Gladbeck. Die Straßenarbeiter sind wieder unterwegs und flicken Schlaglöcher. Der Winter hat schadhafte schadhafte Fahrbahndecken weiter aufbrechen lassen.

Derzeit schwanken die Temperaturen von Plus- bis in Minusgraden. Damit ist die Temperatur quasi der größte Feind der Gladbecker Straßenoberflächen. Denn Feuchtigkeit und Nässe dringen dann immer wieder tief in Risse bereits maroder Asphaltdecken ein. Durch Frost und Eis werden sie weiter aufgesprengt, so dass sich tiefe Gefahrenstellen bilden können.

Hochsaison also für die – quasi – „Soko-Schlagloch“ des Ingenieuramtes. Die Mitarbeiter rücken immer wieder mit dem Flickwagen aus, um die Löcher zu stopfen. Sie setzen Kaltasphalt ein, um die Schlaglöcherin Gladbeck zu flicken und so Gefahrstellen zügig zu beseitigen. Andernfalls könnten Auto-Fahrwerke beschädigt werden, oder Radler stürzen. In harten Wintern ist es eine beachtliche Zahl von Löchern, die sie flicken müssen.

Lesen Sie auch

Einer der Straßenunterhalter an der Kaltasphalt-Schüppe ist Dominik Serrano-Fernandez. Gerade hat er auf der Grabenstraße gestoppt, um ein neu entstandenes Schlagloch mit Kaltasphalt zu verschließen, mit einem Stampfer zu verdichten und mit einer paar Handvoll Sand abzustreuen. Ruckzuck ist das erledigt, der fließende Verkehrs kaum beeinträchtigt und nach wenigen Minuten geht es zur nächsten Schadstelle weiter. Je nach Witterung und Schadenslage kann die „Soko-Schlagloch“ auf acht Mann hochgefahren werden.

Sie arbeiten Meldungen ab, die in der Zentrale über die Kontrollen der Straßenbegeher hereingekommen sind. Diese Fachleute begehen fortlaufend das 240 Kilometer lange Straßen- und Wegenetz im Stadtgebiet, das so alle 14 Tage komplett aufs Neue abgeschritten ist, um etwa Schäden im Belag zu melden. Für die Flick-Kolonne werden zudem Anrufe von Bürgern oder Meldungen über die Gladbeck-App aufgenommen und weitergeleitet.

Die Stadt hat rechtlich eine Verkehrssicherungspflicht für ihre Straßen und Wege

Vor einem gefährlichen Schlagloch direkt an dem Radstreifen auf der Schultenstraße (Kreuzung Gonheide/Talstraße) warnt der Gladbecker Markus Kellermann auch via Facebookgruppe. Die „Soko-Schlagloch“ hat es schnell geflickt.
Vor einem gefährlichen Schlagloch direkt an dem Radstreifen auf der Schultenstraße (Kreuzung Gonheide/Talstraße) warnt der Gladbecker Markus Kellermann auch via Facebookgruppe. Die „Soko-Schlagloch“ hat es schnell geflickt. © Leserfoto | Markus Kellermann

Straßenmeister André Hochstätter, der Vorarbeiter der „Soko-Schlagloch“, weiß, dass der Flickasphalt oft quasi nur einen flüchtigen Tropfen auf den kalten Stein bedeutet. Denn die klebrige Split-Bitumenmasse kann durch Zugabe von Additiven zwar bis Minus 10 Grad ausgebracht werden, braucht nach der Verdichtung aber einige Zeit, um auszuhärten und so besser zu halten. Zeit, die der Kaltasphalt bei stark befahrenen Straßen kaum hat, wenn sofort nach Abschluss der Arbeiten die Fahrbahn wieder frei gegeben wird und die Reifen von Autos wie tonnenschweren Bussen oder Lkw über die Flickstelle brausen. „Wir müssen diese neuralgischen Bereiche im Sinne unserer Verkehrssicherungspflicht so ständig im Blick haben und nachbessern, sobald nötig“, sagt André Hochstätter.

