Gladbeck / Bottrop. Die Sparbemühungen in Gladbeck und Bottrop zeigen Wirkung, sagt die EVNG. Warum der Netzbetreiber dennoch keine Entwarnung gibt.

Erleichterung bei der Ele Verteilnetz GmbH (EVNG), die Lage am Gasmarkt hat sich entspannt. „Wir sprechen nicht mehr von einer Gasmangellage, sondern von der Gaslage“, sagt Christoph Queens, Leiter des Gasbetriebs beim Netzbetreiber der Emscher Lippe Städte. Die Anspannung, die man dort noch vor drei oder vier Monaten – zu Beginn der Heizperiode – hatte, sei gewichen.

Doch was heißt das konkret? Ist das Einsparziel von 20 Prozent, das ausgerufen worden war, denn nun erreicht worden? Bei der EVNG gibt es nur Zahlen für Gladbeck und Bottrop gemeinsam. Denn diese beiden Städte bilden im Unternehmen das sogenannte L-Gasnetz. Das lässt sich nicht stadtscharf abgrenzen. Aber tatsächlich sei es in diesen beiden Städten gelungen, den Verbrauch im Vergleich zum Vorjahr um 19,2 Prozent zu senken, sagt Queens.

Auch wenn das 20-Prozent-Ziel erreicht ist, gilt es, weiter sparsam zu sein

Damit ist das 20-Prozent-Ziel nahezu erreicht. Doch das ist kein Grund, nun alles wieder aufzudrehen. Queens appelliert eindringlich, in den Sparbemühungen nun nicht nachzulassen. Denn alles, was jetzt eingespart werde, zahle ein für den kommenden Winter. Wenn man so will, gilt im Moment Entspannung, jedoch keine Entwarnung. Damit bewegt sich Queens auf einer Linie mit Klaus Müller, dem Chef der Bundesnetzagentur, der sich zuletzt ähnlich geäußert hat.

Christoph Queens, Leiter Gasbetrieb bei der Ele Verteilnetz GmbH in Gladbeck, Bottrop und Gelsenkirchen.
Christoph Queens, Leiter Gasbetrieb bei der Ele Verteilnetz GmbH in Gladbeck, Bottrop und Gelsenkirchen. © ELE | ele

Allerdings: Für diese Heizperiode jedoch fürchtet Queens keine großen Probleme mehr. Die nationalen Gasspeicher seien noch zu rund 75 Prozent gefüllt – so der Stand vor dem Wochenende. Gesetzlich vorgegeben seien zum jetzigen Zeitpunkt nunmehr 40 Prozent. Aber: Je weniger aus den Speichern abfließt, umso einfacher sei es, sie über den Sommer wieder zu befüllen, so die Mahnung des Experten. Denn das sei die große Herausforderung, die als nächstes ansteht.

Privat- und Gewerbekunden haben in Bottrop und Gladbeck ihren Beitrag geleitet

Gleichzeitig spricht er davon, dass es alles in allem gut gelungen sei, die russischen Erdgaslieferungen zu kompensieren. So seien die Niederlande und Norwegen in die Bresche gesprungen, außerdem hätten die Flüssiggaslieferungen einen wichtigen Beitrag geleistet. Nur: Zu 100 Prozent ist das russische Gas noch nicht ersetzt, daher sollte man die guten Nachrichten nicht als Aufforderung zur Verschwendung missverstehen.

Peter Efing, Sprecher der Ele Verteilnetz Gmbh (EVNG).  
Peter Efing, Sprecher der Ele Verteilnetz Gmbh (EVNG).   © Andre Schuster

Wie es gelungen sei, die knapp über 19 Prozent in Gladbeck und Bottrop einzusparen, das vermag die EVNG nicht genau zu sagen. Es gebe keine Möglichkeit zu unterscheiden, welcher Anteil auf die Privathaushalte und welcher auf die Gewerbekunden fällt, erläutert EVNG-Sprecher Peter Efing. Denn auch die Industrie hat den Einsatz von Gas in der Produktion reduziert.

Milde Witterung hat bei den Einsparbemühungen sehr geholfen

Im EVNG-Netz gibt es 123 Großverbraucher – Unternehmen, Krankenhäuser und ähnliche Einrichtungen, die 2021 nahezu konstant das gesamte Jahr über 95.000 Kilowattstunden pro Stunde abgenommen haben. Im Juli 2022 war dieses „Grundrauschen“ auf 68.000 Kilowattstunden gesunken, das lässt den Schluss zu, dass auch dort Einsparpotenzial gehoben wurde.

Einig sind er und Christoph Queens sich, dass es viele Effekte gebe, dank denen die Einsparung gelungen sei. Insbesondere haben die Witterung einen wichtigen Beitrag geleistet. Dass es seit Beginn der Heizperiode kaum Phasen richtiger Kälte gegeben habe, „hat uns in die Karten gespielt“, so Efings Schlussfolgerung.

Gefahr einer Gasmangellage war zu Beginn der Heizperiode real

Auch wenn sich die Lage nun entspannt, macht Efing noch einmal nachdrücklich klar: „Dass wir über eine Gasmangellage gesprochen haben und uns darauf vorbereitet haben, war keine Schwarzmalerei. Das hatte Hand und Fuß.“