Gladbeck. Im Jugendcafé 3Eck gibt es einen Treff für queere Jugendliche. Sozialarbeiterin Saskia Büttner erklärt, warum so ein sicherer Raum wichtig ist.

Eigentlich sollte es anderen Menschen vollkommen egal sein, wer sich liebt und warum. Und ob ein Paar nun der so genannten Norm entspricht oder nicht. Doch so offen ist die Gesellschaft noch nicht. Noch immer ist „schwul“ eine oft gebrauchte Beleidigung – auch auf Schulhöfen. Und wer sich zur geschlechtlichen und sexuellen Vielfalt bekennt, der muss leider immer noch mit üblen Anfeindungen rechnen. In Gladbeck gibt es nun einen Treff für queere Jugendliche im Jugendcafé 3Eck in der Innenstadt.

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Nicht heterosexuell zu sein, oder auch nicht der gängigen Zwei-Geschlechter-Ordnung zu entsprechen, das ist schon für Erwachsene oft nicht ganz einfach. Queere Jugendliche haben es in der Regel noch schwerer. „Im Elternhaus, in der Schule gibt es oft große Probleme“, weiß Sozialarbeiterin Saskia Büttner. Sie arbeitet im Kinder- und Jugendhaus Maxus, engagiert sich da in der queeren Jugendarbeit. Und sie spricht aus eigener Erfahrung.

Ein sicherer Raum zum Quatschen und Chillen für queere Jugendliche in Gladbeck

Das Team von „Maxus Queer“: Sozialarbeiter Daniel Weidenfeld, die angehende Sozialarbeiterin Laura Elisa Marnette, Saskia Büttner und Erzieher Noah Waleczek.
Das Team von „Maxus Queer“: Sozialarbeiter Daniel Weidenfeld, die angehende Sozialarbeiterin Laura Elisa Marnette, Saskia Büttner und Erzieher Noah Waleczek. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Dass es nun im Jugendcafé 3Eck in der Innenstadt einen „sicheren Raum“ gibt, in dem die jungen Leute sich treffen und austauschen können, freut sie enorm. Denn: Natürlich ist das Miteinander in einer kleinen Stadt wie Gladbeck noch etwas schwieriger, die Akzeptanz in größeren Städten einfach mehr gegeben. Dass in Gladbeck Bedarf an einem solchen sicheren Rückzugsort besteht, sagt Saskia Büttner, sei schon vor einiger Zeit von den Streetworkern in Gesprächen festgestellt worden. Und sie erinnert an die heftigen Reaktionen auf die Regenbogenfahnen-Aktion vor zwei Jahren in der Stadt. Als deutliches Zeichen gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie sind sie an vielen Stellen gehisst worden – und von Unbekannten abgerissen und zerstört worden.

Im Maxus an der Erlenstraße gab es in den vergangenen anderthalb Jahren bereits einen Treff für die queere (LGBTQ*) Jugend. Allerdings erwiesen sich die Räumlichkeiten dort als nicht so ideal. Zu viele Gruppen, so Büttner, trafen teilweise aufeinander. Es kam zu Konflikten. Im 3Eck in der Innenstadt könne man nun einen richtigen „Safer Place“ anbieten.

An zwei Tagen in der Wochen öffnet „Maxus queer im 3Eck“ in der Gladbecker Innenstadt

Gedacht ist das Angebot in Gladbeck für Interessierte im Alter von 14 bis 21 Jahren. Um die zwölf Jugendliche gehören auch bereits zum festen Kreis derer, die regelmäßig von der Möglichkeit des Treffs Gebrauch machen. Saskia Büttner ist überzeugt davon, dass die Gruppe aber noch weiter wachsen wird. „Der Bedarf“, sagt sie, „ist auf jeden Fall da.“

Schlau Gladbeck

Die Schlau-Gruppe gibt es seit 2013 in Gladbeck, sie ist die einzige im Kreis Recklinghausen. Die Teamer arbeiten ehrenamtlich, einzig die Teamleitung hat einen 400-Euro-Job. In NRW gibt es rund 16 Schlau-Teams, gefördert wird das Projekt vom Land NRW. Neue Mitglieder fürs Team in Gladbeck werden gesucht. Schulen können sich melden.

Schlau ist ein Bildungs- und Antidiskriminierungsprojekt zu geschlechtlichen Identitäten und sexuellen Orientierungen. In Workshops mit Schulklassen, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bieten ehrenamtliche Teams die Möglichkeit, mit jungen lesbischen, schwulen, bi, trans*, inter* und queeren Menschen ins Gespräch zu kommen.

Weitere Informationen unter gladbeck.schlau-nrw.

An zwei Tagen in der Woche ist ab nun „Maxus Queer im 3Eck“ ein Anlaufpunkt in Gladbeck. Immer mittwochs in der Zeit von 16 bis 21 Uhr heißt es dort „queer and friends“, freitags „queer only“, ebenfalls von 16 bis 21 Uhr. Quatschen, chillen, Freizeit miteinander verbringen – das ist nun in geschützter Runde möglich. Natürlich steht auch das Team der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, bestehend aus Saskia Büttner, Daniel Weidenfeld, Laura Elisa Marnette und Erzieher Noah Waleczek, jederzeit für Gespräche zur Verfügung. Gemeinsame Unternehmungen sind ebenfalls geplant.

Sozialarbeiterin wundert sich: Schlau-Team wird schon seit einiger Zeit von Gladbecker Schulen nicht mehr angefragt

Um Toleranz gegenüber Schwulen, Lesben und Transsexuellen geht es auch der Schlau-Gruppe, die es seit 2013 in Gladbeck gibt. In ihr engagiert sich auch Saskia Büttner. Die Ehrenamtlichen von Schlau geben Workshops in Schulklassen, kirchlichen Gruppen und Sportvereinen. Worum es ihnen geht? Sie wollen aufräumen mit Vorurteilen und Klischees gegenüber queeren Mitmenschen.

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Saskia Büttner gehört seit 2020 zum Schlau-Team. Was sie schade findet: „Wir haben in den vergangenen drei Jahren überhaupt keine Anfragen mehr von weiterführenden Schulen in Gladbeck.“ An mangelnder Werbung, sagt sei, könne das nicht liegen. „Wir machen immer wieder auf unsere Arbeit aufmerksam, bieten Besuche an. In den anderen Städten im Kreis Recklinghausen funktioniere das auch gut. Regelmäßig sei Schlau da an den Schulen unterwegs. Es wäre toll, sagt sie, wenn in Gladbeck auch wieder Workshops vom Schlau-Team möglich wären.