Recklinghausen/Gladbeck. Der Kreis, also auch Gladbeck, soll noch mehr Windräder bekommen. Der Kreistag stimmt zu, fordert aber, dass bestimmte Gebiete frei bleiben.

Beim geplanten Ausbau der Windenergie in Nordrhein-Westfalen spielt der Kreis Recklinghausen, also auch Gladbeck, eine wichtige Rolle. Doch der Kreis erhebt in diesem Zusammenhang auch klare Forderungen. Die Ausgangslage: 91 Windenergieanlagen drehen sich bereits im Kreisgebiet, 14 weitere befinden sich im Genehmigungsverfahren. Zusammen kommen sie auf eine Leistung von 364 Megawatt im Jahr. Zum Vergleich: Das moderne Uniper-Kohlekraftwerk Datteln 4 produziert 1000 MW.

Die Windräder nehmen nach Angaben der Kreisverwaltung eine Fläche von 900 Hektar in Anspruch. Für weitere 100 Hektar existieren Pläne. Die meisten Windräder drehen sich im Vest: Und der Ausbau soll noch weitergehen. Um zusätzliche Flächen für Windenergie in Nordrhein-Westfalen zu sichern, will die Landesregierung den Landesentwicklungsplan (LEP) ändern. Konkreter wird es in einem folgenden Schritt, wenn auf der Basis der LEP-Vorgaben der Regionalplan für das Ruhrgebiet durch den Regionalverband Ruhr (RVR) angepasst wird. Denn dann geht es um die gebietsscharfe Ausweisung von Vorranggebieten. 2025 soll dieses Kapitel abgeschlossen werden.

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Kreis Recklinghausen hat größtes Windkraftpotenzial im Ruhrgebiet

Auch der Kreis hat ein Mitspracherecht. Im Ruhrgebiet weist der Kreis Recklinghausen nach einer Analyse des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) das größte Flächenpotenzial für Windkraftanlagen auf, was angesichts großer, ländlicher Bereiche nicht verwundert. Viele der vom LANUV ermittelten Potenzialflächen würden allerdings bereits genutzt, betont die Kreisverwaltung in einer auch vom Kreistag mehrheitlich beschlossenen Stellungnahme zur LEP-Änderung.

Technik für die Zukunft: Das Windrad auf der Gladbecker Mottbruchhalde ganz nah. Möglicherweise bekommt es noch Geschwister.
Technik für die Zukunft: Das Windrad auf der Gladbecker Mottbruchhalde ganz nah. Möglicherweise bekommt es noch Geschwister. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Laut Vorgaben des Landes sollen im Planungsgebiet des Regionalverbandes Ruhr 2036 Hektar als Fläche für die Windenergienutzung zur Verfügung gestellt werden. Etwa die Hälfte davon bringt der Kreis Recklinghausen bereits ein. Der Recklinghäuser Kreistag hatte sich im Frühjahr grundsätzlich für einen Ausbau der erneuerbaren Energien, inklusive der Windkraft, ausgesprochen, aber eine faire Verteilung der Lasten im Ruhrgebiet gefordert.

Kreis Recklinghausen zu Windrädern: Haard und Hohe Mark sollen unberührt bleiben

Die Windenergienutzung sieht der Kreis nach eigenen Angaben als „wichtigen Teil“ des „Vestischen Energiekonzepts“ an. Deshalb sei er auch bereit, weitere konstruktive Standortvorschläge zu machen, heißt es in der Stellungnahme zum Landesentwicklungsplan. Doch erhebt der Kreis in diesem Zusammenhang zwei Forderungen. Erstens: Vorrang vor der Ausweisung neuer Gebiete müsse die Ausweitung bestehender Windkraftstandorte erhalten, um auch dem Artenschutz und der naturnahen Erholung Rechnung zu tragen.

Zweitens: Haard und Hohe Mark sollten für Windräder tabu sein. Ein Ende 2021 vom Kreis in Auftrag gegebenes Gutachten war zu dem Ergebnis gekommen, dass diese großen zusammenhängenden Waldgebiete allein aufgrund ihres Artenbestandes so wertvoll sind, dass sie mit einem Naturschutz-, FFH- oder Vogelschutzgebiet gleichzusetzen sind. Und dort sind Windräder grundsätzlich nicht erlaubt.