+++ Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook+++

Die Kommune ist gemäß des Straßen- und Wegerechtes des Landes NRW dazu verpflichtet, die öffentlichen Verkehrswege in einem Zustand zu halten, der verkehrssicher ist. Im Winter addiert sich so ein Großteil der Kosten hinzu, die zur Beseitigung von Fahrbahnschäden (Flicken, Reparieren, Instandhalten) aufgewendet werden müssen „und pro Jahr rund 1,2 Millionen Euro umfassen“, so Frank Restemeyer. Der Leiter des Ingenieuramtes informiert weiter, dass jährlich rund 9500 Straßenlöcher im Stadtgebiet zu flicken sind. „Wenn wir einen harten Winter haben, mit vielen Temperaturwechseln, dann kann die Zahl aber auch auf 12.000 Reparaturen steigen.“ Das Flickenwerk sei dann meist ein Provisorium, bis die Temperaturen im Frühling wieder ansteigen, um die oft insgesamt größere rissige Schadstelle im Asphalt dann dauerhaft zu beseitigen. Restemeyer: „Indem die Fahrbahn dort auf meist drei mal drei Metern aufgeschnitten und großflächig mit Heißasphalt erneuert wird.“ Diese Aufträge würden aber an Fremdfirmen vergeben.

18 Kilometer des Gladbecker Straßennetzes weisen keine Schäden auf

Mit Kaltasphalt wird die Schadstelle auf der Grabenstraße provisorisch von Straßenunterhalter Dominik Serrano-Fernandez verschlossen, um ein rasches Ausbreiten des Schlagloches zu verhindern.
Mit Kaltasphalt wird die Schadstelle auf der Grabenstraße provisorisch von Straßenunterhalter Dominik Serrano-Fernandez verschlossen, um ein rasches Ausbreiten des Schlagloches zu verhindern. © Marcus Esser / WAZ | Marcus Esser

Auch wenn sich viele Gladbecker sicher im Winter ärgern, wenn sie mit dem Auto rumpelnd in ein Schlagloch brausen, sind die Gladbecker Straßen laut Restemeyer in recht passabler Verfassung: „Insgesamt sind die Straßen in Gladbeck in einem durchschnittlichen Zustand“. Das kann der Diplomingenieur über die Straßendatenbank belegen, in der fortlaufend die Kondition der Straßen erfasst und aktualisiert wird. Das Hoheitsgebiet der Stadt umfasst 183 Straßenkilometer, der Rest ist in der Unterhaltspflicht des Bundes oder Landes.

„Davon weisen etwa 10 Prozent keine Schäden auf“, also etwa 18 Kilometer, sagt Restemeyer. Rund 30 Prozent zeigten nur geringe oder kleine Schäden, weitere 33 Prozent weisen leichte Flächenschäden auf. Restemeyer: „Das bedeutet, das eine Teilfläche Schäden hat, aber der restliche Teil der Straße in Ordnung ist.“ Ein Viertel der Straßen habe mit mittleren Flächenschäden höheren Sanierungsbedarf und letztlich zwei Prozent (knapp vier Kilometer) weisen starke Schäden auf. „Zusammengefasst bedeutet das, dass 73 Prozent der Straßen in Gladbeck in einem akzeptablen Zustand sind“, sagt Frank Restemeyer.

Straßen- und Wegekonzept der Stadt

Die Stadt Gladbeck ist gesetzlich verpflichtet, ein Straßen- und Wegekonzept aufzustellen und alle zwei Jahre zu aktualisieren. Darin listet sie die beabsichtigten Straßensanierungs- oder -erneuerungsmaßnahmen der kommenden fünf Jahre auf. Der Rat beschließt das Konzept, das dieses Jahr aktualisiert wird.

Diese Übersicht der Straßenunterhaltungsmaßnahmen ist auch Voraussetzung für eine Förderung durch das Land NRW zur Entlastung von Anliegern bei ihrer Beitragspflicht für Straßenausbaumaßnahmen (Ziel 50 Prozent). Über anstehende Baumaßnahmen muss verbindlich und frühzeitig im Vorfeld mit einer Anliegerversammlung informiert werden.

Das Straßen- und Wegekonzept ist auch eine Art Prioritätenliste, welche Projekte zeitnah umgesetzt werden sollen. Die Bürgerinfo läuft so zum Beispiel für den kompletten Neuausbau der Meerstraße. Laufendes Projekt ist der Ausbau der Allensteiner Straße. Für dieses Jahr geplant ist eine Teilsanierung der Schulte-Berge-Straße. Ende des Jahres soll der Straßenendausbau des Buschfortweg erfolgen, zudem Kanalbau- und Fahrbahnsanierung an der Eggebrecht- und Talstraße.