Gladbeck/Recklinghausen. Der Kreis Recklinghausen hat die Taxitarife überprüft. Jetzt gibt es ein Ergebnis. Gladbecker Unternehmer sieht Branche seit Jahren in der Krise.
Taxifahren ist kein preiswertes Vergnügen. Fahrgäste zahlen für diese Dienstleistung im Kreis Recklinghausen heute rund 20 Prozent mehr als noch vor gut einem Jahr. Dass die Tarife 2023 noch einmal angehoben werden – wenigstens das ist vom Tisch.
Der Kreis Recklinghausen (Verwaltung und Kreistag) legt die Höhe der Beförderungsentgelte fest, so auch für Gladbeck. In dem Verfahren werden die Taxiunternehmen (rund 50 im Vest), die kreisangehörigen Städte und die Industrie- und Handelskammer vom Kreis angehört.
Gladbecker Unternehmer: Gastro-Krise wirkt auch auf Taxi-Branche
Bei den Unternehmern vor Ort stößt diese Entscheidung naturgemäß sauer auf. Werner Schwarz ist seit 1994 selbstständig mit einem Fahrzeug. Er sieht seine Branche schon seit langem in der Krise und in der Existenz gefährdet. Zwar habe sich das Tagesgeschäft seit Corona inzwischen wieder normalisiert, doch das Nachtgeschäft in Gladbeck habe sich immer noch nicht erholt, sagt er.
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Die Krise in der Gastronomie – Personalmangel, verkürzte Öffnungszeiten, ausbleibende Gäste – sie schlage auch in seine Branche durch. Hinzu kämen die vergangenen Jahre ohne Großereignisse, die schon ein tiefes Loch in die Kassen gerissen hätten. Werner Schwarz hätte sich für seine Branche ein anderes Ergebnis der Beratungen im Kreis gewünscht.
Zuletzt hat der Kreis im Mai 2022 eine Tariferhöhung beschlossen
Die letzte, im Mai 2022 vom Kreistag beschlossene Tariferhöhung, wurde in zwei Stufen (zum 1. August 2022 und zum 1. April 2023) umgesetzt. Seitdem gilt im Tagtarif der Grundpreis von 4,40 Euro und ein Kilometerpreis von 2,20 Euro. Im Nachttarif muss der Kunde 4,60 Euro (Grundpreis) und 2,40 Euro je Kilometer bezahlen.
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Damit hätte für die nächsten drei bis dreieinhalb Jahre eigentlich Ruhe herrschen sollen an der Taxitarif-Front. Dass sich die Kreisverwaltung in diesem Sommer noch einmal mit der Thematik beschäftigt hat, ist der Taxibranche geschuldet, die die Erhöhung um 20 Prozent im Frühjahr letzten Jahres als nicht auskömmlich eingestuft hatte. Vor allem die explodierenden Dieselpreise bereiteten den Taxiunternehmern zu dem Zeitpunkt große Sorgen. Der Verband des privaten gewerblichen Straßenpersonenverkehrs Nordrhein-Westfalen (VSPV e.V.) hatte deshalb eine zweistufige Tarifanpassung mit einem Volumen von insgesamt 29 Prozent angeregt.
500 bis 600 Euro im Monat allein für Sprit
Der Kreis Recklinghausen sagte immerhin zu, den Taxentarif Mitte des Jahres 2023 noch einmal zu überprüfen. Das Ergebnis liegt jetzt vor und wurde der Kreispolitik in diesen Tagen mitgeteilt: Der Kreis hält eine erneute Erhöhung des Taxentarifs momentan für nicht angezeigt und begründet das vor allem mit der Entwicklung der Dieselpreise. Im Vergleich zum März 2022 sei der Sprit in diesem Sommer (Stand Juni 2023) um 25 Prozent billiger. Auch die Erhöhung des Mindestlohns sei im derzeitigen Taxitarif bereits berücksichtigt. Die Kreisverwaltung räumt allerdings ein, dass die Kosten für Wartung und Reparatur von Fahrzeugen laut Preisindex um mehr als 13 Prozent gestiegen sind.
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Das Spritpreisargument überzeugt Schwarz nicht. Seit Juni, so sagt er, seien die Preise schon wieder um rund 20 Prozent gestiegen und es gebe keine Möglichkeit, diese Mehrausgaben weiter zu geben. Immerhin betragen die Spritkosten rund 500 bis 600 Euro im Monat, rechnet er vor. Er wünscht sich, dass der Kreis bei den Taxitarifen schneller und flexibler reagiert, um solche kurzfristigen Entwicklungen am Markt aufzufangen. „Am Ende müssen wir Selbstständige sehen, wo wir bleiben, unsere Interessen werden nicht wirklich wahrgenommen“, so zumindest seine Sicht der Dinge. Er fürchtet, dass es bis zur nächsten Erhöhung wieder vier Jahre dauern wird.
Der Kreis will nach eigenen Angaben die Entwicklung des Marktes weiter beobachten und den Taxentarif Mitte 2024 erneut überprüfen. Bis dahin kostet zum Beispiel eine zehn Kilometer lange Fahrt von Recklinghausen nach Marl 26,40 Euro im Tagtarif sowie 28,60 Euro im Nachttarif (22 bis 6 Uhr). An Sonn- und Feiertagen wird der Nachttarif auch tagsüber berechnet. ()