Gladbeck. . Immer wieder sagen Gäste Tischbestellungen kurzfristig ab – oder kommen einfach nicht. Darum wollen Gastronomen aber auf Anzahlungen verzichten.

Wer einen Restaurantbesuch plant, bestellt im voraus oftmals einen Tisch, denn besonders am Wochenende sind viele Lokale ausgebucht. Wenn der Gast dann jedoch nicht erscheint, ist das für den Restaurantbesitzer meist ärgerlich.

Ein Bochumer Gastronom hatte daher ein Experiment gestartet und bei Reservierungen eine Anzahlung verlangt. Die WAZ fragte bei Gladbecker Lokalen nach, wie sie mit nicht eingehaltenen Reservierungen umgehen.

Rund 60 nicht eingehaltene Reservierungen

Etwa 60 Mal oder noch mehr hatte Vlado Sucic, Inhaber des Gasthauses „Alte Post“ , im vergangenen Jahr nicht eingehaltene Reservierungen. „Seit zwei, drei Jahren nimmt das Problem zu, 2017 war extrem“, sagt der Gastronom. Einige seien so „dreist“, einen Tisch gleich in mehreren Lokalen zu bestellen und sich dann spontan für einen zu entscheiden – ohne den anderen abzusagen.

Besonders am Wochenende ist Sucics Restaurant häufig ausgebucht, so dass er spontan vorbeikommende Gäste auch schon mal wegschicken muss. Wenn dann solche Gäste, die reserviert hatten, nicht kommen, sei dies natürlich ein Ausfall. „Auch die Personalplanung richte ich nach der Anzahl der Reservierung aus“, sagt Sucic.

„Gladbecker Gastronomen kämpfen um jeden Gast“

Natürlich kommt es vor, dass Gäste nicht kommen oder ihre Tische kurzfristig absagen, sagt auch Dario Dawiec, Inhaber des Italieners „La Grappa“ . Aber: „Meistens sind die Leute dann krank geworden.“ Eine Anzahlung für Reservierungen zu nehmen, kommt für ihn nicht infrage. „Gladbecker Gastronomen kämpfen um jeden Gast“, sagt er. Und wer Geld für eine Reservierung verlangt, verärgere nur die Gäste. „Wer einen Betrag zahlt und dann das Geld verliert, kommt doch nicht wieder.“

Auch Sucic erwägt eine solche Anzahlung nicht. „Für unsere Gäste und uns wäre damit ein enormer Aufwand verbunden“, so der Gastronom. Gäste müssten extra vorbeikommen, sie selbst hätten einen organisatorischen Mehraufwand. Reagiert hat Sucic auf die vielen ausgefallenen Reservierungen anders: „Große Gesellschaften ab 20 Personen nehmen wir nur noch persönlich an, nicht mehr per Telefon.“

Wer nicht kommt, sagt vorher ab

Ins griechische Restaurant „Artemis“ am Markt kommen zu 90 Prozent Stammkunden. „Daher machen wir keine schlechten Erfahrungen mit nicht eingehaltenen Reservierungen“, sagt Inhaber Evangelos Vasileiou. Wenn mal jemand nicht kommen könne, sage er vorher ab. „Es kann schließlich jedem mal passieren, dass er krank wird oder etwas anderes dazwischen kommt.“

Wenn sich im „Marktstübchen“ größere Gesellschaften anmelden, notiert sich Inhaber Wolfgang Thesing immer eine Telefonnummer. Einen Tag vor dem geplanten Termin fragt er dann dort noch einmal an, ob es bei der Tischbestellung bleibt. Er mache aber kaum schlechte Erfahrungen.

Am Wochenende ist das Marktstübchen ausgebucht

Seit 20 Jahren ist der Gastronom in Gladbeck, zuvor hatte er ein Lokal auf Sylt. „Dort habe ich bei Events wie Weihnachten oder Silvester Anzahlungen für Reservierungen genommen“, sagt Thesing. In Gladbeck sei dies nicht nötig. Am Wochenende ist das Marktstübchen ohnehin komplett ausgebucht. Wenn da mal jemand kurzfristig absagt, kommt immer wieder Laufkundschaft vorbei, die den Tisch dann besetzt.

>>>>Dehoga appelliert an Gäste

Wenn ein Gastronom bei der Tischbestellung Daten wie Namen und Telefonnummer beim Gast nachfragt, sei dies eine verbindliche Buchung. „Wird diese nicht eingehalten, kann der Wirt Schadenersatz verlangen“, sagt Rainer Nothoff, Geschäftsführer beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) des Bereichs Gelsenkirchen, zu dem auch Gladbeck gehört.

Es gelte jedoch viel mehr der moralische Appell an den Gast, bestellte Tische frühzeitig abzusagen. „Sonst gibt es irgendwann ‘amerikanische Verhältnisse’ und Gäste werden zur Vorkasse gebeten“, sagt Nothoff.