Recklinghausen/Gladbeck. Mit einem Vestischen Energiekonzept will der Kreis seine Interessen beim Ausbau erneuerbarer Energien wahren – auch für Gladbeck. Darum geht es.
Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) sieht im Ruhrgebiet nur wenig bis gar kein Potenzial für den Bau neuer Windräder. Ausnahme ist der Kreis Recklinghausen, wo das LANUV in einer Analyse für das Land NRW auf eine Fläche von 1000 bis 5000 Hektar kommt, die für Windkraftanlagen infrage kämen. Das entspricht einer Größenordnung von bis zu 7000 Fußballfeldern.
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Die Hauptlast des Windstroms im Ruhrgebiet würde damit der Kreis Recklinghausen tragen. In einem Änderungsverfahren zum Regionalplan Ruhr will der Regionalverband Ruhr (RVR) „zeitnah“ Windenergiegebiete ausweisen, wie die Kreisverwaltung Recklinghausen berichtet. Der Kreis will darauf mit einem „Vestischen Energiekonzept“ antworten, um in dieser Angelegenheit auch gegenüber dem RVR seine Interessen zu wahren.
Wie viele Windräder verträgt der Kreis Recklinghausen?
Wie viele Windräder verträgt der Kreis Recklinghausen? In der Politik gehen die Meinungen weit auseinander. Auf Initiative von CDU, SPD, Grünen und Linken hat der Kreistag die Kreisverwaltung jetzt beauftragt, ein solches Konzept in Abstimmung mit den kreisangehörigen Städten – also auch mit Gladbeck – zu entwickeln und konkrete Ziele festzulegen. „Wir wollen das Zepter des Handelns in der Handbehalten und nicht fremdbestimmt werden“, fasste Grünen-Fraktionsvorsitzender Dr. Bert Wagener in der Kreistagssitzung die Intention des parteiübergreifenden Antrags zusammen.
In dem „Vestischen Energiekonzept“, das nun erarbeitet werden soll, geht es um den Ausbau der erneuerbaren Energien, um die Akzeptanz der Bevölkerung in dieser Sache und um eine Energieversorgung, die für Bürger und Wirtschaft gleichermaßen bezahlbar bleiben soll. Bislang liegt nur der Arbeitsauftrag an die Kreisverwaltung vor, doch längst ist klar, dass der Ausbau der Windkraft ein Knackpunkt in der ganzen Angelegenheit ist.
AfD will Bürgerproteste gegen mehr Windkraftanlagen im Kreis organisieren
Die AfD-Kreistagsfraktion hatte die Debatte losgetreten, als sie auf die LANUV-Analyse aufmerksam machte und vor einem massiven Ausbau der Windkraft im Kreis Recklinghausen warnte. Auch in der jüngsten Kreistagssitzung wiederholte der stellvertretender Fraktionsvorsitzende Tobias Köller die Ankündigung, Bürgerproteste gegen jede weitere Anlage im Kreis zu organisieren.
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Aber auch die anderen Fraktionen im Kreistag sind weit davon entfernt, einem ungebremsten Ausbau der Windenergie im Vest das Wort zu reden. Mit über 100 Windenergieanlagen sei der Kreis Recklinghausen, und hier insbesondere die Städte Haltern und Dorsten, bereits in Vorleistung getreten, betonte CDU-Fraktionsvorsitzender Ulrich Hempel. Allein mit diesen Anlagen belege der Kreis rund die Hälfte der für den gesamten Regionalplan Ruhr darzustellenden Flächen. Hempel wandte sich jedoch gegen den„Populismus“ der AfD.
Am Ausbau der erneuerbaren Energie führt kein Weg vorbei, so die Mehrheit des Kreistages
Die Mehrheit des Kreistages ist der Überzeugung, dass an einem Ausbau der erneuerbaren Energien, inklusive der Windkraft, kein Weg vorbeiführt, fordert jedoch, dass die damit verbundenen Lasten innerhalb des Regionalverbandes Ruhr „gleichmäßig verteilt und getragen werden“. Dass die Energiewende auch Konflikte verschärfen kann, darauf weisen die Fraktionen in ihrem Antrag hin. Genannt werden Lärm, optische Beeinträchtigungen und der Artenschutz. „Diese Zielkonflikte müssen wir aushalten“, sagte Bert Wagener von den Grünen. Der Antrag zur Erarbeitung eines „Vestischen Energiekonzeptes“ wurde von der Mehrheit des Kreistages verabschiedet. Lediglich die AfD stimmte dagegen.