Gladbeck. In Gladbeck werden Azubis zu Drogisten ausgebildet. In der Berufsschule werden während der Ausbildung ungewöhnliche Fächer unterrichtet.

Mit einer schnellen Handbewegung zieht Yisra Erdogan die Handseifen an die richtige Stelle – ganz vorne im Regal platziert, sodass keine Lücken entstehen. Zufrieden schaut sie von oben nach unten, rückt noch eine Schaumseife ein Stück nach links und dreht eine Nachfüllpackung auf die Vorderseite. Dann sieht das Verkaufsregal im Drogeriemarkt an der Hochstraße 16 so aus, wie die 18-Jährige es gerne hat: Ordentlich, sodass die Kunden sofort finden, was sie suchen. Wenn ein Kunde doch mal ein Produkt sucht, steht Erdogan gerne beratend zur Seite – seit August 2022 macht sie eine Ausbildung zur Drogistin in dem Gladbecker DM.

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Ob Regalpflege, Kundenberatung, Produktannahme bei neuen Lieferungen oder Bestandsprüfungen: In ihrem Arbeitsalltag dreht sich bei Erdogan alles um das Thema „Drogerie und Kosmetik“. An drei Tagen in der Woche hilft sie in der Filiale vor Ort mit, um schon während ihrer Ausbildung an den Arbeitsalltag in einem Drogeriemarkt herangeführt zu werden. An zwei Wochentagen besucht sie zudem eine Berufsschule. Dort stehen ungewöhnliche Fächer wie Drogenkunde und Gesundheit auf dem Stundenplan, aber auch klassische Fächer wie Chemie, Englisch und Wirtschaft.

Ausbildung zur Drogistin: In der Schule wird Drogenkunde und Gesundheit unterrichtet

„Bei der Drogenkunde dreht sich alles um die Inhaltsstoffe von Heilpflanzen. Im Fach Gesundheit befassen wir uns mit dem Körper des Menschen – wenn ein Kunde im Geschäft Beschwerden schildert, können wir so besser zuordnen, welche Produkte und Inhaltsstoffe helfen könnten“, erzählt die 18-Jährige. In Chemie lernen die Auszubildenden zudem, was die Gefahrenkennzeichnungen auf den Produkten bedeuten. Auf Haarspray beispielsweise weisen Symbole darauf hin, wenn das Produkt hochentzündlich ist oder schwere Augenreizungen verursacht.

Wir suchen Ausbildungsbetriebe in Gladbeck!

  • Dieser Artikel ist Teil unserer neuen Ausbildungsserie „Was macht eigentlich ein...?“
  • Mit dieser Serie wollen wir auf verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten in Gladbeck aufmerksam machen.
  • Wenn Sie selbst in einem Ausbildungsbetrieb arbeiten oder Azubis kennen, die gerne einen Einblick in ihren Ausbildungsalltag geben möchten, dann schreiben Sie uns unter andrea.zaschka@funkemedien.de
  • Die vorgestellten Menschen müssen nicht zwingend gerade in der Ausbildung sein, es können auch schon fertig ausgebildete Fachkräfte sein, die ihre Ausbildung in Gladbeck gemacht haben.
  • Ob Bäcker, Optiker, Pferdewirt oder Drogist – je bunter die Mischung, desto besser! Wir freuen uns auf Ihre Ideen.

Die Schulprüfungen sind für Erdogan die größte Herausforderung während ihrer Ausbildung. Oft lerne sie am Wochenende, eine gute Vorbereitung sei sehr wichtig. Dass der Spagat zwischen Schule und Arbeit manchmal anstrengend ist, nimmt die Azubine für ihren Traumjob gerne in Kauf: „Ich wollte schon immer einen Beruf im Verkaufsbereich lernen“, erzählt Erdogan. „DM stand bei mir an erster Stelle, weil ich hier schon lange Kundin bin und mich für Drogerieprodukte interessiere.“

Während ihrer Ausbildung zur Drogistin berät Yisra Erdogan (links) Kunden in der DM-Filiale an der Hochstraße.
Während ihrer Ausbildung zur Drogistin berät Yisra Erdogan (links) Kunden in der DM-Filiale an der Hochstraße. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

Nach ihrem Realschulabschluss absolvierte die Bottroperin ein dreiwöchiges Praktikum bei DM, um sich davon zu überzeugen, ob eine Ausbildung zur Drogistin tatsächlich das Richtige für sie sein könnte. „Meine Erwartungen wurden erfüllt, ich habe mich direkt wohl gefühlt.“ Die ersten Wochen in der Filiale in Gladbeck seien dennoch schwer gewesen: „Plötzlich hatte ich Verantwortung und musste Vieles selbst machen, wovon ich vorher noch keine Ahnung hatte. Aber ich bin dadurch sehr gereift und habe mehr Selbstbewusstsein bekommen“, schildert die 18-Jährige die Anfangszeit.

Täglich kommt es im Gladbecker Drogeriemarkt zu Diebstählen

Besonders viel Selbstbewusstsein braucht sie, wenn sie Kunden im Geschäft beim Diebstahl erwischt – mehrmals täglich werden Artikel entwendet, beschädigt, oder Erdogan findet leere Verpackungen im Regal. Sie erinnert sich: „Am Anfang ist es mir super schwer gefallen, die Kunden anzusprechen, wenn ich gesehen habe, dass sie etwas eingesteckt haben. Mittlerweile gehe ich aber direkt auf die Menschen zu, auch wenn das manchmal unangenehm ist“. Im kommenden Monat muss Erdogan sogar wegen eines besonders schweren Diebstahls vor Gericht als Zeugin aussagen.

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Auch die Benutzung der Produkte im Geschäft ist nur erlaubt, wenn die Artikel als „Tester“ gekennzeichnet sind. Immer wieder bemerke die Azubine allerdings, dass Kunden Produkte öffnen und ausprobieren, um sie danach wieder zurück ins Regal zu stellen. Auch hier weise sie freundlich darauf hin, dass die Kunden das Produkt nach der Benutzung kaufen müssten. „Die meisten Menschen reagieren genervt oder auch mal frech, kaufen das Produkt dann aber“, berichtet Erdogan.

Auszubildende: „In der Ausbildung lerne ich viel mehr als in der Schule“

Zurzeit ist Erdogan die einzige Auszubildende im DM-Markt an der Hochstraße, ihr Chef suche aber gerade nach einem weiteren Azubi. Im ersten Jahr verdient sie 1025 Euro brutto im Monat – einer von mehreren Gründen, weshalb sich Erdogan für eine Ausbildung entschied: „Man verdient nach der Schule direkt Geld und hat einen Arbeitsplatz sicher, wenn man sich gut anstellt. Außerdem lerne ich hier vielmehr, als in der Schule“.

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Die 18-Jährige ist mittlerweile zu einem festen Bestandteil des Gladbecker Teams geworden. Ihre Kollegen führten sie Stück für Stück an den Arbeitsalltag in einem Drogeriemarkt heran und seien so zu ihren besten Freunden geworden. In der Zukunft könnte sie sich sogar vorstellen, irgendwann mal eine Filiale selbst zu leiten.