Gladbeck. Die Warteschlangen am Tafelmobil in Gladbeck werden immer länger. So läuft die Versorgung aktuell – und das DRK plant eine weitere Aktion.
Mancherorts haben die Tafeln, die arme Menschen mit Lebensmitteln versorgen, Ausgabetage eingeschränkt oder einen Aufnahmestopp verhängt. Grund: Der Andrang wird immer größer, die Warenspenden hingegen nehmen oftmals ab. Wilhelm Walter, Chef des Roten Kreuzes Gladbeck (DRK), berichtet, wie die aktuelle Lage in der Stadt aussieht – und welche Aktion demnächst startet.
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Die Hilfsorganisation steuert und fährt den mobilen Tafelladen vor Ort. Er macht täglich zu festen Terminen an einem anderen Standort in Gladbeck Station und verteilt Lebensmittel an Bedürftige. Deren Zahl steigt weiter und weiter. „1850 Menschen versorgen wie derzeit“, sagt Wilhelm Walter. Anfang Juni wurde die 1500er-Marke geknackt – seinerzeit bereits ein Rekordwert. Wilhelm Walter, der die Verantwortung für die Tafel auf vier Rädern trägt, ist davon überzeugt, dass die Spitze bestimmt noch nicht erreicht ist.
Nach wie vor reihen sich auch viele Familien in die langen Warteschlangen am Gladbecker Tafelmobil ein
So zieht sich denn auch die Schlange derjenigen, die am Mittwoch auf dem Marktplatzin der Stadtmitte an der Tafel anstehen, weithin. Was ins Auge sticht: Es sind viele, viele ältere und alte Menschen dabei. Diesen Eindruck bestätigt Wilhelm Walter: „Bezieher von Grundsicherung im Alter machen hier eine große Gruppe aus. 77,75 Prozent erhalten Hilfen zum Lebensunterhalt, wie viele darunter Flüchtlinge sind, lässt sich nicht herauskristallisieren.“ So viel kann er in Zahlen aufschlüsseln: „5,17 Prozent erhalten Asylbewerberleistungen.“ Etliche Menschen aus der Ukraine versorgen sich am Tafelmobil, doch auch aus vielen anderen Herkunftsländern finden sich Abnehmer ein, es mögen um die 80 Nationen sein.
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Nicht zu vergessen sind die nach wie vor zahlreichen Familien am Tafelmobil. Die Altersspanne derjenigen, die hier materielle Unterstützung bekommen, reicht von 18 Jahren bis in die Neunziger.
Auch wenn die Warteschlangen immer länger werden, den Gürtel so richtig eng schnallen müssten die Hilfesuchenden nicht, bemerkt Wilhelm Walter. „Sicher, die Discounter disponieren mittlerweile anders, aber wir packen einmal wöchentlich unseren 16-Tonner-Lkw im Zentrallager Coesfeld voll und decken uns dort palettenweise mit Lebensmitteln ein“, berichtet der Gladbecker DRK-Chef. Deswegen müssten die Menschen am mobilen Tafelladen nicht darben.
Willkommene Unterstützung
Das Tafelmobil des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Gladbeck macht stadtweit zu festen Terminen an unterschiedliche Standorten in den Stadtteilen halt. Identisch sind überall die Ausgabezeiten – immer von 14 bis 16 Uhr.
Die Stationen sind: montags auf dem Braucker Markt an der Münsterländer Straße; dienstags in Rentfort, Enfieldstraße/Gustav-Stresemann-Straße; mittwochs auf dem Marktplatz in der Stadtmitte; donnerstags auf dem Markt in Zweckel, Tunnelstraße. Der Freitag ist für Hauslieferungen reserviert – für Menschen, die nicht mobil sind.
Das DRK Gladbeck freut sich über Tafel-Paten, die speziell dem Laden auf Rädern finanziell helfen. Es gibt für dieses Engagement eine Paten-Urkunde und einen jährlichen Bericht, was mit den Beiträgen geschehen ist.
Wer für die Tafel Geld spenden möchte, kann dies tun über die Kontoverbindung bei der Stadtsparkasse Gladbeck, IBAN DE95424500400071033625, BIC WELADED1GLA. Das Rote Kreuz stellt Spendenbescheinigungen aus.
Wilhelm Walter erzählt: „Sie gehen immer mit zwei vollen Tüten nach Hause. Es kann sein, dass vielleicht einmal nur drei drei statt vier Äpfel im Beutel stecken, aber Grundnahrungsmittel, Obst, Gemüse und Molkereiprodukte gibt’s immer genug.“ Der Vorsitzende und Kreisrotkreuzler stellt fest: „Wir müssen keine Einschränkungen einführen. Zurzeit ist es auch nicht notwendig, neue Quellen zu suchen. Es läuft gut.“
Immer wieder spenden auch Privatleute, das freut das DRK Gladbeck als Betreiber der Tafel. Haltbare Lebensmittel, „bei denen wir nicht aufs Mindesthaltbarkeitsdatum achten müssen“, sind stets willkommen. Konserven, Trockenprodukte wie Hülsenfrüchte, Nudeln, Reis, aber auch Kartoffeln – „eigentlich durch die Bank alles“, inklusive Tierfutter. Eben Artikel, die nicht leicht verderblich sind. Denjenigen, die Lebensmittel spenden möchten, steht die Tür beim DRK Gladbeck an der Europastraße 26 stets offen.
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Noch genießen wir den Spätsommer, aber es kommen auch wieder kältere und frostige Tage. Ergo sind die Rotkreuzler froh, dass auch Winterbekleidung gespendet wird. Und Wilhelm Walter blickt noch weiter voraus. Er kündigt an: „Wir planen, dass wir ab 1. November mit unserer Weihnachtspaketaktion starten.“ Ins Präsent kommen dann nicht nur Lebensmittel, sondern auch Gaben, die einfach Freude schenken sollen. Alkoholika und Selbstproduziertes wie Gebäck sind allerdings ausgenommen. „Eine Karte mit einem persönlichen Weihnachtsgruß sollte beigefügt werden“, erklärt Wilhelm Walter, „wer Spielsachen spendet, kennzeichne das Paket bitte mit einem K für Kinder.“
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Gewachsen ist dasTeam die Freiwilligen, die sich am und für das Tafelmobil engagieren. Wilhelm Walter ist froh über Neuzugänge: „Wir haben aktuell 55 Ehrenamtliche. Es sind einige hinzugekommen.“