Gladbeck. Ruhestörung bis in die Nacht: Am Gladbecker Problemhochhaus Steinstraße war einiges los. Das sagen Stadt und Polizei zu Beschwerden der Anwohner.

Laue Sommernächte sind etwas Schönes. Die Hitze des Tages weicht einem kühleren Lüftchen. So kann man, auf dem Balkon oder der Terrasse, die Ruhe des Abends genießen. Für viele Menschen in Gladbeck-Butendorf stellen solche Sommernächte allerdings den blanken Horror dar: Am Wochenende gab es wieder Ärger an Gladbecks Problemhochhaus an der Steinstraße 72.

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Die Nachbarn im Umfeld des Hochhauses sprechen schon lange nicht mehr von Lärm, wenn sie schildern, was an dem Hochhaus los ist. Lärmterror ist es in ihren Ohren, die laute Musik mit wummernden Bässe beispielsweise, die sie vor allem im Sommer um ihre Nachtruhe bringt. So auch wieder am vergangenen Wochenende, wie Anwohnersprecher Tobias Stolze in Mails unter anderem an die Stadtspitze und die WAZ sowie auch im Gespräch mit der Lokalredaktion schildert.

Bei der Polizei sind mehrere Anrufe wegen des Problemhochhauses Steinstraße 72 in Gladbeck eingegangen

Sowohl beim KOD als auch bei der Polizei seien die Vorfälle gemeldet worden. Das Problem laut Stolze: Richtig ernst genommen habe man die Beschwerden wohl nicht, obwohl der Lärm im Laufe des Abends sogar immer weiter angeschwollen sei. Allein Tobias Stolze hat Samstagabend in der Zeit von ungefähr 23.45 Uhr bis 0.38 Uhr am Sonntagmorgen dreimal bei der Polizei angerufen. „Mir wurde gesagt, dass kein Wagen frei und die Wache schlecht besetzt sei, andere Einsätze würden mein Anliegen zudem immer weiter nach hinten rutschen lassen.“ Man habe ihm dann aber auch noch erklärt, die Nachtruhe sei ein hohes Gut, und es wäre deshalb auch gerechtfertigt, solche Vorfälle zu melden.

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Los ging es mit dem Lärm aber schon früher, sagt Tobias Stolze. Deshalb sei er gegen 21.20 Uhr zu dem KOD-Team gegangen, das um die Zeit noch regulär an der Steinstraße 72 vor Ort war. Zu dem Zeitpunkt drang „sehr laute, basslastige Musik“ aus dem Innenhof und der Tiefgarage des Hochhauses. Die Mitarbeiter des Ordnungsamtes hätten daraufhin mit einer Smartwatch den Geräuschpegel gemessen. Es sei aber auch der Hinweis erfolgt, dass der KOD nicht noch einmal einschreiten werde, „da man reden nicht verbieten kann“. Stolze: „Wir reden aber von Lärmterror mit Musik!“ Und: Gegen 22 Uhr seien auch wieder mehrere Möbelstücke aus einer der oberen Etagen auf der Rückseite des Hauses geflogen.

Polizeisprecherin: Auch am Sonntag gab es einen Polizeieinsatz am Gladbecker Problemhochhaus

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Polizeisprecherin Anette Achenbach bestätigt auf Anfrage der Redaktion, dass es Samstagabend mehrere Anrufe auch von einigen Anwohnern in Sachen Ruhestörung an der Steinstraße 72 gegeben hat. „Und auch am Sonntagabend war die Polizei gegen 23 Uhr vor Ort. Wir mussten mehrere Ansagen machen, bis Ruhe einkehrte.“ Samstagabend sei nach Rücksprache mit der Polizei der KOD im Anschluss an seine reguläre Einsatzzeit am Hochhaus, also nach 22 Uhr, erneut zur Steinstraße 72 gefahren. Um die 50 Personen seien im Innenhof angetroffen worden. „Hätte der KOD Unterstützung benötigt, wären wir ebenfalls noch rausgefahren“, so Achenbach. Im Laufe des Abends seien dann weitere Anrufe wegen „lauter Partygeräusche“ bei der Polizei eingegangen.

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Man nehme, erklärt die Polizei-Pressesprecherin, Hinweise auf Ruhestörung auch sehr ernst, zudem kenne man mittlerweile natürlich auch die besondere Brisanz der Adresse Steinstraße 72. Allerdings müsse man ebenfalls bedenken, „dass Ruhestörungen von der Polizei nicht mit der Priorität 1 versehen werden können. Sprich, gibt es andere Einsätze – wie Unfälle, Raub oder Gewaltdelikte – haben die natürlich Vorrang.“ Und so sei die Lage eben auch am Samstagabend gewesen, sagt Achenbach. Sie weist zum Beispiel auf die Einsätze zu später Stunde am Rande des Food-Festivals vorm Rathaus hin. „Dennoch sollen natürlich auch Ruhestörungen weiter von Bürgern gemeldet werden!“

Stadtsprecher: Wir nehmen die Sorgen der Anwohner ernst

Auch im Rathaus reagiert man auf die Beschwerden von Nachbarn des Problemhochhauses. „Wir nehmen die Sorgen der Anwohnerinnen und Anwohner weiterhin ernst, und bei vollständiger Besetzung ist deshalb auch eine Dauerpräsenz des KOD täglich zwischen 16 bis 22 Uhr vorgesehen“, betont Stadtsprecher David Hennig. Am vergangenen Wochenende sei die aber wegen anderer Einsätze im Stadtgebiet – zum Beispiel beim Street-Food-Festival – „nicht leistbar gewesen“. Die Stadtverwaltung halte aber weiterhin den Kontrolldruck hoch und arbeite auch „im Zuge mehrerer sozialer Projekte an einer Verbesserung der Situation“. Auch würden weitere rechtliche Maßnahmen geprüft. In der Eigentümerversammlung werde die Stadtverwaltung darüber hinaus weiter versuchen, direkt Einfluss auf die übrigen Wohnungseigentümer im Hochhaus Steinstraße 72 zu nehmen.