlichen Kostensteigerungen gedeckt sind.“ Der Rewe-Verbund Dortmund, zu dem mehrere Rewe-Märkte in Gladbeck gehören, weiß ebenfalls, dass die Situation in den Supermärkten derzeit schwierig ist. „Wir bitten unsere Kundinnen und Kunden, auf Alternativartikel in unserem Sortiment zurückzugreifen“, schreibt Aileen Graw von der Unternehmenskommunikation auf Nachfrage dieser Redaktion.
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Um den Kunden beim Einkaufen die Situation zu erklären, setzen einige Märkte auf Schilder, die auf die leeren Verkaufsflächen geklebt werden. Damian Gerlic wiederum hält davon nichts: „Das sieht doch nicht schön aus. Wenn an jedem meiner Regale drei, vier weiße Zettel hängen, denkt der Kunde doch sofort, dass er hier gar nicht mehr einzukaufen braucht.“ Vielmehr setze er auf direkte Kommunikation mit den Kunden – wenn diese beispielsweise ein Produkt suchen, erklären die Mitarbeiter die Situation im Gespräch.
Edeka-Inhaber hofft, bis Ende 2023 wieder mit 90 Prozent aller Waren versorgt zu sein
Selten komme es zu Unverständnis und Ärger seitens der Kunden – „das betrifft vielleicht zwei, drei Prozent der Menschen im Laden. Die meisten haben Verständnis und wissen, dass wir auch nichts dafür können, dass die Produkte nicht geliefert werden“, meint Gerlic. Und: Trotz der zurzeit leeren Regale ist der Supermarkt-Inhaber optimistisch, dass sich dies bald wieder ändert. „Ich hoffe, dass wir bis Ende des Jahres wieder mit 90 Prozent der Ware versorgt sind.“
Denn tatsächlich kämpfen manche Supermarktketten an zwei Fronten. Neben dem Streik führen sich auch harte Preisverhandlungen mit verschiedenen Herstellern. Die sind zuletzt immer wieder so weit eskaliert, dass einzelne Ketten Produkte eines Herstellers aus dem Sortiment genommen haben, um so ihrerseits Druck auszuüben.
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Die Unternehmenskommunikation schreibt hierzu: „Wir haben es in den letzten Wochen durch intensive Verhandlungen geschafft, mit einigen Lieferanten, die einen Lieferstopp verhängt hatten, zu einer Einigung zu kommen. Und das zu nachvollziehbaren Preisaufschlägen und natürlich weniger als ursprünglich gefordert.“ Doch bis die Regale tatsächlich wieder voll sind, kann es noch dauern. Denn: Die Ware muss erst in den Fabriken produziert und dann an die Märkte ausgeliefert werden. Gerlic schätzt: „Bis die Produkte schließlich im Regal liegen, kann es bis zu zwei Monate dauern.“