Gladbeck. Am Gladbecker Betriebshof berichtet ein Mitarbeiter davon, weshalb sein Job großen Spaß macht und sich eine Ausbildung trotz Vorurteilen lohnt.

„Manchmal habe ich mit Vorurteilen zu kämpfen, wenn ich anderen Menschen erzähle, dass ich als Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft arbeite. Dabei wissen viele Leute gar nicht, was ich eigentlich genau mache. Wenn ich ihnen dann von meinem Arbeitsalltag berichte, finden das die meisten doch cooler als sie zuerst dachten“, erzählt Kevin Kutzera, während er den „Umweltbrummi“ am Zentralen Betriebshof in Gladbeck aufschließt.

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Einmal im Monat ist der 21-Jährige mit dem Schadstoffmobil in Gladbeck unterwegs, um Chemikalien, Lacke, Energiesparlampen und Klebstoffe anzunehmen. Diese Tage machen Kutzera besonders großen Spaß – „man ist draußen unterwegs in den Stadtteilen und hat viel Kontakt zu den Kunden, die sich in der Regel darüber freuen, dass wir ihren Müll kostenfrei entgegennehmen“. An den anderen Tagen steht der Brummi auf dem Betriebshof bereit, auch dann kann Sondermüll bei Kutzera und seinen Kollegen abgegeben werden.

Ausbildung zur Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft dauert drei Jahre

2017 entschloss sich der damals 17-Jährige zu einer dreijährigen Ausbildung zur Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft. Aufmerksam wurde er auf den Beruf durch seinen Nachbarn, der beim Dortmunder Entsorgungsbetrieb EDG arbeitete und Kutzera fragte, ob er nicht Lust auf eine Ausbildung in dem Bereich hätte. Ein dreiwöchiges Praktikum am Betriebshof überzeugte den Schüler davon, direkt nach der zehnten Klasse mit der Ausbildung zu starten.

Zu Beginn verbrachte er sechs Wochen auf der Mülldeponie in Dortmund-Lanstrop. Hier arbeitete er viel im Labor, wo er unter anderem das Sickerwasser der Deponie auf Schadstoffe untersuchte. „Anhand der Laborproben habe ich analysiert, wie schmutzig das Wasser ist, und ob man es in die Natur fließen lassen kann“, erzählt Kutzera. Schon während der Ausbildung wurden die Azubis zudem auf dem Recyclinghof fest eingebunden und halfen bei der Annahme von Elektroschrott, Grünabfällen und Sperrgut.

Begleitend dazu wurden in der Berufsschule in Gelsenkirchen-Buer Fächer wie Laboranalytik, Maschinen- und Gerätetechnik und Umwelttechnik unterrichtet. Labortechnik sei ähnlich zum Chemieunterricht in der Schule, hier lerne man beispielsweise, Säuren zu neutralisieren. „Zudem haben wir in Petrischalen Bakterienstämme gezüchtet und beobachtet, wie sich diese innerhalb von 24 Stunden entwickeln“, erinnert sich der 21-Jährige.

„Jeder Müll, der bei uns abgegeben wird, landet nicht in der Umwelt“

2021 schloss Kutzera die Ausbildung ab, arbeitete zunächst für ein Jahr in Dortmund und ist seit Oktober 2022 fest am Gladbecker Betriebshof angestellt. Hier arbeitet er abwechselnd an der Wertstoffannahme und am Schadstoffmobil. Bei Letzterem sei wichtig, im Laufe des Tages die Container richtig zu beschriften, in denen der Sondermüll gesammelt wird. So ist eine Gefahrgut-Kennzeichnung ebenso nötig wie das Ausfüllen von Gefahrenzetteln, die an die Container geklebt werden. „Darauf vermerken wir, ob die Inhalte beispielsweise giftig oder brennbar sind“, erklärt der ehemalige Azubi.

Abgegebene Sonderabfälle müssen von Kevin Kutzera in speziellen Containern entsorgt werden.
Abgegebene Sonderabfälle müssen von Kevin Kutzera in speziellen Containern entsorgt werden. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Dass es gewisse abwertende Vorurteile zu seinem Job in der Abfallwirtschaft gibt, störe ihn nicht weiter. „Die meisten Kunden sind wirklich nett und froh, dass es uns gibt. Außerdem ist unser Job ja wichtig, damit nicht noch mehr Abfälle in der Umwelt landen“. Dies sieht auch sein Kollege Ahmet Erdogan ähnlich. Er freue sich über jeden, der beim Betriebshof vorbeikomme, um seinen Müll abzugeben: „Dann wissen wir, dass dieser Müll nicht am Straßenrand oder mitten im Wald landet. Wenn die Kunden dann noch mit einem zufriedenen Lächeln wieder vom Hof fahren, macht uns das glücklich“.

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Dass Sondermüll wie Altöle und Reifen in Gladbeck bei der Entsorgung kein Geld kosten, ist nicht selbstverständlich – in den meisten anderen Städten müssen Kunden für die Abgabe bezahlen. „Dadurch geben bestimmt mehr Leute in Gladbeck ihren Müll ab, anstatt ihn illegal zu entsorgen“, meint Erdogan. Und jeder Reifen, der auf dem Betriebshof statt im Wald lande, trage zu einer saubereren Umwelt bei. Auch in ihrem privaten Alltag sind Erdogan und Kutzera durch ihren Job achtsamer geworden. Eine sorgfältige Mülltrennung sei ihnen ebenso wichtig wie ein umweltbewusstes Handeln.