Gladbeck. Das Vogelschießen beim Rentforter Jubiläumsschützenfest in Gladbeck endete spektakulär, doch beinahe wäre es zum Schützen-GAU gekommen.

Die Rentforter Straßen in grün weiß gekleidet, Fähnchen wohin das Auge schaut, wie Spalierbögen weisen die dreieckigen Wimpel die Wege zum Johowpark. Kein Zweifel, es ist Schützenfest in Gladbeck. Und nicht irgendeines. Der Rentforter Schützenverein 1898 e.V. feiert sein 125. Jubiläum. Nach einer rauschenden Eröffnungsfeier am Freitag geht es Samstag Mittag an der Vogelstange daran, einen neuen König für die kommenden drei Jahre zu finden. Oder eine Königin. Seit der Satzungsänderung 2019 dürfen Frauen als vollwertige Vereinsmitglieder ebenfalls um die Würde mitschießen.

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„Jeder ist bei uns gleichgestellt, das ist uns wichtig“, sagt David Strahl, Adjutant des da noch amtierenden Königs Christoph I. (Schwan). Die Wiese im Johowpark füllt sich am späten Vormittag mit viel Schützenvolk, es gibt flotte Musik vom Band, eine ausgelassene Stimmung begrüßt die Anwärter auf den Vogel. Der Wettergott war auf alle Fälle ein Schütze, obwohl es seit Tagen regnete, bleibt dieser Mittag trocken, zeitweise lässt sich die Sonne blicken.

Gladbecker Schützenvogel ruiniert beinahe die Dramaturgie

Moderator Ralf Weber im flotten Schützengrün begrüßt die Anwesenden und schon geht es los. Es dauert bis 11.53 Uhr, dann sichert sich Daniel Garbe die Krone des hölzernen Federviehs mit dem 97. Schuss. Jeder Schuss wird mit „ah“ oder „oh“ kommentiert, Adjutant Strahl holt sich den linken Flügel beim 135. Anlauf. Der Apfel geht an Max Lux, das Zepter an Klaus Schwarz. Dann dauert es noch einmal fast eine Stunde, bis wieder einmal David Strahl an der Reihe war. Mit großem Getöse fällt der rechte Flügel ab, der komplette Vogel wackelt. Sollte er jetzt schon fallen, bevor die Runde der „ernsthaften“ Königsanwärter überhaupt eingeläutet war?

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Die Menge hält den Atem an, David Strahl schlägt sich die Hände vors Gesicht. Nach Millisekunden war klar, der Rumpf blieb oben. Kollektives Aufatmen und erst einmal Pause. Kurz nach 14 Uhr ging es weiter, jetzt wird es ernst. Der amtierende König Christoph I. Schwan und auch die Königin Bärbel I. Schwan nehmen teil, dazu Pascal Kleinschmidt und Anette Schmidt. Diese vier Schützinnen und Schützen wollen es wissen: Dem Kleeblatt wünscht Ralf Weber „Gottes Segen und eine ruhige Hand“. Er moderiert das Geschehen informativ und unterhaltsam.

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Rentforter Schützen haben nun einen Kaiser

Jeder der vier Prätendenten hat allerhand Unterstützer im Publikum, die Schüsse werden nun mit Trillerpfeifen, Rasseln und Tröten laut begleitet. Unter fröhlichem Gejohle fliegen dank der größeren Patronen nun große Späne und Holzstücke zu Boden. Die Spannung steigt, es scheint trotzdem, als sollte es noch eine ganze Weile dauern.

Der König ist tot, lang lebe der Kaiser: Christoph Schwan und seine Frau Bärbel, die neuen, alten Herrscher der Rentforter Schützen in Gladbeck.
Der König ist tot, lang lebe der Kaiser: Christoph Schwan und seine Frau Bärbel, die neuen, alten Herrscher der Rentforter Schützen in Gladbeck. © FUNKE Foto Services | Frank Oppitz

Bis sich dann plötzlich mit dem insgesamt 258. Schuss der amtierende König zur Kaiserwürde schießt. Es ist 14.28 Uhr und Schwan wird von seinen Schützenbrüdern auf die Schultern gehievt und unter den Klängen der Blaskapelle Grafenwald in das Festzelt getragen. Kaiser Christoph I. Schwan fragt seine Angetraute Bärbel, ob sie noch einmal mit ihm die Regentschaft der Rentforter Schützen übernehmen möchte. Die Antwort ist natürlich ein strahlendes „Ja“, Freudentränen kullern. Am dann Abend wird das neue Kaiserpaar gefeiert, alle Gladbecker Schützenvereine entsendeten ihre Majestäten, und auch der kürzlich gekürte Stadtkönig Dennis Stock aus Zweckel ist unter den Gratulanten.

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