Recklinghausen/Gladbeck. Laut LANUV hat der Kreis Recklinghausen das größte Flächenpotenzial für Windräder im Revier. Die Aussage gefällt nicht jedem in der Kreispolitik.
Windrad-Offensive im Kreis Recklinghausen – und somit auch in Gladbeck? Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) sieht im Vest für Windkraftanlagen ein Flächenpotenzial von 1000 bis 5000 Hektar. Das entspricht einer Größenordnung von bis zu 7000 Fußballfeldern. In der Politik regt sich Widerstand.
Die Zahlen resultieren aus einem Zwischenbericht des LANUV zur „Flächenanalyse Windenergie NRW“. Hintergrund ist, dass die Bundesregierung den Ländern mit dem Anfang Februar 2023 in Kraft getretenen Windenergieflächenbedarfsgesetz (WindBG) verbindliche Ziele vorgegeben hat für Flächen, die für den Ausbau der Windenergie zur Verfügung zu stellen sind.
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Mehr Windräder: Das LANUV schafft die Grundlage für eine entsprechende Änderung
In NRW sollen das bis Ende 2027 1,1 Prozent der Landesfläche (37.524 Hektar) sein, bis Ende 2032 1,8 Prozent (61.402 Hektar). Das LANUV ist vom NRW-Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energiebeauftragt worden, die wissenschaftliche Grundlage für eine entsprechende Änderung des Landesentwicklungsplans (LEP) zu schaffen.
Im Ruhrgebiet weist der Kreis Recklinghausen laut LANUV das größte Flächenpotenzial für Windkraftanlagen auf, was angesichts großer ländlicher Bereiche nicht verwundert. Die AfD-Kreistagsfraktion sieht darin ein großes Problem und warnt vor einer Beeinträchtigung von Wäldern, Naturschutz und Erholungsgebieten. Der Kreis Recklinghausen habe in den letzten Jahren vermehrt auf den Tourismus gesetzt und viel Geld in die Infrastruktur, zum Beispiel in Fahrradwege, investiert, sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Tobias Köller. Die Ausweitung der Windenergie wirke an vielen Stellen „kontraproduktiv“.
Die AfD im Kreistag fordert einen „klaren Widerspruch“
Die AfD fordert vom Kreistag deshalb einen „klaren Widerspruch“ und den Auftrag an die Kreisverwaltung, alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, den Kreis Recklinghausen vor weiteren Windkraftanlagen zu schützen. Die Kreisverwaltung ist als untere Emissionsschutzbehörde für die Genehmigung neuer Windkraftanlagen zuständig. Nach Angaben von Behördensprecherin Svenja Küchmeister sind im Kreis Recklinghausen 91 Anlagen in Betrieb oder stehen kurz vor der Inbetriebnahme.
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Mit einer Bewertung der LANUV-Flächenanalyse hält sich der Kreis aktuell noch zurück. Das vom Landesamt ermittelte Flächenpotenzial von 1000 bis 5000 Hektar sei zunächst einmal nur ein theoretischer Wert, gibt Kreissprecherin Svenja Küchmeister allerdings zu bedenken. Ob die Fläche dann auch tatsächlich zur Verfügung stünde, hinge unter anderem von rechtlichen Vorgaben und den Eigentumsverhältnissen ab.
Ein Windrad beansprucht eine Fläche von durchschnittlich 0,4 bis 0,5 Hektar
Ein Windrad beansprucht eine Fläche von durchschnittlich 0,4 bis 0,5 Hektar. Die AfD-Kreistagsfraktion bemängelt, dass die Kriterien zu Ausschlussflächen von Windkraftanlagen „extrem herabgesetzt“ worden seien. So solle es künftig nur noch einen Abstand von 75 Metern zu Vogelschutz und Naturschutzgebieten sowie einen Abstand von 50 Metern zu stehenden und fließenden Gewässern geben. Diese Herabsetzung von Kriterien wirke dem Umwelt- und Naturschutz diametral entgegen, so die Fraktion.