Gladbeck. Auch Schulkinder haben schon Sorgen – in einigen Stadtteilen Gladbecks mehr, in anderen weniger. Das zeigt eine große Befragung der Grundschüler.
Grundschulkinder aus Butendorf sind mit ihrem Leben im Schnitt am zufriedensten, während Kinder aus Zweckel im Vergleich unzufriedener sind – dies ist eine von vielen Erkenntnissen, die die Grundschul-Befragung UWE ergeben hat. Ein ausführlicher Bericht der Stadt gibt Einblicke, worüber sich Kinder in Gladbeck konkret Sorgen machen, wie sie ihre Freizeit gestalten, und in welchen Stadtteilen es Probleme gibt. Wir haben vier wichtige Erkenntnisse aus dem Bericht zusammengefasst.
Anmerkung zu den Stadtteilen: Da in drei Stadtteilen zu wenig Kinder an der Befragung teilgenommen haben, um statistisch gehaltvolle Aussagen treffen zu können, wurde Ellinghorst Alt-Rentfort zugeordnet, Rosenhügel kam zu Brauck und Schultendorf zu Zweckel.
Grundschulkinder in Gladbeck sind in der Regel zufrieden mit ihrem Leben
Grundsätzlich sind Viertklässler in Gladbeck mit ihrem Leben zufrieden. So stimmten der Aussage „Ich bin zufrieden mit meinem Leben“ insgesamt 79 Prozent voll oder eher zu. Sechs Prozent stimmten allerdings eher oder gar nicht zu, es gibt somit auch einige Kinder, die nicht mit ihrem Leben zufrieden sind. Zwischen den Stadtteilen gibt es deutliche Unterschiede, so stimmten in Butendorf zehn Prozent mehr Kinder der Aussage zu, sie seien zufrieden mit ihrem Leben, als in Alt-Rentfort (Butendorf: 85,2 Prozent Zustimmung, Alt-Renfort: 75 Prozent Zustimmung). Jedes vierte befragte Kind aus Alt-Rentfort ist demnach nicht zufrieden mit seinem Leben.
Gladbecker Kinder machen sich Sorgen darüber, wie es Mitmenschen geht
Auch, wenn Kinder aus Gladbeck grundsätzlich zufrieden sind, machen sie sich über verschiedenste Dinge Sorgen – sowohl darüber, wie es ihnen selbst geht, aber auch darüber, wie Menschen aus ihrem Umfeld sich fühlen. Eine der Sorgen, die die Befragten am häufigsten beschäftigt, ist „Jemand, der mir nahe steht, wird krank“ (55 Prozent stimmten zu, dass sie sich hierzu Sorgen machen), erst danach folgt die Sorge, selbst krank zu werden (39 Prozent hohe Zustimmung). Aber auch Gedanken, in der Schule weniger gut abzuschneiden oder von anderen Kindern nicht gemocht zu werden, besorgt viele Kinder.
So lief die UWE-Grundschulbefragung ab
- Im Rahmen des an Gladbecker Grundschulen durchgeführten „Projekts UWE“ beantworteten Viertklässler im Februar 2023 anonym zahlreiche Fragen zu ihrem Leben.
- Die Abkürzung UWE steht dabei für Umwelt, Wohlbefinden und Entwicklung.
- Von insgesamt 695 Viertklässlern in Gladbeck nahmen 428 Kinder nahmen teil, das ist eine Rücklaufquote von 62 Prozent.
- Mittels Online-Fragebögen konnten die Kinder angeben, wie zufrieden sie mit ihrer Lebenssituation sind – beispielsweise mit dem Familienumfeld, dem Kontakt mit anderen Kindern oder dem eigenen Körper.
Im Vergleich der Stadtteile zeigt sich, dass sich Kinder aus Zweckel und Mitte im Durchschnitt häufiger Sorgen machen als Kinder aus Alt-Rentfort und Butendorf. So stimmten beispielsweise 43,8 Prozent der Kinder aus Zweckel der Aussage „Ich mache mir viele Sorgen, dass mich andere nicht mögen könnten“ zu, während es in Alt-Rentfort nur 18,8 Prozent waren.
