Gladbeck. Die Gladbecker GWP, verantwortlich für das Neubaugebiet Roter Turm, ist zahlungsunfähig. Ärger um das noble Wohnquartier gibt es schon länger.

Von der Vorzeige-Immobilie in Gladbecks Innenstadt zum Problemfall: Die Gladbecker Wohn- und Gewerbepark Roter Turm GmbH, kurz GWP, ist insolvent. Das teilte gestern Frank Purrnhagen, Chef der Volksbank Immobilien Rhein Ruhr und gleichzeitig GWP-Geschäftsführer, mit. Was das nun für die Immobilieneigentümer bedeutet.

Das städtebauliche Prestigeobjekt „Carré am Roten Turm“ ist auf dem ehemaligen Schlachthofgelände an der Grabenstraße entstanden. 23 moderne Wohnungen und vier Doppelhaushälften sind dort von 2016 bis 2018 gebaut worden. Seit 2020, so Purrnhagen, seien alle Immobilien vermarktet.

Lesen Sie auch

Kurz darauf geriet das schicke Wohnquartier allerdings auch schon in die Schlagzeilen: Einige Eigentümer beklagten Baumängel, die nicht behoben worden seien. Zudem sei man auch nicht über eine bestehende Altlastenproblematik informiert worden.

Die Volksbank Immobilien Rhein-Ruhr ist mit zehn Prozent an der GWP beteiligt

Die Kosten für die Behebung der Baumängel sind nun wohl auch ausschlaggebend für die Insolvenz der Immobilienagentur GWP. Purrnhagen erläutert: Die Volksbank Immobilien Rhein-Ruhr sei mit zehn Prozent an der GWP beteiligt. Der Hauptanteil – 90 Prozent – gehöre dem Projektentwickler des Quartiers Roter Turm, Helmut Bayer. Von ihm sei nun die Order gekommen, der GWP kein Geld für die Beseitigung der Baumängel zur Verfügung zu stellen. Dem GWP-Geschäftsführer, also Purrnhagen, habe er zudem den Auftrag erteilt, die Zahlungsunfähigkeit der Immobilienagentur zu erklären. In einem nächsten Schritt werde nun ein Insolvenzverwalter eingeschaltet.

Frank Purrnhagen ist Geschäftsführer von Volksbank Immobilien Rhein-Ruhr und auch der insolventen GWP, an der die Volksbank einen Anteil von zehn Prozent hält.
Frank Purrnhagen ist Geschäftsführer von Volksbank Immobilien Rhein-Ruhr und auch der insolventen GWP, an der die Volksbank einen Anteil von zehn Prozent hält. © FUNKE Foto Services | Joachim Kleine-Büning

Glück im Unglück: Das Quartier Roter Turm ist das einzige Projekt der Agentur. Es gibt also keine weiteren Geschädigten, die sich, schlimmstenfalls, jetzt sogar mit nur halb fertigen Bauvorhaben konfrontiert sehen. Allerdings: Für die Immobilienbesitzer am Roten Turm könnte der Schritt bedeuten, dass sie nun selber in die Tasche greifen müssen, um die Schäden an ihren Häusern und Wohnungen zu beseitigen. Es geht wohl unter anderem um Mängel an der Heizungs- und Elektroinstallation.

Insolventes Unternehmen Harfid war Generalbauunternehmen beim Carrè Roter Turm

Eine genaue Summe wollte Purrnhagen nicht nennen, sie sei nicht so ohne weiteres zu beziffern. „Aber wir reden da nicht von 2,50 Euro, aber auch nicht von horrenden Beträgen.“ Zudem hätten auch nicht alle Eigentümer Mängel moniert, sondern nur ein Teil. Der Rest sei sehr zufrieden. Zurückzuführen ist der Ärger laut Purrnhagen auf das Generalbauunternehmen, das das Gladbecker Quartier gebaut haut: Harfid. Das einst renommierte Essener Bauunternehmen ist seit 2022 insolvent, es wird für die Schäden nicht mehr aufkommen.

Auch interessant

Anfangs hatte die GWP noch Bereitschaft gezeigt, sich mit den unzufriedenen Eigentümern einigen zu wollen. Vor zwei Jahren wurde ein Sachverständiger beauftragt, der alle Mängel im Carré Roter Turm aufnehmen und dokumentieren sollte. Über 30 Schäden soll er aufgenommen haben. Doch dann wurde der Sachverständige auf einmal wieder abberufen. Einige der Immobilieneigentümer haben gemeinsam eine Rechtsanwältin mit der Vertretung ihrer Interessen beauftragt. Weitere Gespräche mit der GWP sollen aber nicht mehr stattgefunden haben. Laut Auskunft der Immobilienbesitzer sei die Agentur „immer wieder abgetaucht“. Das habe ihr Vertrauen in die GWP, aber auch in Volksbank Immobilien erschüttert.

++ Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook! ++

Frank Purrnhagen bedauert die aktuelle Entwicklung. Es sagt aber auch, dass einige Mängel beseitigt worden seien. Einige, aber eben nicht alle. Alle Eigentümer im Carré Roter Turm seien bereits über die Insolvenz informiert worden. Wie es nun weitergeht im noblen Carré Roter Turm, wird sich zeigen.