Hausaufgaben, Fernsehen und Freude treffen: So verbringen Kinder ihre Freizeit
Die Befragung hat sich ebenfalls damit beschäftigt, wie die Grundschulkinder ihre Freizeit nach dem Unterricht verbringen. Freizeit umfasst dabei allerdings auch Pflichtaufgaben wie beispielsweise Hausaufgaben erledigen. 74 Prozent der Befragten gaben an, sehr oft oder oft Hausaufgaben in ihrer Freizeit zu erledigen. Abseits dieser Verpflichtung schauen die Kinder oft Fernsehen, hier antworteten 66 Prozent, dass sie sehr oft oder oft in ihrer Freizeit Fernsehen schauen. Danach folgt die Kategorie „Sport oder Bewegung“ (52 Prozent) sowie Video- oder Computerspiele (51 Prozent) und Freunde treffen (45 Prozent).
Auch digitale Kontakte zu pflegen, spielt bereits in der Grundschule eine wichtige Rolle, beispielsweise über WhatsApp oder TikTok. 44 Prozent der Kinder tun dies sehr oft oder oft. Etwa 37 Prozent, und damit etwas mehr als jedes dritte Kind, liest in seiner Freizeit oft, 24 Prozent üben Instrumente. Zu beachten ist, dass die Befragung im Februar stattfand, einem Monat, wo viele Aktivitäten zuhause stattfinden.
Unregelmäßige Mahlzeiten und schlechter Schlaf verschlechtern die Zufriedenheit
Ein Problem, welches durch die Studie verdeutlicht wurde, ist die Auswirkung von unregelmäßigen Mahlzeiten und schlechtem Schlaf auf die Zufriedenheit der Kinder. So wurde festgestellt, dass Kinder, die ohne Frühstück zur Schule gehen und Kinder, die nicht gut schlafen, insgesamt häufiger zu Sorgen neigen und unzufriedener sind. Die Befragung ergab, dass 14 Prozent aller Kinder in Gladbeck an mehr als der Hälfte der Wochentage nicht frühstückt, und 23 Prozent der Kinder in mindestens der Hälfte der Nächte schlecht schläft.
Auch hier gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Stadtteilen: So frühstücken in Rentfort-Nord 94,3 Prozent der Kinder an mindestens der Hälfte der Tage, in Brauck sind es nur 76,8 Prozent. In Gladbeck-Mitte schlafen 97,2 Prozent der befragten Kinder gut, in Alt-Rentfort nur 67,6 Prozent. Eine wichtige Rolle beim Schlafen spielt laut Experten unter anderem die Zeit des Zubettgehens. Bei einem frühen Schulstart sei es nach Expertenmeinungen zu spät, wenn Kinder erst nach 22 Uhr ins Bett gehen. Insgesamt gaben in Gladbeck acht Prozent aller Befragten an, nach 22 Uhr schlafen zu gehen. In Brauck gehen Kinder durchschnittlich am spätesten ins Bett, hier gaben 18,3 Prozent an, nach 22 Uhr zu schlafen. In Rentfort-Nord sind es zum Vergleich nur 2,9 Prozent aller Kinder, die nach 22 Uhr schlafen gehen.
In Brauck zweifelt jedes vierte befragte Kind daran, ob es das Schuljahr schafft
Ein weiterer Punkt, der zu einem guten Wohlbefinden der Schüler in Gladbeck beiträgt, ist eine positive Selbsteinschätzung – beispielsweise, wie Kinder ihren eigenen Erfolg einschätzen und ob sie sich dem Schulalltag gewachsen sehen. Insgesamt stimmten 86 Prozent der befragten Schüler der Aussage „Ich bin mir sicher, dass ich dieses Schuljahr schaffen werde“ zu. Zehn Prozent waren unentschieden, vier Prozent stimmten eher nicht oder gar nicht zu.
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Betrachtet man die einzelnen Stadtteile, fällt auf, dass sich in Alt-Rentfort 97,2 Prozent der befragten Kinder sicher sind, das Schuljahr zu schaffen, in Brauck sind es nur 77,5 Prozent. Knapp ein Viertel aller Schüler dort zweifelt folglich daran, ob er oder sie das Schuljahr schafft.
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Bei der Stadtbildungskonferenz im August wurde gemeinsam mit Eltern und Kindern über die Ergebnisse der Befragung gesprochen, und es wurden erste Ideen erarbeitet, wie Kinder in Zukunft noch zufriedener sein könnten. Nadine Müller, Sachgebietsleiterin Kommunale Bildungsprozesse, stellte einige Ideen im Schulausschuss vor. So wurde festgestellt, dass die Zugehörigkeit zu Gleichaltrigen besser werden muss, da dies erheblich dazu beitrage, wie wohl sich ein Kind fühlt. Deshalb sollte es mehr „Orte der Begegnung“ geben, beispielsweise durch attraktivere Schulhöfe oder ein Spielmobil, welches in den Stadtteilen und auf Schulhöfen unterwegs ist.